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Bildtradition

(Kaiserporträts, Victorien, Dea Roma,
römische Wölfin, Gestalten besiegter Pro-
vinzen) nach, die zu mißverstandenen Neu-
bildungen führt: der Barbar, der unter den
Hufen eines römischen Reiters liegt, wird
z. B. in einen Drachen umgewandelt. Das
Verschwinden der königlichen Abzeichen
(Name und Titel) läßt auf die wachsende
Wichtigkeit von Städten als Handels-
zentren schließen, das Auftauchen des
Kreuzes zeugt für Englands Bekehrung
zum Christentum, Runen ersetzen die römi-
schen Buchstaben. Mit der Einigung des
Reiches und dem Anwachsen einer zen-
tralen Herrschermacht erscheinen (unter
Pippin) wieder Name und Titel des Königs,
Offa (Mitte des 8. Jahrh.) führt von neuem
das Herrscherporträt und, nach römischem
Muster, das seiner Gemahlin auf Münzen
ein, der Enkel Alfreds des Großen darf sich
als erster auf seinen Münzen Rex totius
Britanniae nennen. Die „Renaissance“ der
englischen Münze geht aus von Friedrichs II.
von Hohenstaufen Wiedereinführung der
Goldmünze nach antikem Muster (Augu-
stale), nach der dann 20 Jahre später der
Florentinische Florin entsteht. Formal
dringt die Renaissance allerdings erst in die
späten Münzen Heinrichs VII. (um 1490)

ein, unter dem zuerst ein individuelles (teil-
weise Profil-) Porträt des Königs an Stelle
der bisherigen konventionellen geprägt
wird; diese Münzen erhalten ebendeshalb
auch zuerst die Bezeichnung „Sovereign“;
Jacobi, vollzieht endlich 1619 den Schritt,
der zur antiken Münze zurückführt, in-
sofern er sich nicht mehr mit der Krone,
sondern als römischer Caesar mit dem
Lorbeerkranz um den Kopf darstellen läßt,
ein Typus, der sich als so ausdruckskräftig
erweist, daß er Commonwealth (Cromwell)
und Restoration überdauert. Karls II.
antikischer, lorbeergekrönter (bald nackter,
bald toga-drapierter, bald mit einer an-
tiken Rüstung bekleideter) Büste entspricht
auf der Rückseite seiner Münzen die Bri-
tannia, die hier zuerst, und zwar nach dem
Vorbild einer Münze des Antoninus Pius
erscheint. Ende des 17. Jahrh. endlich er-
scheinen, römischen Münzen nachgebildet,
zwei Profile des Königs und der Königin
übereinander. Diese Typen herrschen vor,
bis die Neogotik unter Königin Victorias
Regierung den Bruch mit der antikischen
Tradition fordert, und das Porträt der
Königin nunmehr, umgeben von gotischen
Buchstaben, in spitzenverziertem Kleid mit
Kopfschleier erscheint. G. B.
 
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