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Eiserne Ofenplatten am Oberrhein
Von Julius Wilhelm
In der letzten Zeit wurden auch die gußeisernen Ofenplatten mit Reliefdarstellungen in den Bereich
kunstgeschichtlicher Forschung einbezogen und langerhand wurde auch ihre nicht zu unterschätzende kunst-
und kulturgeschichtliche Bedeutung erkannt. Das außerordentlich reiche Material wurde durchgesehen und
der Versuch gemacht, es nach Künstlern und Entstehungsorten zu bestimmen und zu ordnen. Eine Reihe von
Arbeiten über diese Ofenplatten liegen bereits vor, z. T. in Zeitschriften zerstreut, z. T. auch in selbständigen
Veröffentlichungen ausgegeben. Sie alle haben dargetan, daß die scheinbar rein handwerksmäßigen Arbeiten
für die Geschichte von Kunst und Kunstgewerbe einen bisher ungeahnten Wert besitzen und eine gründliche
kunstwissenschaftliche Bearbeitung rechtfertigen, ja geradezu erheischen.
Kassel mit seiner schönen Arbeit über die Ofenplatten des Elsasses1 hat als erster eine Zusammen-
fassung der elsässischen Platten gegeben und auch die Hütten namhaft gemacht, welche solche Reliefplatten
erzeugt haben. Über den Pfälzer Eisenguß berichtet Edmund Hausen2, und von Platten rechts des Rheines sind
die außerordentlich wichtigen und künstlerisch hervorragenden des Siegerlandes in einer Reihe von Arbeiten,
besonders von Albrecht Kippenberger, behandelt worden3. Alfred Walcher von Molthein bespricht eine Reihe
von Ofenplatten aus verschiedensten Werkstätten, darunter auch solche aus Württemberg4. In den Museen
des rechtsufrigen Oberrheins finden sich nun neben Ofenplatten elsässischer und anderweitiger Herkunft auch
eine Reihe von Platten, speziell Wappenplatten, die vermuten lassen, auch die Eisenhütten der alten Mark-
grafschaft Baden hätten solchen Reliefguß erzeugt, ohne daß es bisher gelungen wäre, ganz unumstößliche
Belege dafür beizubringen. Neben Gothein5 und andern hat vor allem Hermann Baier6 hier Wichtiges und
Wertvolles zu sagen gewußt.
Am Oberrhein wurde besonders im Fricktal Erz gefördert, und die Stadt Laufenburg war hier ein Haupt-
sitz der Eisenindustrie. Die Verarbeitung bzw. der Guß von Eisen ist in der Markgrafschaft Baden von alters
her bezeugt, und Gothein7 hält es z. B. nicht für unwahrscheinlich, daß die ältesten Schächte bei Badenweiler
auf Anlagen des Altertums zurückgehen. Das Eisen von Kandern wird jedenfalls schon in Urkunden des Codex
Laureshamensis8, also rund um 1000 erwähnt. Ob aber an dem einen oder andern Orte Reliefplatten erzeugt
wurden, steht dahin. Daß eiserne Öfen z. B. in Kandern hergestellt wurden, dürfte aus einer Angabe von
L. A. Burckhardt und Ch. Riggenbach geschlossen werden, die vom Dominikanerkloster in Basel berichten,
1 Kassel. Ofenplatten und Plattenöfen im Elsaß (Illustrierte Elsässische Rundschau), Straßburg 1903.
2 Edm. Hausen, Pfälzer Eisenguß (Von Pfälzer Kunst und Art, Bd. 9), Kaiserslautern 1930.
3 Albrecht Kippenberger, Philipp Soldan zum Frankenberg, ein hessischer Bildhauer des 16. Jahrhunderts, Meister der
Ofenplatten. Wetzlar 1926; Die Kunst der Ofenplatten, dargestellt an der Sammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute
in Düsseldorf, Düsseldorf 1928; Die deutschen Meister des Eisengusses im 16. Jahrhundert, Marburg 1931.
4 A. Walcher von Molthein, Eiserne Gußplatten für Kamine und Stubenöfen der Spätgotik und Renaissance (Kunst
und Kunsthandwerk 1914, Bd. II, S. 285 ff.).
5 Eberhard Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes I, Straßburg 1892.
8 Hermann Baier, Die Markgräfler Eisenwerke bis 1800 (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F. Bd. XL,
1926, S. 351 ff.).
7 a. a. O. S. 583.
8 Ed. Andreas Lamey, Mannheim 1768/70 (Urkunde Nr. 3657).

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