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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 42.1913(1914)

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Bodewig, Robert: Ein Merkurtempel im Ostspaier Wald
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https://doi.org/10.11588/diglit.55174#0007
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Ein Merkurtempel im Osterspaier Wald.
Von
R. Bodewig.
(Mit 3 Abbildungen im Text.)

In dem Osterspaier Walddistrikt Ginsterheck (Messtischblatt Boppard,
Distrikt 5) wurden im Herbst 1906 von einem Steinhaufen zur Ausbesserung eines
Weges Steine genommen. Dabei zeigte sich in demselben Mauerwerk, auf das
Herr Förster Nachtsheim von Camp aufmerksam machte. Die Stelle wurde
im folgenden Jahre untersucht, und die Mauern erwiesen sich als die Reste
eines kleinen Tempels. Dieser liegt an einer von Norden nach Süden hin-
ziehenden Waldschneise, auf einem Plateau, das sich aus dem nach Westen
abfallenden Berghange erhebt. Es lehnt sich an eine der Schneise annähernd
parallel laufende Felsrippe, über der, auf einer Strecke von 30 Metern an-
einandergereiht, hohe Quarzitblöcke lagern, die wie eine natürliche Mauer
über das umgebende Terrain hervorragen. Von der nach Osten hin sanft an-
steigenden Höhe abgeschwemmter Löss hat sich vor dieser Rippe gelagert und
so das Plateau gebildet, eine Erscheinung, die sich in der weiteren Umgebung
noch öfter beobachten lässt. Westlich vor dem Tempel senkt sich der breite
Hang sehr allmählich und bietet ein grösseres, für die Bearbeitung geeignetes
Ackerterrain, auf dem sich die Reste ehemaliger Feldraine erkennen lassen.
Das bei der Steinentnahme bereits teilweise aufgedeckte Mauerwerk bildete
die quadratische Tempelcella mit 5 m langen Seiten. Die Ostseite zeigt den
1,50 m breiten Eingang. Die Mauern sind verhältnismässig gut erhalten. Der
Sockel erhebt sich 50 cm über den gewachsenen Boden, und das aufgehende
Mauerwerk ist grösstenteils noch 1 m hoch. Der graue Verputz des Sockels
reicht bis auf den gewachsenen Boden. Die aufgehenden Mauern zeigten stellen-
weise noch den roten Verputz auf der Aussen- und Innenseite, auf dieser sorg-
fältiger geglättet. Auch grosse Stücke von glattem, weissem Bewurf fanden
sich, die sowohl von der Decke, wie von dem oberen Teile der Wände herrühren
können. Ebenso lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, wo ein grösseres,
flach abgerundetes und blau-weiss gefärbtes Verputzstück angebracht war.
Von dem Boden war nur die Südostecke, etwa ein Viertel der gesamten
Bodenfläche, noch unversehrt. Er zeigt den gewöhnlichen Estrich aus Kalk,
ANNALEN, Bd. XLII. 1
 
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