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GÜNTER STEIN
ten derart beschlagen worden sind und wozu sie in dieser Form gedient haben könnten: als
provisorische Dacheindeckung frühmittelalterlicher Gebäude (Abb. 5 nach S. 112).
Verfasser publizierte diese Theorie zweimal 1970 an verschiedener Stelle16. Ein wissen-
schaftliches Echo ist darauf leider nicht erfolgt, und auch S. von Schnurbein ist diese
Beobachtung unbekannt geblieben. Deshalb durfte der Verfasser es wagen, an dieser Stelle
noch einmal ganz kurz darauf einzugehen, denn gerade auch aus kleinen, zuweilen
unscheinbaren Funden läßt sich möglicherweise ein größeres Gesamtbild gewinnen und
damit der Forschungsstand vorantreiben. Bedenkt man, daß diese frühmittelalterlichen
Relikte in einem Grabungsschnitt von zwar 78 m Länge, jedoch von nur 2 m Breite
festgestellt werden konnten, dann wird deutlich, um wieviel mehr solcher Zeugnisse im
gesamten Bereich des Kastells Altrip zu erwarten wären, wenn man gezielt danach forschen
würde. Dies aber wird nach den topographischen Gegebenheiten im Orte nur dem Zufall
vorbehalten bleiben.
Als historische Begründung frühmittelalterlicher Kontinuität in Altrip17 gilt nicht nur das
Fortleben des antiken Namens Alta, ripa im Dorf Altrip: Die historischen Quellen lassen
vermuten, daß das Kastell vielleicht nach dem Alamannensturm von 406/07 Garnison einer
burgundischen Hilfstruppe (als Föderaten der Römer) gewesen sein könnte (ähnlich Worms
und Alzey), und zwar bis 435 oder 443, als die Reste der Burgunder durch Aetius in das obere
Rhöne-Tal umgesiedelt wurden. Vielleicht datieren die frühmittelalterlichen Baureste aus der
merowingisch-fränkischen Zeit, als um 630 König Dagobert angeblich eine Klosterzelle
gegründet hat, die mit Sicherheit seit 762 als Zelle des Klosters Prüm in der Eifel nachgewiesen
ist. Um 840 soll hier in Altrip der Historiograph Regino von Prüm geboren worden sein. In
seine Zeit könnten die acht Bestattungen (darunter das Plattengrab) gehören; vielleicht waren
hier Mönche der Klosterzelle begraben.
16 Wie Anm. 14.
17 Staab, Römerzeit und Mittelalter (wie Anm. 1) S. 107-109; Bernhard, Speyer in der Vor- und
Frühzeit (wie Anm. 1) S. 134-136; Bernhard, Die Römer in Rheinland-Pfalz (wie Anm. 1) S. 301; Stein,
Das spätrömische Kastell (wie Anm. 5) S. 42; von Schnurbein und Köhler, Der neue Plan (wie Anm. 4)
S. 523; Th. Maurer, Alemannen und Franken - Die Klosterzeit, in: Altrip - Porträt eines Dorfes (wie
Anm. 5) S. 53-75 mit Abb.
GÜNTER STEIN
ten derart beschlagen worden sind und wozu sie in dieser Form gedient haben könnten: als
provisorische Dacheindeckung frühmittelalterlicher Gebäude (Abb. 5 nach S. 112).
Verfasser publizierte diese Theorie zweimal 1970 an verschiedener Stelle16. Ein wissen-
schaftliches Echo ist darauf leider nicht erfolgt, und auch S. von Schnurbein ist diese
Beobachtung unbekannt geblieben. Deshalb durfte der Verfasser es wagen, an dieser Stelle
noch einmal ganz kurz darauf einzugehen, denn gerade auch aus kleinen, zuweilen
unscheinbaren Funden läßt sich möglicherweise ein größeres Gesamtbild gewinnen und
damit der Forschungsstand vorantreiben. Bedenkt man, daß diese frühmittelalterlichen
Relikte in einem Grabungsschnitt von zwar 78 m Länge, jedoch von nur 2 m Breite
festgestellt werden konnten, dann wird deutlich, um wieviel mehr solcher Zeugnisse im
gesamten Bereich des Kastells Altrip zu erwarten wären, wenn man gezielt danach forschen
würde. Dies aber wird nach den topographischen Gegebenheiten im Orte nur dem Zufall
vorbehalten bleiben.
Als historische Begründung frühmittelalterlicher Kontinuität in Altrip17 gilt nicht nur das
Fortleben des antiken Namens Alta, ripa im Dorf Altrip: Die historischen Quellen lassen
vermuten, daß das Kastell vielleicht nach dem Alamannensturm von 406/07 Garnison einer
burgundischen Hilfstruppe (als Föderaten der Römer) gewesen sein könnte (ähnlich Worms
und Alzey), und zwar bis 435 oder 443, als die Reste der Burgunder durch Aetius in das obere
Rhöne-Tal umgesiedelt wurden. Vielleicht datieren die frühmittelalterlichen Baureste aus der
merowingisch-fränkischen Zeit, als um 630 König Dagobert angeblich eine Klosterzelle
gegründet hat, die mit Sicherheit seit 762 als Zelle des Klosters Prüm in der Eifel nachgewiesen
ist. Um 840 soll hier in Altrip der Historiograph Regino von Prüm geboren worden sein. In
seine Zeit könnten die acht Bestattungen (darunter das Plattengrab) gehören; vielleicht waren
hier Mönche der Klosterzelle begraben.
16 Wie Anm. 14.
17 Staab, Römerzeit und Mittelalter (wie Anm. 1) S. 107-109; Bernhard, Speyer in der Vor- und
Frühzeit (wie Anm. 1) S. 134-136; Bernhard, Die Römer in Rheinland-Pfalz (wie Anm. 1) S. 301; Stein,
Das spätrömische Kastell (wie Anm. 5) S. 42; von Schnurbein und Köhler, Der neue Plan (wie Anm. 4)
S. 523; Th. Maurer, Alemannen und Franken - Die Klosterzeit, in: Altrip - Porträt eines Dorfes (wie
Anm. 5) S. 53-75 mit Abb.