Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Abb. 25. Lage des Kastells Boiodurum zu Passau-Innstadt. Kartengrundlage: Positionsblatt 1:25 000 Nr. 540/569.
Wiedergabe mit Genehmigung des Bayer.Landesvermessungsamtes München.

Kastell der mittleren Kaiserzeit schon unter Severus
Alexander (222—235) aufgelassen und der Ort erst
Jahre danach wieder besetzt worden sein.
Die Zeit der Markomannenkriege bildete für Rä-
tien aber auf jeden Fall einen wichtigen Einschnitt,
da nun eine Legion, die III Italica, in die Provinz
versetzt wurde. Für sie war das im Jahre 179/80
vollendete Legionslager in Regensburg bestimmt331.
»Der Kommandant der Legion, ein legatus Augusti
pro praetore war nun der ranghöchste Beamte der
Provinz und damit zugleich der Statthalter. Einen
procurator hat es auch weiterhin in Rätien gegeben,
aber dessen Amtsgewalt war jetzt auf die Geschäfte
der Finanzverwaltung beschränkt«332.
Nur wenig ergiebig war meine erste Grabung am
Donaulimes, die ich 1955 im Kastell Boiodurum zu
Passau-Innstadt durchgeführt habe {Abb. 25}. Bei
diesem bereits in Noricum liegenden Kastell hatte
F. J. Engel in kleineren Grabungen von 1904 bis
1911 die östliche und die südliche Umwehrung fest-
gestellt333. Die nördliche dürfte schon in alter Zeit
vom Inn weggerissen worden sein. Bei meinen Un-
tersuchungen gelang es unter ziemlich schwierigen
Bedingungen, wenigstens den Graben der Westseite

anzuschneiden {Abb. 26}, der von Engel jahrelang
vergeblich gesucht worden war, so daß wir uns jetzt
immerhin eine ungefähre Vorstellung vom Umfang
des Steinkastells machen können. Es ist kaum anzu-
nehmen, daß die Umwehrung gleich von Anfang
an in Stein errichtet wurde, doch haben sich Spuren
eines darunterliegenden Holz-Erde-Kastells bis jetzt
noch nicht gefunden. Das sollte bei Gelegenheit mit
einem kleinen Schnitt durch die Ostseite nachge-
prüft werden. Mehr lohnt sich in Boiodurum nicht,
da die Ausdehnungsmöglichkeiten für eine Grabung
schon 1955 minimal waren und heute nicht besser ge-
worden sind334.
331 Dort hat A. Stroh im Herbst 1955 an der Südostecke des
Legionslagers Grabungen durchgeführt, die einen aufschluß-
reichen, jedoch einstweilen noch nicht völlig klaren Einblick
in die mächtige Schichtenfolge gestatten: Germania 36, 1958,
78 ff. Stroh hat die Untersuchungen 1961 fortgesetzt, wobei sich
in der eigentlichen Ecke auch die Fundamente eines Turmes
ergaben.
332 W. Schleiermacher, Limesführer (1959) 232.
333 Saalburg-Jahrb. 15, 1956, 42 ff.
334 Wo sich in Boiodurum die Zollstation befand, wissen
wir nicht (a. a. O. 75). Einen von P. Reinecke auf Grund der
Votivinschrifl: von Wernstein für möglich gehaltenen Benefi-
ziarierposten lehnt R. Noll, RLiO. 21, 1958, 85 ab.

132
 
Annotationen