Die Skulpturen des Heraions bei Argos
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nicht selten geradezu in Widerspruch zu ihr in der Bildebene ausgebreitet bleibt (in
Bassai auffällig z. B. am Apollo, Platte 523, Stackeiberg Taf. XIX und dem mit dem
Schild gegen den ausschlagenden Kentauren sich deckenden Lapithen der Platte 527,
Stackeiberg Taf. XXI, Brunn-Bruckmann n. 91). Für den Reliefstil des fünften Jahr-
hunderts läßt sich dies etwa so umschreiben: Ungeachtet der durch die Aktion der
Gliedmaßen bedingten Drehungen und Verschiebungen kann durch den Rumpf eine
einzige ideale Ebene gelegt werden, die mit der Bildfläche einen möglichst spitzen, im
wesentlichen gleichmäßig durchgeführten Winkel bildet, im äußersten Fall also parallel
zu ihr liegt. Das gilt auch für die gar nicht seltenen Rückenansichten. Daraus er-
geben sich besonders bei Überschneidungen Härten, indem Rumpf und Gliedmaßen
ziemlich unvermittelt aneinander stoßen. Das oben erwähnte Beispiel aus dem Fries
von Bassai stellt zwar hierin bereits einen gewissen Fortschritt dar, aber Herr wurde
man des Problems erst später. Die im vierten Jahrhundert erreichte Stufe machen
die Mausoleumfriese deutlich.
Das Heraion von Argos steht in dieser Hinsicht völlig auf dem Boden der Kunst
des fünften Jahrhunderts. Für die Amazone der neuen Metope (I Abb. 35) gilt das
oben Bemerkte. Zwar ist die Oberfläche der oberen Rumpfteile zerstört, aber soviel
scheint doch deutlich, daß die Bewegung des rechten Armes sich dem Oberkörper
nicht oder fast nicht mitteilte.
Bezüglich des Verhältnisses der Figuren zueinander im gegebenen Raum schließt
sich über die Giebel natürlich jedes Urteil aus. Die Metopen zeigen, soweit die Reste
Aufschluß geben, daß zweifigurige Kompositionen zum mindesten vorherrschen (vgl.
Katterfeld, Die griechischen Metopenbilder S. 78).
Den Stil der Metopenreliefs kennzeichnet das Bestreben nach Füllung des Bild-
rahmens. Zwar gibt hierin nur die neue Metope (I) ein völlig gesichertes Bild; zur
richtigen Beurteilung ihres ursprünglichen Charakters ist zu bedenken, daß jetzt leer
erscheinende Stellen durch die vom Grunde gelösten Gliedmaßen überdeckt waren.
Die beiden in auffallendem Parallelismus der Bewegung nach rechts strebenden
Figuren erwecken zunächst den Eindruck, als wären sie einer als Vorlage dienenden
umfangreicheren Komposition entnommen, die sich nach rechts fortsetzte und inner-
halb deren ihr gegenseitiges feindliches Verhalten verständlicher erscheinen mochte
als in der aus dem Zusammenhang gelösten Gruppe, wobei allerdings nicht zu über-
sehen ist, daß dieses in dem zu ergänzenden Zustande (vgl. die Beschreibung S. 51 ff.)
durch den vermutlich zurückgewendeten Kopf und den erhobenen rechten Arm der
Fliehenden immerhin klarer zum Ausdruck kam als in der jetzigen Unvollständigkeit.
Zu den die Diagonale von links unten nach rechts oben stark betonenden beiden
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nicht selten geradezu in Widerspruch zu ihr in der Bildebene ausgebreitet bleibt (in
Bassai auffällig z. B. am Apollo, Platte 523, Stackeiberg Taf. XIX und dem mit dem
Schild gegen den ausschlagenden Kentauren sich deckenden Lapithen der Platte 527,
Stackeiberg Taf. XXI, Brunn-Bruckmann n. 91). Für den Reliefstil des fünften Jahr-
hunderts läßt sich dies etwa so umschreiben: Ungeachtet der durch die Aktion der
Gliedmaßen bedingten Drehungen und Verschiebungen kann durch den Rumpf eine
einzige ideale Ebene gelegt werden, die mit der Bildfläche einen möglichst spitzen, im
wesentlichen gleichmäßig durchgeführten Winkel bildet, im äußersten Fall also parallel
zu ihr liegt. Das gilt auch für die gar nicht seltenen Rückenansichten. Daraus er-
geben sich besonders bei Überschneidungen Härten, indem Rumpf und Gliedmaßen
ziemlich unvermittelt aneinander stoßen. Das oben erwähnte Beispiel aus dem Fries
von Bassai stellt zwar hierin bereits einen gewissen Fortschritt dar, aber Herr wurde
man des Problems erst später. Die im vierten Jahrhundert erreichte Stufe machen
die Mausoleumfriese deutlich.
Das Heraion von Argos steht in dieser Hinsicht völlig auf dem Boden der Kunst
des fünften Jahrhunderts. Für die Amazone der neuen Metope (I Abb. 35) gilt das
oben Bemerkte. Zwar ist die Oberfläche der oberen Rumpfteile zerstört, aber soviel
scheint doch deutlich, daß die Bewegung des rechten Armes sich dem Oberkörper
nicht oder fast nicht mitteilte.
Bezüglich des Verhältnisses der Figuren zueinander im gegebenen Raum schließt
sich über die Giebel natürlich jedes Urteil aus. Die Metopen zeigen, soweit die Reste
Aufschluß geben, daß zweifigurige Kompositionen zum mindesten vorherrschen (vgl.
Katterfeld, Die griechischen Metopenbilder S. 78).
Den Stil der Metopenreliefs kennzeichnet das Bestreben nach Füllung des Bild-
rahmens. Zwar gibt hierin nur die neue Metope (I) ein völlig gesichertes Bild; zur
richtigen Beurteilung ihres ursprünglichen Charakters ist zu bedenken, daß jetzt leer
erscheinende Stellen durch die vom Grunde gelösten Gliedmaßen überdeckt waren.
Die beiden in auffallendem Parallelismus der Bewegung nach rechts strebenden
Figuren erwecken zunächst den Eindruck, als wären sie einer als Vorlage dienenden
umfangreicheren Komposition entnommen, die sich nach rechts fortsetzte und inner-
halb deren ihr gegenseitiges feindliches Verhalten verständlicher erscheinen mochte
als in der aus dem Zusammenhang gelösten Gruppe, wobei allerdings nicht zu über-
sehen ist, daß dieses in dem zu ergänzenden Zustande (vgl. die Beschreibung S. 51 ff.)
durch den vermutlich zurückgewendeten Kopf und den erhobenen rechten Arm der
Fliehenden immerhin klarer zum Ausdruck kam als in der jetzigen Unvollständigkeit.
Zu den die Diagonale von links unten nach rechts oben stark betonenden beiden