Berichte
Basel: Öffentliche Kunstsammlung
KURZER JAHRESBERICHT FÜR 1930 UND 1931.
Die Vorarbeiten für den bevorstehenden Neubau des
Kunstmuseums auf dem Gelände des Württembergerhofs und
der früheren Eisenbahnbank am Albangraben sind in lang-
wieriger und gründlicher Arbeit zum Abschluß gebracht
worden. Nachdem ein umgearbeitetes Bauprojekt der Archi-
tekten Christ und Büchi im Mai 1930 dem Preisgericht vor-
lag, beauftragte die Regierung die Architekten im Juli mit
der Ausarbeitung eines endgültigen Bauentwurfs im Maßstab
1 : 100 nebst detailliertem Kostenanschlag. Als Ablieferungs-
termin wurde der 1. Mai 1931 bestimmt. Für die Grundriß-
gestaltung sollten die Pläne des Konservators maßgebend
sein. Im April 1931 wurde beschlossen, den bekannten
Architekten Prof. Paul Bonatz in Stuttgart für die endgültige
Baugestaltung unter voller Mitverantwortung zuzuziehen.
Nach einer im Juni ausgeführten längeren Studienreise wur-
den in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen die
Baupläne Mitte September abgeschlossen und von der Bau-
kommission wie der Stiftungskommission genehmigt. Das
Bauprojekt ist in dieser Form am 20. November von der
Regierung gutgeheißen und als Ratschlag an den Großen Rat
geleitet worden. Dieser hat am 14. Januar 1932 die Aus-
führung beschlossen und die Baukosten in Höhe von ins-
gesamt Fr. 7 430 000.— bewilligt. Mit der Ausführung wird
hoffentlich gegen das Frühjahr begonnen werden können. Ein
Probebau zum eingehenden Studium der Belichtungsverhält-
nisse für Seiten-und Oberlicht wurde bereits im Sommer 1931
errichtet und wird zu systematischen Versuchen benützt. Die
hier sich ergebenden theoretischen und praktischen Fest-
stellungen werden voraussichtlich für unseren Neubau selbst
wie überhaupt für künftige Museumsbauten von großem
Nutzen sein.
Am 1. Mai 1930 wurde Frl. Dr. Margrit Burkhalter als
wissenschaftliche Assistentin am Kupferstichkabinett ange-
stellt. Vom 1. Mai 1930 bis September 1931 arbeitete Frl.
Dr. Hanna Mayer als Volontärassistentin am Kupferstich-
kabinett. Vom Juni bis Oktober 1930 war der Gemälde-
restaurator Karl Proksch aus Wien mit großem Erfolg an der
Sammlung tätig. Als er zur dauernden Anstellung vorge-
schlagen war, hat ihn ein früher Tod aus einer vielver-
sprechenden Laufbahn hinweggerafft. Das Andenken des
feinen und tüchtigen Menschen wird bei uns noch lange nach-
leben. Im September 1931 gewannen wir den Gemälde-
restaurator Hans Aulmann aus München für die Aufgaben
der Sammlung; er wurde im Dezember zur dauernden An-
stellung verpflichtet. Die Restaurierungswerkstatt wurde
durch Anschaffung wertvoller Apparate, Werkzeuge und
Materialien weiter ausgebaut.
Die Gemäldegalerie wurde im Jahre 1930 durch
folgende Erwerbungen bereichert: Lebensgroße Holz-
Statue einer Fürstin oder gekrönten Heiligen aus der 2. Hälfte
des 13. Jahrhunderts. Oberdeutsch um 1420: Brustbild einer
heil. Witwe (Fragment einer Darstellung von Chören der
Heiligen). Giov. Batt. Langetti (?): Tod des Epaminondas.
Friedrich Salathe: Italienische Abendlandschaft. Gustave
Courbet: Mühle an der Loue. Paul Gauguin: Bildnis Granchi-
Taylor (1885). Hans von Marees: Das Kind („Dekoratives
Panneau" um 1870). Max Buri: Brienzer Bäuerin (1915).
