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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0099
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

nisse der führenden holländischen Firmen, nämlich: Brouwer, Distel, Amstel-
hoek. Auch die Batiks, die bekanntlich von Holland aus in den letzten Jahren
eine große Verbreitung gefunden haben, sind in den neuesten Schöpfungen
vorhanden. Große Abwechslung in der eleganten Formgebung weisen die
blanken Messing- und Kupfergeschirre von J. Eisenlöffel (de Woning) auf, die
die modernste holländische Metalltreibtechnik sehr gut repräsentieren. Ferner
die Sammlungen ostfriesischer Schmucke und Metallarbeiten, die der Post-
direktor Esslinger in Leer, ein gebürtiger Württemberger, in jahrelangem
Sammeleifer in seiner neuen Heimat zusammengebracht hat.

Auf Veranlassung des Vereins für christliche Kunst in der evangelischen
Kirche Württembergs hat Kunstmaler Ed. Pfenig (Stuttgart) Anfang Septem-
ber eine Sammlung neuer Entwürfe für Kindergräber herausgegeben. Die
Entwürfe gehen darauf aus, einem Handinhandgehen der Kunst und des Hand-
werks auch auf diesem Gebiet den Weg zu bahnen. Sie wollen das vielfach
übliche Holzkreuz nicht verdrängen, sondern es künstlerisch erneuern. Neben
Entwürfen, die die Kreuzform in vermischter oder verhüllter Form zeigen,
findet man solche, denen andere, altkirchliche oder volkstümliche Motive zu-
grunde liegen.

Professor Konrad von Lange (Tübingen) eröffnet im „Schwäbischen Mer-
kur" eine Artikelserie „Die Stuttgarter Gemäldegalerie von 1901 bis 1907".

Gleichzeitig erscheint Langes neuer Katalog der Gemäldegalerie mit 100
Abbildungen. In der ersten Hälfte enthält das Werk eine sehr eingehende Ge-
schichte unserer Gemäldegalerie, im zweiten Teil ein ebenso reiches wie wert-
volles kunstwissenschaftliches Material. Nach dem Katalog sind 1167 Bilder
vorhanden, 903 hier, 61 in Tübingen und 59 in Ulm. Auf dem achten Tag
für Denkmalspflege, der am 20. September in Mannheim stattfand, wurde ein
Beispiel Stuttgarts rühmend hervorgehoben. Landesbaurat Rehorst aus
Merseburg sprach über die „Möglichkeit der Erhaltung alter Städte-
bilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanf orderungen". Er
wandte sich gegen die auf das Zauberwort „Verkehr'- sich gründenden über-
triebenen Anforderungen. Man verlange breite Straßen; aber die Hauptsache
sei die richtige Ordnung des Verkehrs, und was in dieser Hinsicht geleistet
werden könne, zeige namentlich London. Auch die Schwierigkeiten der Straßen-
bahnen lassen sich überwinden, z. B. durch Variation des Hin- und Rückwegs.
Für die Telegraphendrähte sei unterirdische Leitung zu empfehlen, statt der
Benützung von Baudenkmälern, wie des Götzenturms in Heilbronn. In den
Altstadtteilen seien die natürlich gewordenen engen und krummen Straßen-
züge möglichst zu erhalten; die Sanierung könne auch durch andere Maßregeln
erzielt werden. Exponierte alte Gebäude können durch Ablenkung des Ver-
kehrs oder durch Anlegung von Arkadengängen gerettet werden. Daß auch
Brunnen und Bäume selbst in verkehrsreichen Straßen bestehen bleiben können,
zeigen Beispiele aus Freiburg, Bern und Stuttgart; man solle sich überhaupt
bemühen, den Verkehr zu dezentralisieren. Ein mustergültiges Beispiel für
schöne Umgestaltung eines alten Straßenbilds habe Stuttgart bei dem Neu-
bau seines Rathauses gegeben. Einen harten Kampf haben die Brücken zu
bestehen, da der Verkehr nicht bloß über, sondern auch unter ihnen zu be-
 
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