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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Braun, Edmund Wilhelm: Altludwigsburger Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0014
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Garten, die das Monatssymbol bildet; alle diese Zeichnungen sind im Augs-
burger Rokoko-Genre, in der Art der Nilsonschen Stiche, angefertigt.

Ueber Gefäßformen und deren Bestimmung geben uns auch die Zeichnungen
Aufschluß, meist rühren sie von Riedel, in späterer Zeit von Maler Kirschner
her, wenigstens nennt das bereits angeführte Inventar von 1793 eine Reihe
von Geschirren der verschiedensten Art als Modelle von Kirschner. Man
kannte ihn bisher nur als den Meister jener so effektvoll und fein gemalten
zerflatternden großen Blumen, die eine Reihe von Geschirren der Ausstellung
zierten; auf einer Kanne venetianischen Masken,

des Museums hat er | zwischen den Verkaufs-

buden amüsierte. In der
Bayreuther Zeitung vom
Jahre 1769 fand ich eine
Korrespondenz aus Lud-
wigsburg, die eine solche
Messe beschreibt. Sie
lautet:

..Vorgestern ward der
Geburtstag des Prinzen
Friedrichs Durchlaucht
in Galla begangen. Nach
der Tafel wurden in dem
Schloßhofe sechs Reit-
pferde vorgeführt, womit
Sr. herzogl. Durchlaucht
Dero Herrn Bruder, nebst
noch einige andern Prä-
sendenandiesemTagebe-
schenkten. Nebst andern
angeordneten Winter-
divertissements hat auch
verwichenen 17. Januar
die vor einen Jahr all-

er

seinen vollen Namen an-
gebracht.

Im „Bilderbuch aus
meiner Knabenzeit"' be-
richtet Justinus Kerner
von „venetianischenMes-
sen", die Serenissimus
von der zweiten Hälfte
der sechziger Jahre an
zu J^udwigsburg, offen-
bar in Erinnerung an
seine venetianische Reise,
gerne veranstaltete. Im
LudwigsburgerPorzellan
nun haben sich diese
venetianischen Messen
erhalten, Sie geben uns
ein wundervolles und
lebenswahres Bild von
diesen herrlichen, prunk-
vollen Festen des Her-
zogs, bei denen sich der
Hof in allen möglichen

Buntbemalte Figur eines Polen.
Museum Czartoryski, Krakau.

Kostümen, meist aber hier angelegte Messe

ihren Anfang genommen. Man hat vor die anhergekommenen vielen fremden
und einheimischen Handelsleute auf dem großen Marktplatz bequeme und ge-
räumige Boutiquen errichten lassen, und da der herzogliche Hof die Markt-
zeit über täglich Mittags von 11 bis 1 Uhr, und Abends von 5 bis 7 Uhr,
wann Schauspiel ist bis 8 Uhr, hingegen von Redouten Tagen sich en Masque
daselbst einfindet, überhaupt aber jedermänniglich um bemeldte Zeit auf
solche Art allda zu erscheinen erlaubt ist, so ist der Hauptgang von 350 Schuh
in der Länge, wo sich die vornehmsten Kaufleute enthalten, in einer ziemlichen
Erhöhung durchaus mit Tuch bedeckt und so eingerichtet, daß selbiger nächt-
licher Weile beleuchtet werden kann."

Ein ähnliches Fest, das uns die chinesischen Figuren erklärt, berichtet der
Bayreuther Zeitung eine Korrespondenz aus Parma vom 12. September 1709:

„Letztern Dienstag nahmen die Lustbarkeiten der chinesischen Messe ihren
Anfang. Alles war still, sobald aber Ihre königl. Hoheiten auf dem Platz
 
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