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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Pazaurek, Gustav Edmund: Künstlerische Besuchskarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0064
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Künstlerische Besuchskarten.

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immer haarscharf ziehen,* was wir nur an zwei Beispielen erläutern wollen.
Ab und zu begegnen wir nämlich alten Besuchskarten, bei denen sich der
Name auf einer mehr oder weniger deutlich ausradierten Stelle befindet. Hier
liegt offenbar, wahrscheinlich zunächst aus Sparsamkeitsrücksichten, die ja
dem Anfang des 19. Jahrhunderts auch sonst geläufig sind, eine zweimalige
Verwendung derselben Karte durch verschiedene Personen vor, wobei es
schwer feststellbar ist, ob der ursprüngliche, an dieser Stelle angebrachte
Name des Vorbesitzers auch nur handschriftlich verzeichnet war (Abb. 4;
Sammlung Dr. A. Figdor). Ja, einige dieser ..Ausbesserungen" sind so auffällig,
daß man die Vermutung äußern muß, daß es sich sogar um eine mehr als doppelte
Verwendung handeln dürfte; man hätte hier also das Recht, von einer neuen Art,
von einer ..Wander-Besuchskarte" zu sprechen. — Das zweite Beispiel ist
auch auf Ersparungsrücksichten zurückzuführen, jedoch ist hier der Kupferstecher,
beziehungsweise der Verleger mit im Spiel. Es lag nahe, die Kupferplatte einer
individuellen Karte, wenn von dieser keine weiteren Abdrucke zu machen waren,
nicht gleich ganz abzuschleifen, sondern erst den Versuch zu machen, ob sich nicht
irgendein anderer Liebhaber dieselbe Darstellung nach vollzogener Namens-
änderung für seine individuelle Karte wählen wolle. Daß dies ab und zu
wirklich gelingen mochte, daran ist wohl kein Zweifel. Aber bei der Be-
urteilung solcher Fälle muß man sehr vorsichtig sein, um eine Verwechslung
mit Nachstichen zu vermeiden, bei denen, da es sich um eine neue Platte
handelt, weniger eine Sparsamkeitsrücksicht, als vielmehr der "Wunsch maß-

* Der in Abb. 1 wiedergegebenen, von V. Grüner gestochenen Individualkarte begegnen wir z. B.
fast ohne Veränderung auch als Rahmenkarte für eine ..Mademoiselle Kremser1' (Wien, Sammlung
Frau Carl Mayer).
 
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