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Nachträge zu Baldung

Baldung war ein Mann
mit vielen Möglichkei-
ten, eine leichte Be-
gabung, die um neue
Lösungen nicht verlegen
war. Oft ist er lässig
und rasch zufrieden.
Aber wenn es darauf an-
kam, war er immer wie-
der fähig, das Außer-
ordentliche zu leisten.
So scheint seine Produk-
tion ungleich, seine Ent-
wicklung sprunghaft.
Wenn man von den bei-
den Bildnissen von 1 509
herkommt, so wirkt das
Porträt eines jungen
Mannes eigentlich als
ein stilistisches Rätsel
(Abb. 8 u.9). Nach Aus-
sage der Rückseite, einer
Pyramus - und - Thisbe-
Darstellung, ist es vor
1510 entstanden, wenn
man nicht zu der ge-
suchten Erklärung grei-
fen will, die Szene sei
Jahre vor dem Porträt
gemalt worden. Mir
scheint das meisterliche
Bild am verständlich-
sten als vereinzelte


Abb. 9 Hans Baldung. Bildnis eines jungen Mannes (vgl. Rückseite Abb. 8), um 1505

frühe Leistung um 1505 aus der Nähe Dürers, entstanden unter dem Eindruck von Werken wie den beiden
jungen Männern in Hampton Court und in Wien. Es hat einen emailhaften Schmelz des Farbauftrags wie kaum
ein anderes Porträt des Meisters. Ohne sich irgend zu verleugnen, steht Baldung hier Dürer näher als je einmal.
Die Technik der Rückseite, soweit man sie bei dem anscheinend unvollendeten Zustand beurteilen kann, kommt
dem Reiterpaar im Louvre nahe, wie es schon Baldaß beobachtet hat. Noch verwandter ist der Pyramus-und-
Thisbe-Szene nach Inhalt, Empfindung und Stil die Zeichnung mit Aristoteles und Phyllis im Louvre. Und
diese trägt das Datum 1503. Man hat die Nähe Dürers lange gespürt und es Kulmbach gegeben, bis Max

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