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28o

Humanismus und Gegenwart

geben „die selbständigen und unabhän-
gigen Urbestandteile germanischen Geistes-
schaffens preis, die das Mittelalter, ob-
wohl selbst unter einem starken Druck an-
tiker Gewalt stehend, etwa errungen hatte“,
sie „verlegen so dem germanischen Geist
den Weg zu eigener Ausbildung und Aus-
wirkung". Als ein Gewinn des Humanis-
mus wird immerhin die Übernahme einer
„Fülle überaus nüchterner und dürrer,
doch auch nützlicher Grundsätze in die
beschreibende und erfahrungswissenschaft-
liche Einzelforschung“ gewertet. L. L.
C. DER KAMPF
UM DAS HUMANISTISCHE
GYMNASIUM
1174 NESTLE, WILHELM, Die Humanitäts-
idee und die Gegenwart. Festrede bei der
50-Jahrfeier des Karlsgymnasiums in
Stuttgart geh. Stuttgart: Wittwer.
15 s.
Sinn und Wert des humanistischen
Gymnasiums in unserer und der kommenden
Zeit. Die eine Fülle von Gegensätzen um-
fassende Humanitätsidee wird generell und
individuell als Verstehen des Menschen als
Menschen und Bildung des Menschen zum
Menschen gefaßt; sie versinnbildlicht die
höchste Menschheit, beruht auf dem Gefühl
der Verbundenheit von Mensch zu Mensch.
Der Weg zu den antiken Quellen der Hu-
manität führt durch die alten Sprachen.
R. N.
1175 GASSNER, HEINRICH, Die Stellung der
Antike in der modernen Kultur. In:
Pädag. Jb. 50, S. 43—64.
Von den zwei verschiedenen Stellungen
zur Antike — ihrer Ablehnung und norma-
tiven Alleingültigkeit — ausgehend, werden
ihre Universalität, historische und erziehe-
rische Bedeutung als charakteristisch dar-
gelegt. Die praktische Bedeutung der An-
tike für das Mittelalter, die formale für
Renaissance und Humanismus, als deren
Ende die deutsche Klassik gilt, die kultur-
kundliche mit Herder als Ausgangspunkt
für die Gegenwart werden skizziert. Einige
Kenntnis von Traube hätte die Behaup-
tung vom Latein des MA. als einer „leben-
den Sprache“ (S. 49) wohl unterdrückt. Wie
Herder aus dem Irrationalismus erwuchs,
wird verschwiegen. Die Ausführungen
gipfeln in einer Verherrlichung der neuen

österreichischen Lehrpläne, sie haben „als
erste im gesamten deutschen Bildungs-
wesen an die Stelle der klassizistischen
Ideen restlos die Ideen Herders über die An-
tike gesetzt, haben Herders Ideen zum Siege
verholfen“ (S. 60). Erst die Zukunft wird
lehren, welche Erfolge erzielt werden, wenn
„an die Stelle des logischen Gesichtspunk-
tes der normativen Grammatik“ „der
psychologische Standpunkt der Sprach-
wissenschaft“ tritt. R. N.
MEISTER, RICHARD, Humanismus und 1176
Kanonproblem. Ges. Vorträge u. Auf-
sätze. Wien: Österr. Bundesverl. 219 S.
Die meisten von den zehn hier ver-
öffentlichten Aufsätzen und Vorträgen
waren bereits an anderen Stellen gedruckt.
Sie zeigen den Verf. im Kampf um die Er-
haltung des humanistischen Gymnasiums
und dieReform der altsprachlichenLehrpläne
in Österreich. Moderne pädagogische Fragen
stehen im Mittelpunkt. M.s Polemik gegen
Joachimsen (S. 194!.) urteilt vom Stand-
punkt des 20. Jahrh. über das 16. Jahrh.,
indem er von dessen Fehler der „Konfessio-
nalisierung des Humanismus“ spricht. Was
zusammenfassend über das Nachleben der
Antike im Mittelalter und der Renaissance
gesagt wird, ist allgemein bekannt. R. N.
HARDER, RICHARD, Studienfragen in 1177
der klassischen Philologie. In: Neue
Jbb. Wiss. Jugendbildg. 7, S. 97—110.
Bezugnahme auf Otto Regenbogen,
Denkschrift über einige Fragen des alt-
sprachlichen Unterrichts. Auf Anregung
des preußischen Ministeriums für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung verfaßt,
Berlin 1930, als die Ergebnisse von Be-
sprechungen, die im preußischen Kultus-
ministerium 1927/29 über die Ausbildung
der Gymnasiallehrer gepflogen wurden.
Vgl. H.s Besprechung in: Gnomon 7, S.
154—165. Gefordert wird eine intensive
Beratung der Studierenden, Ausbau der
Übungen in einem dreistufigen Seminar,
Überblickskollegs, Interpretation und Pflege
der Textkritik. R. N.
BAUERSCHMIDT, HANS, Das huma- 1178
nistische Gymnasium in seiner Bedeutung
für die historisch-politische Ausbildung
unserer Jugend. In: Bayr. Bildungs-
wesen 5, S. 673—702.
An die Lektüre der antiken Schrift-
steller läßt sich ein staatsbürgerlicher Ge-
 
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