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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1906-1907

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Marquard, A.: Die Ludwigsburger Plakatkonkurrenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.6373#0013
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A. Marquard, Die Ludwigsburger Plakatkonkurrenz.

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Stuttgart wenigstens — alle eingegangenen Arbeiten auszustellen, mit Ausnahme
derer natürlich, deren ..Qualitäten" das von vornherein verboten. Ans dem
Ergebnis der Plakatkonkurrenz und der Ausstellung der besseren Entwürfe
ging zweierlei mit unbestreitbarer Klarheit hervor: einmal, es besteht eine
deutsche Plakatkunst, was vor 10 12 Jahren noch nicht gesagt werden konnte
und dann, auch unsere süddeutschen und speziell schwäbischen Entwürfe
können sich in Ehren dabei sehen lassen. Es ist erfreulich, daß der 2. Preis
einem Stuttgarter Architekten zufiel und daß unter den zum Ankauf empfohlenen
zehn Plakaten vier aus Stuttgart stammen.

Der 1. Preis fiel (fast einstimmig) dem Entwurf des Malers Max Kittler in
Charlottenburg zu. Eine Dame im Rokoko-Reifrock, offenbar aus der Um-

3. Preis. Arthur Krausc-licrlin.

gebung des Fürsten, sieht mit hohem aber würdigem Erstaunen durch ihre
Lorgnette einem modernen Paar, Sommermode 1906, nach, das durch den
Park aufs Schloß zugeht. Die Idee des Bildes ist nicht übel; sie deutet mit
feinem Humor auf den Zweck des Plakates hin: die heutige Welt, die unser
Ludwigsburg fast vergessen hat, einzuladen zum Besuch der herrlichen Schloß-
und Parkanlagen aus der Zeit des Reifrocks und der Haarturmfrisur, und wer
sinnend durch die Schönheiten Ludwigsburgs geht, kann sie sich mit einiger
Phantasie leicht durch solch phantastische Erscheinungen belebt denken. Die
Ausführung ist besonders anziehend durch die einfache Eleganz der Umrisse
nnd die fast zu zarte Farbengebung. Der 2. Preis wurde der Arbeit des
Architekten Ad. Retter in Stuttgart zugesprochen. Das an und für sich ge-
gebene Motiv, eine gerade Durchsicht auf die Gartenfront des Ludwigsburger
 
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