Ernst Schieß: Sudanesin. A. H. Pellegrini: Weihnachtsbäum-
chen (1919). Hans Berger: Der Mähder und Rot-Weiß-Blau
(Geschenk des Künstlers). Oskar Coester: Selbstbildnis (Ge-
schenk). Edouard Vallet: Schlafende Frauen (Depositum der
Eidgenossenschaft).
Im Jahre 1931 wurden folgende Gemälde erworben:
Caspar Wolff: Der Lauteraargletscher (1776). Heinrich
Füßli: Prinz Arthur und die Feenkönigin (1787). Arnold
Böcklin: Pan erschrekt einen Hirten (I. Fassung vor 1860).
HansThoma: Frühlingsreigen (1873, früher Sammlung Laden-
burg). Ernst Stückelberg: Skizze zum Marientag im Sabiner-
gebirge. Charles Vuillermet: Mädchenkopf. Edvard Munch:
Szene aus Ibsens Gespenstern (1906). Paul Klee: Seneccio
(1922). Paul Altherr: Die Schiffbrüchigen. Ernst Stocker
gen. Coghuf: Winterlandschaft. Durch Geschenk oder Ver-
mächtnis erhielten wir zwei interessante Reste von deutschen
Tafelbildern des 15. Jahrhunderts. Deutsch (17. Jahrh.) : Stil-
leben mit Hasen, Joh. Wilh. Schirmer: Landschaft, Achilles
Forcart: Narziß, Aktäon (um 1870). Niklaus Stöcklin: Die
Blinde (1918). Bock-Schnürlin: Kopie nach Konrad Witz,
Salomon und die Königin von Saba.
In beiden Jahren konnte eine große Anzahl wertvoller
Bilder als Leihgaben vorübergehend oder dauernd in der
Galerie gezeigt werden, so besonders von altniederländischen
und altspanischen Meistern, El Greco, Murillo und Goya,
von C. D. Friedrich, Blechen, Böcklin, Thoma, Trübner,
Stückelberg, dann von den Franzosen Courbet, Monticelli,
Monet, Sisley, Renoir, Cezanne, Gauguin und Picasso. Im
Januar und Februar 1931 wurde in den Erdgeschoßräumen des
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Basel: Öffentliche Kunstsammlung
KURZER JAHRESBERICHT FÜR 1930 UND 1931.
Die Vorarbeiten für den bevorstehenden Neubau des
Kunstmuseums auf dem Gelände des Württembergerhofs und
der früheren Eisenbahnbank am Albangraben sind in lang-
wieriger und gründlicher Arbeit zum Abschluß gebracht
worden. Nachdem ein umgearbeitetes Bauprojekt der Archi-
tekten Christ und Büchi im Mai 1930 dem Preisgericht vor-
lag, beauftragte die Regierung die Architekten im Juli mit
der Ausarbeitung eines endgültigen Bauentwurfs im Maßstab
1 : 100 nebst detailliertem Kostenanschlag. Als Ablieferungs-
termin wurde der 1. Mai 1931 bestimmt. Für die Grundriß-
gestaltung sollten die Pläne des Konservators maßgebend
sein. Im April 1931 wurde beschlossen, den bekannten
Architekten Prof. Paul Bonatz in Stuttgart für die endgültige
Baugestaltung unter voller Mitverantwortung zuzuziehen.
Nach einer im Juni ausgeführten längeren Studienreise wur-
den in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen die
Baupläne Mitte September abgeschlossen und von der Bau-
kommission wie der Stiftungskommission genehmigt. Das
Bauprojekt ist in dieser Form am 20. November von der
Regierung gutgeheißen und als Ratschlag an den Großen Rat
geleitet worden. Dieser hat am 14. Januar 1932 die Aus-
führung beschlossen und die Baukosten in Höhe von ins-
gesamt Fr. 7 430 000.— bewilligt. Mit der Ausführung wird
hoffentlich gegen das Frühjahr begonnen werden können. Ein
Probebau zum eingehenden Studium der Belichtungsverhält-
nisse für Seiten-und Oberlicht wurde bereits im Sommer 1931
errichtet und wird zu systematischen Versuchen benützt. Die
hier sich ergebenden theoretischen und praktischen Fest-
stellungen werden voraussichtlich für unseren Neubau selbst
wie überhaupt für künftige Museumsbauten von großem
Nutzen sein.
