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Abb 1 Meister des Hausbuches. Bildnis Heinrich Blarer, 1460.
Konstanz, Rosgartenmuseum

II. Reihenfolge und Entwicklung der Werke
Anfänge
Das Blarerbildnis
Als Erstlingswerk unter den Gemälden des
Hansbuchmeisters ist eine Bildnistafel im Kon-
stanzer Ros garten museum (Abb. 1)
anzusehen, die den Namen des Dargestellten
und die Jahreszahl 1460 trägt“. Dieser „Hainrich
Blarer" stammte aus einem alteingesessenen Pa-
triziergeschlechte der Stadt, so daß ein Aufent-
halt des jungen Meisters in Konstanz wahr-
scheinlich wird. Sicher wurde der Maler mehr
den Jahren als dem Charakter seines Modells
gerecht. Hat er doch diesen Kopf als Sinnbild
blühender Jugend immer wieder aufgenommen
und abgewandelt. Träumerisch blickt der junge
Mensch an den Dingen vorbei in die Ferne.
Viel Weichheit in den fein geschnittenen Zügen
deutet auf überströmenden Empfindungsreich-
tum, der aber durch frühreife Verständigkeit
gebändigt wird. Seine Seele schwebt zwischen
die erstere einigermaßen ausreichend veranschaulicht,
da sie dem allgemeinen Bewußtsein am fernsten liegt.
Hoffentlich findet sich Gelegenheit, zugleich mit eini-
gen nach Abschluß der Arbeit bekannt gewordenen
Werken des Hausbuchmeisters auch noch Bilder des
Nachahmers zu veröffentlichen. Nur soviel sei voraus-
bemerkt, daß ich die von Gerstenberg im Repertorium

(1931, Heft 1/2) veröffentlichte „Hoferin" der Londoner Nationalgalerie, die Feder-Pinselzeichnung mit dem Einhornreiter bei
Franz Koenigs (Haarlem), auf die mich Prof. Bock freundlicher Weise hinwies, sowie die Fußwaschung Petri und das
Abendmahl des Deutschen Museums (Berlin) für eigenhändige und sehr bedeutende Werke des Hausbuchmeisters halte,
während die Anna selbdritt der letzt genannten Sammlung und die beiden Heiligentafeln der Sammlung Oppler (Berlin)
und Fischer (Luzern), die zusammen den linken Flügel der Darmstädter Kreuzigung bilden, unverkennbare Eigenarten des
,,Nachahmers" zeigen. Die Anna selbdritt mit Heiligen bei Böhler und Steinmeyer (Luzern) halte ich für eine geringe
und fernstehende Arbeit, einem LIrteile Geheimrat Friedländers folgend, dem ich die Kenntnis des Bildes verdanke. Der
Darstellung eines schlafenden Mannes im Lehnstuhl (Federzeichnung der Erlanger Universitätsbibliothek, Prestel-Katalog
Nr. 31), die Bock nach einem Vorschläge Naumanns dem Hausbuchmeister zuweist, liegt sicher eine originelle Erfindung
des Meisters zu Grunde, aber die Durchführung zeigt überall die ängstliche und schwache Strichführung eines Kopisten,
wie eine Gegenüberstellung mit dem famosen Armbrustschützen beweist; auch wirkt der Ausdruck des Gesichtes fremdartig.
— Die eingehende und begründete Stellungnahme zu dem reichen Materiale, das so überraschend aufgetaucht ist, muß einer
späteren Abhandlung vorbehalten bleiben, da hier der Raum fehlt.
- Zuerst in diesem Zusammenhänge von Wingenroth und Gröber genannt (Die Grabkapelle Ottos III. von Hachberg,
Bischofs von Konstanz, und die Malerei während des Konstanzer Konzils. Ztschr. Schauinsland 1909, Bd. 36, S. 42—44).
Weizsäcker betonte die Verwandtschaft mit dem Hausbuchmeister noch entschiedener, ohne freilich das Bild als eigen-
händig anzuerkennen (Jahrb. d. Preuß. Kunstsammlg. 1912, Bd. 33, S. 79—104, mit Tafel).

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