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I. Drittes Capitel.
jedoch scheint es, dass sie noch nicht wieder gebraucht worden waren, fast
vollendet der elegante Säulenumgang des Forum, dem noch der Statuenschmuck
gefehlt zu haben scheint, wenn nicht das Fehlen der Statuen auf eine andere,
unten zu erwähnende Ursache zurückgeht, auch an dem Chalcidium der Eu-
machia sowie an mehren Privathäusern, in deren Wände noch nicht überall
die aus dem Erdbeben geretteten älteren Gemälde wieder eingelassen waren,
wurde noch gearbeitet, aber schon bewegte sich aufs Neue ein reges und unbe-
sorgtes Leben durch die Strassen der verjüngten Stadt, schon waren Handel
und Gewerbe wieder in schwunghaftem Betrieb, schon hatte der Luxus und
die Ueppigkeit sich aufs Neue mannigfach entfaltet, auch die Zeit des Ver-
botes theatralischer und gladiatorischer Spiele war seit fast 10 Jahren abge-
laufen, und schon manches Mal war das Volk der Stadt und der Umgegend
voll Eifer zu der alten heissgeliebten Schau der Kämpfe des Amphitheaters
zurückgekehrt; da plötzlich schlug Pompejis zwölfte Stunde. Es war der
24. August des Jahres 79 n. Chr., eben war das Amphitheater Pompejis mit
einer schaulustigen Menge erfüllt, da erfolgte der Ausbruch des Vesuv. Dunkele
Nacht, nur von den zuckenden vulkanischen Blitzen grauenvoll erhellt, hüllte
die Gegend ein, über welche das Verderben sich dahinwälzte ; und als nach
drei langen und fürchterlichen Tagen die Aschen- und Rauchwolken die Sonne
durchbrechen liessen, waren die Reste des im Bürgerkriege zerstörten Stabiä,
waren die blühenden Städte Herculaneum und Pompeji nebst den umliegenden
Orten Oplontis und Teglana vom Erdboden verschwunden, versenkt in das
dunkele Grab für mehr als anderthalb Jahrtausende. —
Drittes Capitel.
Die Verschüttung Pompejis.
Mit der grössten Lebhaftigkeit hat Bulwer in seinem Roman »Die letzten
Tage von Pompeji« die Scenen der Verschüttung, das nicht Ueberlieferte durch
Phantasie ergänzend, geschildert. Ein Gleiches zu versuchen, liegt äusser
unserer Aufgabe, nur das muss hier seine Stelle finden, was aus alten Schrift-
stellern über das furchtbare Ereigniss entnommen und aus Spuren desselben
an Ort und Stelle geschlossen werden kann. Wie unvorbereitet die Pompejaner
ihr Schicksal treffen musste, sehen wir daraus, dass man den Vesuv, wie be-
reits erwähnt, für völlig erloschen hielt, so dass ein Strabon unter Augustus
Folgendes schrieb: »Oberhalb dieser Orte liegt der Berg Vesuvius, bis an den
Gipfel von herrlich angebauten Feldern umgeben. Dieser aber ist grössten-
theils flach und ganz unfruchtbar, dem Ansehn nach aschig, und man sieht
daselbst Höhlungen in porösen Steinen von russiger Farbe, als wären sie vom
Feuer zerfressen, so dass man schliessen mögte, der ganze Ort habe einmal
I. Drittes Capitel.
jedoch scheint es, dass sie noch nicht wieder gebraucht worden waren, fast
vollendet der elegante Säulenumgang des Forum, dem noch der Statuenschmuck
gefehlt zu haben scheint, wenn nicht das Fehlen der Statuen auf eine andere,
unten zu erwähnende Ursache zurückgeht, auch an dem Chalcidium der Eu-
machia sowie an mehren Privathäusern, in deren Wände noch nicht überall
die aus dem Erdbeben geretteten älteren Gemälde wieder eingelassen waren,
wurde noch gearbeitet, aber schon bewegte sich aufs Neue ein reges und unbe-
sorgtes Leben durch die Strassen der verjüngten Stadt, schon waren Handel
und Gewerbe wieder in schwunghaftem Betrieb, schon hatte der Luxus und
die Ueppigkeit sich aufs Neue mannigfach entfaltet, auch die Zeit des Ver-
botes theatralischer und gladiatorischer Spiele war seit fast 10 Jahren abge-
laufen, und schon manches Mal war das Volk der Stadt und der Umgegend
voll Eifer zu der alten heissgeliebten Schau der Kämpfe des Amphitheaters
zurückgekehrt; da plötzlich schlug Pompejis zwölfte Stunde. Es war der
24. August des Jahres 79 n. Chr., eben war das Amphitheater Pompejis mit
einer schaulustigen Menge erfüllt, da erfolgte der Ausbruch des Vesuv. Dunkele
Nacht, nur von den zuckenden vulkanischen Blitzen grauenvoll erhellt, hüllte
die Gegend ein, über welche das Verderben sich dahinwälzte ; und als nach
drei langen und fürchterlichen Tagen die Aschen- und Rauchwolken die Sonne
durchbrechen liessen, waren die Reste des im Bürgerkriege zerstörten Stabiä,
waren die blühenden Städte Herculaneum und Pompeji nebst den umliegenden
Orten Oplontis und Teglana vom Erdboden verschwunden, versenkt in das
dunkele Grab für mehr als anderthalb Jahrtausende. —
Drittes Capitel.
Die Verschüttung Pompejis.
Mit der grössten Lebhaftigkeit hat Bulwer in seinem Roman »Die letzten
Tage von Pompeji« die Scenen der Verschüttung, das nicht Ueberlieferte durch
Phantasie ergänzend, geschildert. Ein Gleiches zu versuchen, liegt äusser
unserer Aufgabe, nur das muss hier seine Stelle finden, was aus alten Schrift-
stellern über das furchtbare Ereigniss entnommen und aus Spuren desselben
an Ort und Stelle geschlossen werden kann. Wie unvorbereitet die Pompejaner
ihr Schicksal treffen musste, sehen wir daraus, dass man den Vesuv, wie be-
reits erwähnt, für völlig erloschen hielt, so dass ein Strabon unter Augustus
Folgendes schrieb: »Oberhalb dieser Orte liegt der Berg Vesuvius, bis an den
Gipfel von herrlich angebauten Feldern umgeben. Dieser aber ist grössten-
theils flach und ganz unfruchtbar, dem Ansehn nach aschig, und man sieht
daselbst Höhlungen in porösen Steinen von russiger Farbe, als wären sie vom
Feuer zerfressen, so dass man schliessen mögte, der ganze Ort habe einmal