Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

DOI Artikel:
Württembergische Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0145
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
138

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

den hohen Mut, diese bedeutsame Aufgabe der Stuttgarter Akademie
selbständig zu übergeben. Professor Adolf Hölzeis Schule hat den Auf-
trag übernommen; von dem Meister nur mit Rat und Kritik unterstützt,
haben Brüllmann, von Hugo, Moillert und Nietzschke sie ausgeführt.
Hugo hat an der Rückenwand, den gestelzten Bogen der Verschalung
umrahmend, in schönem
Linienfluß aufstrebender
Gestalten die Macht der
Musik verkörpert. Die übri-
gen Wände forderten breite,
geradlinig eingeteilte An-
ordnung, die Nietzschke mit
Darstellung des Erscheinens
der Schönheit auf Erden
erfüllt und mit geistvoller
Ornamentik verbunden hat,
während Brüllmann gegen-
über in noch strenger mo-
numentalem, durch eine
über der Mitteltür ange-
brachte Plastik von Albiger
bedingtem Stil Hoffen.

Sehnen und Entsagen schildert. Die Bühnennische und der von Nietz-
schke entworfene, sehr schöne, tiefgriine, mit gelber Stickerei verbrämte
Vorhang gaben zu beiden Seiten Bildflächen frei, die tiefere Tönung
heischten, während ein Fries über der Bühnennische, worauf Moillert
Erwachen der Menschheit zum Genuß des Schönen versinnlicht hat, licht aus-
klingen mußte. Der Farbenakkord von stumpfem Grün zu lichtem Weiß und
Blau, dem Gelb und ein tiefes Violett sich beigesellen, klingt einheitlich und
weihevoll durch den hohen schönen Raum; die großen Flächen sind in schönem
Rhythmus von den streng monumental, nur in Umrißlinien gezeichneten, mar-
kigen Gestalten frei von Ueberfüllung wie Lücken belebt und gegliedert. Wer
das heiße Sehnen nach monumentaler Malerei kennt, das Grübeln über ihre
Bedingungen, das von Cornelius, Feuerbach und Marees an die besten Geister
des 19. Jahrhunderts erfüllte, dann vollständig in die Irre ging in der illu-
strierenden dekorierenden Wandmalerei, von Max Klinger und Ferdinand
Hodler auf neue steile Wege gewiesen wurde, steht fast erschüttert vor
der Erfüllung und Bestätigung, die hier Wirklichkeit geworden sind. Der
Bühnenraum, für den Bruno Goldschmid einen feinsinnigen landschaftlichen
Prospekt gemalt hat, kann zur Aufstellung des Orchesters wie zu dra-
matischen Darstellungen dienen, als deren Kulissen nach Professor Fischers
Angabe bemalte Rollwände in einfachster handlichster Weise verwendbar
sind. Eine von Architekt Pfennig, der auch der Schöpfer der symbolischen
Tiergestalten in den Fensterzwickeln des Turnsaals ist, nach Fischers
Entwurf gemalte Gartendekoration mutet ungemein traulich an. Die nötigen
Nebenräume sind, wie es Fischers Art ist, logisch, praktisch und einfach an-
geordnet und aus ihrer Angliederung, der verschiedenen Firsthöhe der Säle,
den vorgeschobenen, Nebensäle für Sitzungen etc. enthaltenden Eckbauten,

er-
das
 
Annotationen