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Julius Wilhelm

daß sich in dessen Refektorium ein großer eiserner Ofen befunden, den das Kloster im Jahre 1421 um
56 Gulden in dem Eisenwerk zu Kandern gekauft hatte9. Allerdings bleiben sie dafür den Quellenbeleg
schuldig, und die Rechnungsbelege des Klosters im Basler Staatsarchiv gehen nur bis 1423 zurück. Werlichs
Chronik von Augsburg19 berichtet: ,,a. 1510. Augsburg den 2. Januar ist in der großen Gerichtsstube allhier
ein großer eiserner Ofen, 40 Zentner schwer, den man von Basel hierhergebracht und der 40 Gulden gekostet
hat, gesetzt worden”. Es ist zu vermuten, daß Basel, welches auch den Handel mit Erzeugnissen des nahen
Markgräflerlandes in seine Hände gebracht hatte, sich sehr oft auch finanziell an den Unternehmungen des
Markgräflerlandes beteiligte, diesen Ofen aus Kandern bezogen habe.
Das Museum in Lörrach enthält in seiner kleinen, aber interessanten Sammlung von Ofenplatten 4 Stück
mit markgräflichen Wappen. Von ihnen ist anzunehmen, daß sie nur innerhalb des altbadischen Hoheits-
gebietes entstanden sein können, also entweder in dem altbekannten Kandern oder in Badenweiler. Das
Hammerwerk in Kandern hatte Markgraf Christoph 1512 erworben, und Badenweiler — nachmals befanden
sich die Anlagen in Oberweiler — war 1595 von Markgraf Georg Friedrich erworben worden11; beide Werke
waren also schon früh in markgräflichem Besitz und verblieben darin trotz der vielen finanziellen Nöte, über
die Hermann Baier Interessantes zu berichten weiß1'2. Zu diesen beiden Werken kam Ende des 17. Jahrhunderts
noch das von Hausen i. W. Ursprünglich stand ein Schmelzofen in Gersbach, den der Markgraf dann nach
Hausen verlegte. Mit der Zeit scheint Hausen an Bedeutung den beiden andern Schmelzen gleichgekommen
zu sein, ja, in manchen Jahren ging sein Erträgnis über das der andern Werke hinaus. Dabei galt das Eisen
von Hausen im 18. Jahrhundert für besser als das von Oberweiler und Kandern.
Kandern hat zu Anfang des 19- Jahrhunderts noch allerhand Eisenguß erzeugt und bewahrt Beispiele
davon in seinem Heimatmuseum. Man möchte eher denn nicht annehmen, daß es auch so gut wie andere
Schmelzöfen an der Herstellung eiserner Ofenplatten beteiligt war. Die Wahrscheinlichkeit ist um so größer,
weil die Darstellungen auf diesen Ofenplatten nicht jeweils auf einen bestimmten Ort beschränkt sind, sondern
in verschiedenen, räumlich oft weit entfernten Hütten gegossen wurden. Das erklärt sich daraus, daß die für
die Gußform dienenden Holzmodel leicht weitergegeben werden konnten. Die Holzmodel wurden auch wohl
sehr oft nachgeschnitten und dabei verändert. Denn anders sind die vielen Varianten, die von der einen und
andern Darstellung existieren und unzweifelhaft auf ein und dieselbe Komposition zurückgehen, nicht zu
erklären. Die Model wurden oft auch in den verschiedensten Zusammenstellungen verwendet und bei Neu-
herstellurig im Zeitgeschmack umgestaltet.
Dadurch, daß viele dieser Ofenplatten datiert sind und in den Jahreszahlen für dieselbe Darstellung oft
weit auseinandergehen, wird die Übersicht über das gesamte Material von Ofenplatten und ihre Entstehungs-
orte noch weiter erschwert, und so entsteht ein rechter Wirrwarr, wird die Bestimmung der einzelnen Dar-
stellungen nach Künstlern und Entstehungsorten außerordentlich schwierig.
Eine Bearbeitung des Reichtums an Ofenplatten in den Museen des Oberrheingebietes ist unter sotanen
Umständen keine leichte Sache. Der gegebene Weg zu seiner Erschließung scheint nun der, Verzeichnisse der

9 A. L. Burckhardt u. Ch. Riggenbach, Die Dominikaner-Klosterkirche in Basel (Mitteilungen der Gesellschaft für
Vaterland. Altertümer in Basel VI), Basel 1855, S. 13.

10 Frankfurt a. M. 1595, S. 271, und Gothein a. a. O. S. 657.

11 Baier a. a. O. S. 351.

12 a. a. O. S. 352 ff.

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