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Vorkarolingische Epoche

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und Ebro eine Kunstübung an, die in der
Tendenz zu geometrischer Dekoration ihrer
eigenen entsprach. Viele der Ziermotive der
westgotischen Schmuckstücke (z. B. die
Wirbelrosette) finden sich schon auf ibero-
römischen Grabmälern. O. K.
685 RHE, GYULA, u. NANDOR FETTICH,
Jutas und Öskü. Zwei Gräberfelder aus
der Völkerwanderungszeit in Ungarn.
Mit e. anthropolog. Anh. von Lajos Bar-
tucz. Prag: Seminarium Kondakovia-
num. 90 S., XX Taf.
(SxuS-txa. 4.)
„Wir haben hier die ersten frühmittel-
alterlichen Gräberfelder des Kontinents,
aus welchen wir auf das engste Nebenein-
ander, ja auf die Vermischung innerasiati-
scher (mongolischer) und westgermanischer
Volkselemente zu schließen vermögen“
(S. 7). ,, Wie es bei westgermanischen Gräbern
üblich ist, kommen . . . neben typischen
germanischen Produkten auch die Erzeug-
nisse der spätrömischen, provinzialen Kul-
tur vor“ (S. 55). O. K.
686 BENINGER, EDUARD, Der Wandalen-
fund von Czeke-Cejkov. In: Ann.
Naturhist. Mus. Wien 45, S. 183—224.
14 Taf. u. 1 Textfig.
Der Fund stammt aus dem Skelettgrab
einer Wandalin. Den terminus post quem
bildet eine Münze aus dem Jahre 139 n.Chr.
Als endgültige Datierung des Grabes er-
gibt sich durch vergleichende Analyse die
Zeit um 300. Starke provinzial-römische
Einflüsse in der Keramik. Vielleicht weisen
einzelne Bronzegefäße und eine Glasschale
auf pontischen Import hin. Die ostdeut-
schen Beziehungen sind belegt durch Glas-
und Bernsteinperlen. Die Goldschmuck-
stücke entsprechen der ersten pontisch-ger-
manischen Denkmälergruppe. F. S.
B. IRISCHE KULTUR
DES FRÜHEN MITTELALTERS
1. Kunstdenkmäler
687 PORTER, ARTHUR KINGSLEY, The
Crosses and Culture of Ireland. New
Haven: Yale University Press. XXIV,
143 S. 276 Abb.
Dem hervorragenden Buche kommt blei-
bender Quellenwert dadurch zu, daß es von
den meisten der wichtigen irischen Hoch-

kreuze, die unvermeidlicher, wenn auch
langsamer, Zerstörung ausgesetzt sind,
photographische Wiedergaben enthält, zu
denen in Hinkunft jeder greifen wird, der
sich mit ihnen beschäftigt. Ein Indexteil
erhöht noch diesen Wert.
Darüber hinaus ist P. bestrebt, einem
neuen Gesichtspunkte zum Durchbruch
zu verhelfen, der in der Richtung heutiger
Betrachtungsweise liegt und dessen Über-
tragung auf das Studium der iro-schotti-
schen Denkmäler reizvoll ist: es handelt
sich um den Versuch, einzelne Komposi-
tionen in dieser Kunst aus der irischen My-
thologie vorchristlicher Zeit zu erklären.
Das Verfahren ist vorwiegend ikono-
graphisch, unter kritischer Heranziehung
anderer Denkmälergruppen, und wenn-
gleich die unterschiedenen fünf Perioden
(Frühzeit, St. Patrick und die Heiden; St.
Columcille; das große festländische Mis-
sionswerk ; der Sturz der keltischen Kirche;
die Wikingerzeit Irlands) zweifellos dem
geschichtlichen Ablauf Genüge tun, so er-
hebt sich doch sofort die prinzipielle
Schwierigkeit, daß Ursprungsgebiet und
-zeit der inselkeltischen Kunst des Früh-
mittelalters zu den gerade heute heißest
umstrittenen Fragen gehören, während neue
entscheidende Entdeckungen ebenso hart-
näckig ausbleiben. P.s Chronologie ist die
„orthodoxe“, für die nordenglischen Denk-
mäler sowohl wie für die irischen, wonach
nur das Book of Durrow noch dem Jahre
700 etwas voraufgeht.
Diese Frage berührt uns hier weniger vom
allgemein kunstarchäologischenStandpunkt
als von dem, daß die Frage des Nachlebens
epischer Vorzeitstoffe auf irischen Denk-
mälern engstens mit Herkunft und absolu-
ter Datierung der Frühkunst verknüpft ist.
Ist nämlich diese Kunst, wie manche
wollen, von Irland übernommenes und nur
selbsttätig verarbeitetes Fremdgut, so ist
es von vornherein unwahrscheinlich, daß
ihre ältesten Denkmäler irgend erzählendes
Erbe aus keltischer Heidenzeit enthalten,
und das trifft für die älteste, die Metall-
kunst zweifellos zu; woraus allerdings nicht
folgt, daß diese Kunst fremd sein müsse.
Aber auch wenn ihr original-keltischer
Grundcharakter feststeht, so obliegt dem
Verfechter der Theorie keltisch-mytholo-
gischer Einflüsse auf den Bildgehalt doch erst
recht die Beweislast, die ununterbrochene
 
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