Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Politik u. Kunst der Gegenreformation

245

1015 DUPRONT, A., Art et contre-reforme. Les
fresques de la bibliotheque de Sixte-Quint.
In: Melanges archeol. hist. 48, S. 282
bis 307. 3 Abb.
Ausführliche Beschreibung der Fresken
in der Vatikanischen Bibliothek Sixtus’ V.
Auf Grund einer zeitgenössischen Beschrei-
bung von Angelo Rocca wird das Programm
erklärt: es sind dargestellt die Erfinder von
Alphabeten (Merkur, Kekrops, Ulfilasusw.),
die großen Bibliotheksgründer (von Moses
und Esdras angefangen bis zu Pisistratos,
Ptolemaeus Philadelphus,Tarquinius Super-
bus usw.) und die allgemeinen Konzilien des
Orients und Okzidents. Das gelehrte Pro-
gramm stammt von Männern, die zwar in der
humanistischen Tradition der Frührenais-
sance wurzeln (Vergleich mit den Fresken
der Kirchenväter und heidnischen Philo-
sophen in der Vaticana Sixtus’IV.), die aber
ihre präzisere und detaillierte Gelehrsam-
keit, insbesondere die Kenntnis der Über-
lieferungsgeschichte, in den Dienst der
gegenreformatorischen Kirchlichkeit stel-
len. G. B.
1016 BRAUER, HEINRICH und WITTKO-
WER, RUDOLF, Die Zeichnungen des
Gianlorenzo Bernini. Text- u. Tafelbd.
Berlin: H. Keller.
Römische Forschungen d. Bibliotheca
Hertziana. Bd. 9. 10.

Das Verhältnis Berninis zu einzelnen
antiken Vorbildern (vgl. bes. S. 57, Lao-
koon, S. 122, Pantheon) wird ebenso
eingehend untersucht wie seine grund-
sätzliche Stellung zur Antike behandelt
wird: „Da ihm (Bernini) die deutliche Ab-
gegrenztheit und Erfaßbarkeit der pla-
stischen Form über alles geht, kamen die
antiken Bauformen seinem architektoni-
schen Empfinden entgegen. Unter ihnen
bedient er sich gerade derjenigen Formen,
dieam reichsten an taktilen Werten sind..."
Gutes Register (IV, s. v. Antike, III, s. v.
antike Monumente). E. K.
LEVI, EZIO, Una famiglia di artisti aretini 101
nella vecchia Spagna. In: Atti mem.
Accad. Petrarca N. S. 11, S. 181—210.
Aus dem größeren Zusammenhang ist
hervorzuheben, daß Patrizio Cascesi (Ca-
xesi), ein mittelmäßiger Maler aus Arezzo,
am Hof Philipp II. einen Traktat über
die Säulenordnung des Vignola ins Spa-
nische übersetzte (erschienen 1593). Der
jüngere Bruder seines Mitarbeiters Barto-
lomeo Carducci, Vicente (Carducho) läßt
1633 seine „Diälogos de la Pintura“ er-
scheinen, einen schon ganz nach dem
Spanischen orientierten Kunsttraktat, der
aber im ersten Dialog auch eine Über-
sicht über die Kunstwerke Italiens bietet.
E. K.

II. PHILOSOPHIE IM ZEITALTER DER GEGENREFORMATION

1018 ORREI, ERNESTO, Giordano Bruno e la
sua dottrina. Milano: Cogliati. 240 S.
Monographie über Bruno, vom Stand-
punkt eines Freidenkers geschrieben, den
an Brunos Persönlichkeit wesentlich nichts
anderes interessiert als sein Kampf gegen
die Autorität, der, gleichviel auf welchem
Gebiet er sich vollzieht, immer als der
gleiche gewertet wird. In einer solchen Dar-
stellung wird die Frage nach der Tradition
leicht zu kurz kommen. Das 2. Kapitel,
das ,,la filosofia greca e la Rinascenza"
überschrieben ist, enthält dann auch nur
eine konventionelle Darstellung der Haupt-
lehren von Platon, Aristoteles, Plotin, ohne
daß zum Denken der Renaissance eine an-
dere Verbindung hergestellt wird, als die
ganz allgemein gefaßte gemeinsame Vorstel-
lung von der Autonomie der Vernunft.

Auch der Zusammenhang mit Brunos di-
rekten Vorgängern, als die Lullus, Cusanus,
Copernicus und Telesio dargestellt werden,
und seinen Nachfolgern, die in Bacon,
Descartes und darüber hinaus bis zu Kant
gesehen werden, beruht auf Allgemeinheiten,
die in linearer Darstellung nur ein Moment
berücksichtigen: das Streben nach Denk-
freiheit. In Brunos Werken ,,si hanno
giä . . . i primi lineamenti della filosofia
moderna", gerade an diesem Punkt löst
sich die Autonomie der philosophischen
Spekulation vom scholastischen Hinter-
grund (S. 177).
Ähnlichkeiten des Denkens bezeichnen
bei einer solchen Darstellung keine histo-
rischen Beziehungen, sondern werden zu
bloßen Analogien, die zeitliche Verhält-
nisse und historische Bedingtheiten soweit
 
Annotationen