Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hercules Prodicius

196

königs Hofe lebende Historiograph Antonio Bonfini von Ascoli, nahm
sehr mit Recht an dem „Seneca“ des italienischen Textes Anstoß und
glaubte, seine Vorlage korrigieren zu müssen. Auf Grund welcher Unter-
lagen aber korrigierte er sie ? Nicht etwa durch Heranziehung des Xeno-
phontischen Originaltextes (sonst hätte er ja den „Seneca“ der ita-
lienischen Fassung einfach in einen „Senofonte“ zurückverwandelt),
sondern auf Grund jener zu seiner Zeit so sehr viel bekannteren Dar-
stellung des Basilius Magnus, aus deren soeben erschienener Über-
setzung er nicht nur den Autornamen „Prodicus“, sondern auch einzelne
charakteristische Ausdrücke (wie „matronas“ und „pollicebatur“) her-
übergenommen hat.1) Und es ist schwerlich ein Zufall, wenn demzufolge
mit der „weißen Kleidung“ der „Virtus“ auch das in der italienischen
Textgestaltung für einen Augenblick auftauchende Traummotiv —
das eben nur aus dem exzeptionellen Rückgriff auf Xenophon erklär-
lich erscheint —aus der lateinischen Übertragung Bonfinis wieder ver-
schwunden ist.

1) Vgl. den oben S. 53 gegebenen Textabdruck. Gerade Basilius, der sich weit enger
als die andern späteren antiken Schriftsteller an Xenophon anschließt (vgl. oben S. 51), nennt
ja — trotzdem oder deswegen ? — nur den Sophisten Prodicus als seinen Gewährsmann.
 
Annotationen