Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Johann Carl Hemeling
Der Architekt des Ramsteinerhofs zu Basel
Von Hans Reinhardt
Der Ramsteinerhof ist eines der bedeutendsten, wenn nicht vielleicht sogar das schönste Gebäude des
18. Jahrhunderts in Basel. Seine Schönheit ist allerdings von außen nur zu ahnen. Wohl erblickt man die
Schmalseite des Hauses vom Rheine her, sucht man sich ihm aber von der Rittergasse her in dem kleinen
Seitengäßlein zu nähern, so hält eine große, kahle Hauswand jeden Einblick in den inneren Bezirk fern. Den
aber, der durch das kleine Pförtchen neben der Einfahrt eingelassen wird, erwartet eine Überraschung: er
betritt einen von vornehmen Barockgebäuden umgebenen, von allem Getriebe weit abliegenden Hof, der sich
seitlich gegen den Rhein zu in einen an der Halde hinabsteigenden Terrassengarten und über den Strom
hinweg zu einer prächtigen Fernsicht gegen den Schwarzwald öffnet. Das stattliche Herrschaftshaus mit seinen
Stichbogenfenstern liegt dem Einfahrtsportal genau gegenüber. Es ist mit einem mächtigen Mansardendache
bekrönt. Die große Masse des Hauses ist in der Mitte durch ein schlankes, zierliches Risalit auf das schönste
gegliedert. Die rundbogige Tür wird von einem mit einem flottgeschmiedeten Geländer umgebenen Balkon
überdacht, der von einer reichen Konsole und zwei eleganten, übereck gestellten Säulen mit jonischen Kapi-
tellen getragen wird. Das Erdgeschoß enthält einige Empfangszimmer und einen großen Saal, dessen Fenster
einerseits nach dem Rheine, andererseits nach einem rückwärts hinter dem Hause liegenden Garten hinaus-
gehen. Aus dem geräumigen Sommerhaus führt eine weite steinerne Treppe in die oberen eigentlichen
Wohnräume. Der obere Korridor legt sich kreuzförmig auseinander, um ein direktes Erreichen der Zimmer
vom Gange aus zu erlauben. Der große Nachteil der Palais-Anlagen, wo sich in den großartig sich darbietenden
Zimmerfluchten stets gefangene Räume erheben, ist auf diese Weise hier im Bürgerhause nach Tunlichkeit
vermieden. Die alten Inneneinrichtungen der Zimmer sind fast alle nicht mehr vorhanden; ursprünglich ist
nur ihr Raumvolumen, eine herrliche Weite und Großzügigkeit. Erhalten haben sich aus der Erbauungszeit
die mit Bändermustern gezierten Plafonds, einige Dessus de porte mit ovalen Kartuschen; als ein völliges
Unikum in Basel wird die Umkehr der Treppe von einer Herme getragen.
Ebenso sorgfältig, wie der Hauptbau ausgedacht ist, so sind auch die Nebengebäude in das Ganze ein-
geordnet. Der schmale, dem Hause gegenüberliegende Flügel, der die Toreinfahrt, Stall, Remise und die
Diensträume enthält, ragt, durch die Gegebenheiten des Terrains bedingt, weit gegen den Rhein vor. Durch
einen Einsprung in der Mitte ist aber der Trakt in geschickter Weise auf die Achse des Wohnhauses gerichtet.
Die Unregelmäßigkeit, daß den zwei Fensterachsen des überstehenden Teiles nur eine in der Tiefe des Hofes
entspricht, wird dadurch kaum merkbar gemacht, daß der Verbindungsbau zwischen Wohnhaus und Ökonomie-
flügel, der die Rückwand des Hofes verkleidet, gewichtsmäßig einen Ausgleich herstellt.
Angelehnt an das Wohnhaus führt eine Treppe in den Garten hinunter. Um aber die Hofterrasse nicht
nur einseitig zu durchbrechen, ist symmetrisch dazu beim Ökonomieflügel eine Grube angelegt, die zur Auf-

231
 
Annotationen