Zwei württembergische Künstlerjubiläen.
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Bernhard Neher, Studie.
sich die Ausführung des Schillerzimmers bis zum Jahre 1840/41. Im Herbst 1841
ward er Nachfolger Schnorr von Carolsfelds als Direktor der Leipziger Aka-
demie, von wo aus er die Weimarer Fresken bis 1846 vollendete. Die Kartons
dieser Gemälde befinden sich bekanntlich in den Korridoren des Stuttgarter
Museums für bildende Kunst. Von seinen Schillerbildern veröffentlichen wir
hier den „Erlkönig"; die beiden weiter beigegebenen Skizzen zeigen seine
prächtige sichere Zeichenkunst, die besonders in Stuttgart zur Geltung kam,
wo er seit 1846 als Professor an der Kunstschule wirkte, seit 1854 als Direktor.
Die Verpflichtung aller Professoren hier, schreibt Wintterlin, zur abwechseln-
den Korrektur im Antiken- und Aktsaale, brachte ihn mit sämtlichen Zöglingen
in nahen Verkehr. Hier machten sich seine reichen Kenntnisse, seine Gewissen-
haftigkeit, seine vornehm-künstlerische Haltung in vollem Maß geltend. Die
Schüler fanden bald heraus, daß niemand einen schöneren Akt stelle, niemand
richtiger, aber auch unerbittlicher korrigiere wie er. Er wußte mit seinen
freundlichen und wunderbar tief leuchtenden Augen allen zu imponieren.
Durch seine freisinnige Haltung gegenüber den wechselnden Zeitströmungen,
durch sein verständiges Eingehen auf jede Art von Talent, hat er nützlicher an
der Schule gewirkt, als wenn er mit Eitelkeit und Eigensinn die Schüler in den
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Bernhard Neher, Studie.
sich die Ausführung des Schillerzimmers bis zum Jahre 1840/41. Im Herbst 1841
ward er Nachfolger Schnorr von Carolsfelds als Direktor der Leipziger Aka-
demie, von wo aus er die Weimarer Fresken bis 1846 vollendete. Die Kartons
dieser Gemälde befinden sich bekanntlich in den Korridoren des Stuttgarter
Museums für bildende Kunst. Von seinen Schillerbildern veröffentlichen wir
hier den „Erlkönig"; die beiden weiter beigegebenen Skizzen zeigen seine
prächtige sichere Zeichenkunst, die besonders in Stuttgart zur Geltung kam,
wo er seit 1846 als Professor an der Kunstschule wirkte, seit 1854 als Direktor.
Die Verpflichtung aller Professoren hier, schreibt Wintterlin, zur abwechseln-
den Korrektur im Antiken- und Aktsaale, brachte ihn mit sämtlichen Zöglingen
in nahen Verkehr. Hier machten sich seine reichen Kenntnisse, seine Gewissen-
haftigkeit, seine vornehm-künstlerische Haltung in vollem Maß geltend. Die
Schüler fanden bald heraus, daß niemand einen schöneren Akt stelle, niemand
richtiger, aber auch unerbittlicher korrigiere wie er. Er wußte mit seinen
freundlichen und wunderbar tief leuchtenden Augen allen zu imponieren.
Durch seine freisinnige Haltung gegenüber den wechselnden Zeitströmungen,
durch sein verständiges Eingehen auf jede Art von Talent, hat er nützlicher an
der Schule gewirkt, als wenn er mit Eitelkeit und Eigensinn die Schüler in den