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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 6.1903

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Altmann, Walter: Das Mädchen von Antium
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https://doi.org/10.11588/diglit.31258#0197

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i88

W. Altmann

Durch eine wechselnde Technik in der Bearbeitung der Oberflächen sind
glückliche coloristisclie Wirkungen erzielt. Geglättet, wenn auch nicht zu vollem
Glanze, sind die Fleischteile, Gesicht und Schulter; das Haar hat einen gedämpften
Ton; die Gewandung ruft durch die teilweise wie feine Schattierung wirkenden
Meißelstriche einen wirksamen Contrast zu der großzügigen P'altengebung hervor.
Die Füße sind glatt poliert. Die Tätigkeit des Bohrers ist bis auf einige Stellen
an der linken Seite des Gewandes verwischt.

Die Statue ist 170 m hoch und steht auf einer Plinthe, die 0-565 m lang,
0-42 m breit, o*io m hoch ist. Die Plinthe ist rechteckig, aber auf der Rück-
seite und der angrenzenden Schmalseite derartig zugeschnitten, daß die Contur-
linie dem Gewande folgt. Die Schmalseiten haben oben Saumschlag, die untere
Partie ist gerauht. An der Vorderseite fehlt diese Bearbeitung, es zeigt sich nur
oben eine ganz schmale, geglättete Kante. Vermutlich ist diese Bearbeitung der
Vorderseite nicht die ursprüngliche, vielleicht hat hier einst die Künstlerinschrift
gestanden. In römischer Zeit hat man dann die Plinthe in eine kufenartig ver-
tiefte Basis eingelassen, in der sie auch heute noch ruht. Diese ist in der Mitte
geborsten.

Die Statue ist völlig auf die rechte Profilansicht und eine niedrige Auf-
stellung berechnet. Dies beweist die Stellung des Kopfes, die Gewandung, die
Haltung der Schüssel, die nur ein auf gleichem Niveau mit der Plinthe stehender
Beschauer völlig übersehen konnte, endlich die Vernachlässigung der Rücken- und
linken Seitenansicht. So ist das Gewand auf dem Rücken bis zur rechten Schulter
kaum angedeutet.

In schreitender Bewegung begriffen hält sie hemmend inne, der Körper ruht
auf dem linken Beine, der rechte Unterschenkel wird, halberhoben, nachgezogen.
Der Blick ist sinnend auf die Schüssel gerichtet. Nur die rechte erhobene Hand
ist in einer Action begriffen, man erhält den Eindruck, als sei ein bestimmter
Moment dargestellt.

Das Gesicht zeigt ein feines, nicht langgezogenes Oval, das bei den Über-
gängen der weichen Teile in die Knochenstructur von vornehmer Zartheit ist.
Die Stirn ist leicht gewölbt; das rundliche Kinn, dessen jetzt bestoßene, linke
Unterhälfte einen zu harten Schatten hervorruft, springt energisch vor. Die starke
Betonung einiger Linien um Auge, Nase, Mund und Kinn, das leise Hervor-
heben des Schläfeknochens dient dazu, alles Weichliche aus diesem blühenden
Mädchenantlitze zu bannen.

Der Augapfel ist gewölbt, die Augenlider stark betont. Das obere, abwärts
 
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