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Staab, Franz [Hrsg.]
Zur Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter am Oberrhein — Oberrheinische Studien, Band 11: Sigmaringen: Thorbecke, 1994

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Schallmayer, Egon: Die Lande rechts des Rheins zwischen 260 und 500 n. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.52729#0059
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Die Lande rechts des Rheins zwischen 260 und 500 n. Chr.

VON EGON SCHALLMAYER

Kaum eine andere bildliche Darstellung kann die Krise des Römischen Reiches in der Mitte
des 3. Jahrhunderts n. Chr. treffender charakterisieren als das bekannte Felsrelief von Naqsch i
Rustem in der großen Ebene Marv i Dascht unweit der persischen Königsstadt Persepolis, das
den Kniefall des römischen Kaisers Valerian vor dem Perserkönig Shapur I. zeigt (Abb. 1 nach
S. 64)1. Valerian war im Jahre 259 n. Chr. bei dem Versuch, das von den Persern belagerte
Edessa zu entsetzen, gefangengenommen worden und hatte alsbald ein unrühmliches Ende
gefunden2.
Waren die Perser im Osten der immer wieder und besonders im 3. Jahrhundert gefährlich
in Erscheinung tretende Hauptgegner Roms3, so entwickelten sich seit Beginn des Jahrhun-
derts die Germanen im Norden der Reichsgrenze zu einem das gesamte Imperium bedrohen-
den Feind4. Im Vorfeld des obergermanisch-raetischen Limes siedelten zahlreiche Germanen-
gruppen, die sicherlich zunächst mit Duldung Roms in Grenznähe leben konnten und hier
wohl auch gewisse Funktionen im wirtschaftlichen Austausch der römischen Provinz Germa-
1 K. Würfel, Naqsch i Rustem, in: Antike Welt 1 (1970) S. 3-13, bes. S. 10 Abb. oben u. S. 12: »Das Bild
ist etwa 7,OOx 15,00 m groß, Shapur wird auf dem Pferd sitzend dargestellt. Mit seiner Rechten ergreift er
den Arm des Cyprianus [eines Überläufers, den er als Gegenkaiser ausrufen ließ, um dadurch Einfluß auf
die Verhältnisse in Rom zu gewinnen; Anm. Verf.], um seine Wahl kund zu tun. Vor ihm auf Knien liegt
gnadeflehend der Kaiser Valerian.« - Zur abweichenden Deutung des Bildes, die in der stehenden Figur,
deren Arm Shapur ergreift, Valerian, in der knienden aber Kaiser Philippus Arabs, der nach Verhandlun-
gen mit Shapur die Freilassung römischer Gefangener erreicht hatte, sehen will, vgl. B. C. Mac Dermont,
Roman Emperors in the Sassanidian Reliefs, in: Journ. Roman Stud. 44 (1954), S. 76-80; siehe auch
R. Göbl, Der Triumph des Sasaniden Shapur über die Kaiser Gordianus, Philippus und Valerianus, in:
Denkschr. Akad. Wien, phil.-hist. Klasse 116, (1974) S. 11-28.
2 Hist. Aug. Val. 4,2; Aur. Vict. 32,5; Epid. Caes. 32,6; Eutr. 9,7; Oros. 7,22,4; Zos. 1,36,2;
R. A. Hornsby, Studies in the Reign of Valerian and Gallienus, Diss. Princeton 1942, S. 45; D. Kienast,
Römische Kaisertabelle, Darmstadt 1989, S. 212-214 mit weiterer Literatur.
3 A. Christensen, The Persian Wars with Rome, in: Cambridge Ancient History XII (1939) S. 125-137;
A. Alföldi, Die Krise der römischen Welt 249-270 n. Chr., in: A. Alföldi, Studien zur Geschichte der
Weltkrise des 3. Jahrhunderts n. Chr., Darmstadt 1967, S. 342-374; Ders., Die Hauptereignisse der Jahre
253-261 n. Chr. im Orient im Spiegel der Münzprägung, in: ebd. S. 123-154; G. Walser und Th. Pekary,
Die Krise des Römischen Reiches. Bericht über die Forschungen zur Geschichte des 3.Jahrhunderts
(193-284 n.Chr.), Berlin 21973, S. 28-41 und 99-106.
4 R. Günther und H.Köpstein, Die Römer an Rhein und Donau, Wien, Köln, Graz 1975, S. 59-91;
A. Piganiol, Aspekte der Germaneneinfälle, in: K. Christ (Hg.), Der Untergang des Römischen
Reiches, Darmstadt 1970, S. 286-291; H. Schönberger, Die römischen Truppenlager der frühen und
mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn, in: BerRömGermKomm 66 (1985) S. 401-424.
 
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