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F. Hauser
mir ein unbezweifelbarer Hermes mit dem Köcher oder ein Apollon mit dem
Kerykeion, kurz, die gedankenlose, widersinnige Verwendung eines so deutlich
sprechenden Attributs wie des Köchers nachgewiesen wird, dann ziehe ich meinen
Vorschlag zurück, weil das Fundament meiner Folgerungen erschüttert wäre. Es
ist methodisch nur gerechtfertigt, auf diesem Nachweis zu bestehen. Denn in
überaus zahlreichen Beispielen beobachten wir an den Stützen Attribute, welche
die Bedeutung* der dargestellten Figur näher determinieren; aber trotzdem
Loewy und ich die Frage nun schon seit mehr als einem Jahr im Auge be-
hielten, und überdies ein Schüler von Loewy die Stütze an griechischen Marmor-
statuen eigens zum Thema einer Abhandlung machte, so wurde doch bisher nicht
ein einziger Fall herausgefischt, in welchem diese Beigaben in Widerspruch zur
feststehenden Bedeutung der Statue treten. Bevor wir, ohne inconsequent zu sein,
die delische Statue nicht anders denn als Apollon erklären dürfen, solange
bestehen meine Folgerungen zu Recht; denn alle übrigen Einwände betreffen
Punkte von secundärer Bedeutung.
Mit dem Auszählen der Copien kommen wir nicht weiter, so wenig als sich
zwanzig schlechte Abschriften eines Classikers gegen eine einzige gute Hand-
schrift ausspielen lassen. Es könnte, wie schon früher ausgesprochen, meine Fol-
gerung nicht im mindesten stören, auch wenn der delische Diadumenos-Apollon
isoliert bliebe. Das Übergehen eines athletisch gebildeten Apollon in einen Athleten
läßt sich leicht begreifen; völlig unerklärbar bliebe jedoch in nachpraxitelischer
Zeit die Umtaufe eines Athleten in Apollon. Denn auf Griechen dieser Zeit
mußte der kurzhaarige Apollon wirken wie auf einen Christen, dem sein Christus
mit geschorenem Kopf und bloß mit Schnurrbart gezeigt würde. Es wäre schlechter-
dings nicht zu verstehen, warum der Bildhauer, der nicht zu den ungeschicktesten
gehört, wenn er nach Loewys Ansicht — nicht nach der meinigen — auf Delos
arbeitet, als Vorbild für seinen Apollon gerade einen Athleten und nicht vielmehr
einen Apollon ausgewählt hätte, da doch Apollone in Hülle und Fülle aus allen
Epochen der Kunst um ihn herumstanden. Unbegreiflich, wenn die Apollon-
bedeutung seines Vorbildes nicht die gegebene war. Diesen logischen Fol-
werke 435, als Hermes erklärt. Wenn also die
Rangstufe der Majorität dieses Ensemble über-
haupt etwas für die unbekannten Größen in ihrer
Mitte involviert, so wäre dies die mythische Be-
deutung von Diadumenos und Doryphoros. Ich ziehe
hieraus natürlich jetzt ebensowenig einen Schluß zur
Unterstützung meiner Ansicht, als ich früher in der
Annahme Petersens einen Gegengrund anerkennen
wollte. In der Tat aber bin ich jetzt in der Lage,
auch den Nachweis für die mythische Bedeutung
des Doryphoros zu führen, und zwar strikter zu führen
als beim Diadumenos. Das Thema erfordert aber
eine breitere Entwicklung als der Raum dieser Zeit-
schrift gestattet.
F. Hauser
mir ein unbezweifelbarer Hermes mit dem Köcher oder ein Apollon mit dem
Kerykeion, kurz, die gedankenlose, widersinnige Verwendung eines so deutlich
sprechenden Attributs wie des Köchers nachgewiesen wird, dann ziehe ich meinen
Vorschlag zurück, weil das Fundament meiner Folgerungen erschüttert wäre. Es
ist methodisch nur gerechtfertigt, auf diesem Nachweis zu bestehen. Denn in
überaus zahlreichen Beispielen beobachten wir an den Stützen Attribute, welche
die Bedeutung* der dargestellten Figur näher determinieren; aber trotzdem
Loewy und ich die Frage nun schon seit mehr als einem Jahr im Auge be-
hielten, und überdies ein Schüler von Loewy die Stütze an griechischen Marmor-
statuen eigens zum Thema einer Abhandlung machte, so wurde doch bisher nicht
ein einziger Fall herausgefischt, in welchem diese Beigaben in Widerspruch zur
feststehenden Bedeutung der Statue treten. Bevor wir, ohne inconsequent zu sein,
die delische Statue nicht anders denn als Apollon erklären dürfen, solange
bestehen meine Folgerungen zu Recht; denn alle übrigen Einwände betreffen
Punkte von secundärer Bedeutung.
Mit dem Auszählen der Copien kommen wir nicht weiter, so wenig als sich
zwanzig schlechte Abschriften eines Classikers gegen eine einzige gute Hand-
schrift ausspielen lassen. Es könnte, wie schon früher ausgesprochen, meine Fol-
gerung nicht im mindesten stören, auch wenn der delische Diadumenos-Apollon
isoliert bliebe. Das Übergehen eines athletisch gebildeten Apollon in einen Athleten
läßt sich leicht begreifen; völlig unerklärbar bliebe jedoch in nachpraxitelischer
Zeit die Umtaufe eines Athleten in Apollon. Denn auf Griechen dieser Zeit
mußte der kurzhaarige Apollon wirken wie auf einen Christen, dem sein Christus
mit geschorenem Kopf und bloß mit Schnurrbart gezeigt würde. Es wäre schlechter-
dings nicht zu verstehen, warum der Bildhauer, der nicht zu den ungeschicktesten
gehört, wenn er nach Loewys Ansicht — nicht nach der meinigen — auf Delos
arbeitet, als Vorbild für seinen Apollon gerade einen Athleten und nicht vielmehr
einen Apollon ausgewählt hätte, da doch Apollone in Hülle und Fülle aus allen
Epochen der Kunst um ihn herumstanden. Unbegreiflich, wenn die Apollon-
bedeutung seines Vorbildes nicht die gegebene war. Diesen logischen Fol-
werke 435, als Hermes erklärt. Wenn also die
Rangstufe der Majorität dieses Ensemble über-
haupt etwas für die unbekannten Größen in ihrer
Mitte involviert, so wäre dies die mythische Be-
deutung von Diadumenos und Doryphoros. Ich ziehe
hieraus natürlich jetzt ebensowenig einen Schluß zur
Unterstützung meiner Ansicht, als ich früher in der
Annahme Petersens einen Gegengrund anerkennen
wollte. In der Tat aber bin ich jetzt in der Lage,
auch den Nachweis für die mythische Bedeutung
des Doryphoros zu führen, und zwar strikter zu führen
als beim Diadumenos. Das Thema erfordert aber
eine breitere Entwicklung als der Raum dieser Zeit-
schrift gestattet.