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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 9.1906

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Wilhelm, Adolf: Alt- und Neugriechisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.34747#0288

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A. Wilhelm, Alt- und Neugriechisches

hat. Andere Zeugnisse für das Wort sind mir heute nicht zur Hand. Ich würde
aber nicht erstaunt sein, dem jetzt namentlich auch in Zusammensetzungen, z. B.
Κοντογ^ννης, sehr verbreiteten Namen Κόντος, dessen bekanntester Träger der
athenische Philologe ist, in einer altgriechischen Inschrift zu begegnen und freue
mich einstweilen wenigstens auf einen Κονδύλος Amh. Pap. 30 Z. 28 verweisen zu
können. Der Κκμπχς, der in der Inschrift Dittenberger, Sylloge 317 Z. 13 aus Tegea
verzeichnet ist, von F. Bechtel, Griechische Personennamen aus Spitznamen S. 34 mit
Recht zu χχμπύλος gestellt, hat heute in Athen angesehene Namensvettern.
Vielleicht darf bei dieser Gelegenheit ein Versuch gewagt werden, zwei
Kosenamen zu erklären, die auf Steinen aus Paros begegnen. Ist Κόδω in
der Weihung an Eileithyia IG XII 3, 189 (GDI 5445), nach F. Bechtel „nicht
sicher zu erklären", eine Kurzform zu Νίχοδάρκ, wie heute Φρόσω (K. Dieterich,
Indogerm. Forsch. XVI 6) zu Ευφροσύνη, und Πέχω in der früher sogenannten
Hetäreninschrift XII 3, 186 (GDI 5437) Z. 13 eine Kurzform allenfalls zu Περίχλεχχ?
Daß die inlautenden Consonanten nicht, wie sonst häußg, namentlich in boiotischen
Kurznamen, verdoppelt sind, ist, wie die von F. Bechtel, Personennamen 29 f. zu-
sammengestellten Beispiele lehren, auch sonst nachzuweisen. Sicherlich verdienten
die heute üblichen Kosenamen im Zusammenhänge mit den altgriechischen längst
eine besondere Behandlung.
P. Stengel würde Hermes XXXVIII 570 ff. die Erklärungen der Paroimio-
graphen für βοΰς έβδομος Diogenian III 30 S. 224 έβδομος δε out εξ β'ύοντες πρόβκτον
5ν κίγκ opvtv πετεινόν χηνχ έβδομον τόν βουν έ-8'uov usw. anders beurteilt und πετεινόν
nicht gleich früheren Kritikern als ,sinnlos' verworfen haben, wenn ihm bekannt
gewesen wäre, daß im Neugriechischen όρνίς d. h. όρν^'Κ das Huhn und πετεινός
der Hahn ist (P. Kretschmer, Der heutige lesbische Dialekt 33).
In den wiederholten Erörterungen, deren Gegenstand jüngst das Wort χώρχ
in der Bedeutung Landstadt geworden ist (zuletzt handelt darüber P. Kretschmer,
Kuhns Zeitschrift XXXIX 334), ist der Gebrauch von χώρος gleich ,Ort', Dorf,
Demos s. Έφημ. άρχ. 1904 σ. 90 inEuboia und mehrfach in Kleinasien (in Smyrna
Le Bas-Wadd. 1334, in Gergis Le Bas-Wadd. 1745; ferner Beschreibung der
antiken Sculpturen in Berlin S. 322 n. 833, dazu Arch.-epigr. Mitt. XX 73;
v. Schoeffer, RE V 34) ebensowenig berücksichtigt worden, wie die Stelle einer
Inschrift aus Chios GDI 5633b Z. 6 τούς δέ χήρυχκς δΜπέμψκντες ές τάς χώρκς χηρυσ-
σόντων χκί διά της πόλεως άδηνέως γεγωνέοντες. Hier sind, im Gegensätze zur Stadt,
offenbar die Ansiedlungen auf dem Lande als χωροκ bezeichnet.
Wien. ADOLF WILHELM
 
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