Am 1. Mai 1930 wurde Frl. Dr. Margrit Burkhalter als
wissenschaftliche Assistentin am Kupferstichkabinett ange-
stellt. Vom 1. Mai 1930 bis September 1931 arbeitete Frl.
Dr. Hanna Mayer als Volontärassistentin am Kupferstich-
kabinett. Vom Juni bis Oktober 1930 war der Gemälde-
restaurator Karl Proksch aus Wien mit großem Erfolg an der
Sammlung tätig. Als er zur dauernden Anstellung vorge-
schlagen war, hat ihn ein früher Tod aus einer vielver-
sprechenden Laufbahn hinweggerafft. Das Andenken des
feinen und tüchtigen Menschen wird bei uns noch lange nach-
leben. Im September 1931 gewannen wir den Gemälde-
restaurator Hans Aulmann aus München für die Aufgaben
der Sammlung; er wurde im Dezember zur dauernden An-
stellung verpflichtet. Die Restaurierungswerkstatt wurde
durch Anschaffung wertvoller Apparate, Werkzeuge und
Materialien weiter ausgebaut.
Die Gemäldegalerie wurde im Jahre 1930 durch
folgende Erwerbungen bereichert: Lebensgroße Holz-
Statue einer Fürstin oder gekrönten Heiligen aus der 2. Hälfte
des 13. Jahrhunderts. Oberdeutsch um 1420: Brustbild einer
heil. Witwe (Fragment einer Darstellung von Chören der
Heiligen). Giov. Batt. Langetti (?): Tod des Epaminondas.
Friedrich Salathe: Italienische Abendlandschaft. Gustave
Courbet: Mühle an der Loue. Paul Gauguin: Bildnis Granchi-
Taylor (1885). Hans von Marees: Das Kind („Dekoratives
Panneau" um 1870). Max Buri: Brienzer Bäuerin (1915).
Ernst Schieß: Sudanesin. A. H. Pellegrini: Weihnachtsbäum-
chen (1919). Hans Berger: Der Mähder und Rot-Weiß-Blau
(Geschenk des Künstlers). Oskar Coester: Selbstbildnis (Ge-
schenk). Edouard Vallet: Schlafende Frauen (Depositum der
Eidgenossenschaft).
Im Jahre 1931 wurden folgende Gemälde erworben:
Caspar Wolff: Der Lauteraargletscher (1776). Heinrich
Füßli: Prinz Arthur und die Feenkönigin (1787). Arnold
Böcklin: Pan erschrekt einen Hirten (I. Fassung vor 1860).
HansThoma: Frühlingsreigen (1873, früher Sammlung Laden-
burg). Ernst Stückelberg: Skizze zum Marientag im Sabiner-
gebirge. Charles Vuillermet: Mädchenkopf. Edvard Munch:
Szene aus Ibsens Gespenstern (1906). Paul Klee: Seneccio
(1922). Paul Altherr: Die Schiffbrüchigen. Ernst Stocker
gen. Coghuf: Winterlandschaft. Durch Geschenk oder Ver-
mächtnis erhielten wir zwei interessante Reste von deutschen
Tafelbildern des 15. Jahrhunderts. Deutsch (17. Jahrh.) : Stil-
leben mit Hasen, Joh. Wilh. Schirmer: Landschaft, Achilles
Forcart: Narziß, Aktäon (um 1870). Niklaus Stöcklin: Die
Blinde (1918). Bock-Schnürlin: Kopie nach Konrad Witz,
Salomon und die Königin von Saba.
In beiden Jahren konnte eine große Anzahl wertvoller
Bilder als Leihgaben vorübergehend oder dauernd in der
Galerie gezeigt werden, so besonders von altniederländischen
und altspanischen Meistern, El Greco, Murillo und Goya,
von C. D. Friedrich, Blechen, Böcklin, Thoma, Trübner,
Stückelberg, dann von den Franzosen Courbet, Monticelli,
Monet, Sisley, Renoir, Cezanne, Gauguin und Picasso. Im
Januar und Februar 1931 wurde in den Erdgeschoßräumen des
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