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1. Kapitel
Die Mosaiken des Trierer Raumes
aus dem 1. und 2. Jahrhundert
Taf. 15,1 Das bisher älteste Mosaik aus Trier wurde erst kürzlich (1954) in der Südallee 44/46
gefunden1). Die Ausdehnung des Bodens in nordsüdlicher Richtung betrug 3,30 m. Es
sind im wesentlichen nur Teile des Randes erhalten. Auf Grund italischer Analogien darf
vermutet werden, daß die ganze weiße Innenfläche unverziert war. Der vorliegende Mosaik-
typus, der eine Einfassung aus aufeinandergesetzten Dreiecken aufweist, ist dort für die
augusteische Zeit charakteristisch2). Für den Trierer Boden schließt der von L. Hussong
sorgfältig beobachtete stratigraphische Befund eine Entstehung nach dem zweiten Viertel
des 1. Jahrhunderts aus.
Aus der Frühzeit Triers ist uns ferner eine zusammenhängende Gruppe von Mosaiken
aus einem ausgedehnten Gebäudekomplex erhalten, in dem mit großer Wahrscheinlich-
keit der Verwaltungssitz des procurator provinciae Belgicae zu sehen ist3). Die bei ver-
schiedenen Grabungen festgestellten Fundamente erstrecken sich vom Constantinplatz
bis unter die Basilika. Der Procuratoren-Palast, wie wir diese Anlage mit Vorbehalt be-
zeichnen wollen, nimmt eine Fläche von mehr als 2500 m2 ein. Nach Norden hat er sich
vermutlich bis zu dem südlich der Ursulinenschule verlaufenden Decumanus ausgedehnt,
sein westlicher Abschluß wird wohl erst an dem etwas westlich der Liebfrauenstraße ver-
laufenden Cardo zu suchen sein. Die von W. Reusch seit 1950 in und neben der Basilika
durch geführten Grabungen4) haben ergeben, daß diese die östlichen und südlichen Teile
des Palastes teilweise überbaut hat. Genau in der Achse der constantinischen Basilika
wurde dabei ein entsprechender Apsidensaal kleinerer Abmessung festgestellt. Eine öst-
liche Begrenzung des Palastareals ist bisher nicht ermittelt worden, die südliche ist durch
den auf die Südostecke der Basilika zulaufenden Decumanus gegeben.
Es ist offenkundig, daß man in constantinischer Zeit bei der Bauplanung des Kaiser-
palastes, zu dem bekanntlich dieBasilika gehört, an eine frühere Verwendung dieses Geländes
für wichtige Verwaltungsbauten angeknüpft hat. Die oben befürwortete Deutung der An-
Unpubliziert — Die Randzone, incl. Wandstreifen, war an der Westseite 66 cm, an der Südseite 60 cm breit.
2) Pernice 141 (zu den Dreiecken mit eingezogenen Seiten wie bei dem Trierer Mosaik). Vgl. die augusteische Villa von
Russi bei Ravenna, G. A. Mansuelli, FelRav. 3. Ser. 15, 1954, 60 Abb. 5.
3) H. Graeven, Die Denkmalspflege 6, 1904, 80ff. (= Graeven) — ders., (in knapper Form) WZ. Kbl. 23, 1904, 5ff. —
P. Steiner RGKB1. 7, 1914, 40ff. (= Steiner I) — ders., TrJb. 7/8, 1914/15, 9f.29f. (= Steiner II) — ders., a. a. O. 10/11,
1917/18,32ff. (= Steiner III). — Plan Steiner III Taf. 1, danach ders.. Die Basilika in Trier (Führungsblätter des LMTr.
Nr. 5) Abb. 13. Die Verwendung gestempelter Ziegel aus militärfiskalischen Ziegeleien (s. u.) läßt auf einen öffentlichen
Bau schließen. (Ausnahmen bei Zivilbauten: G. Kropatscheck, 6.Ber.RGK. 1910-11(1913) 67f. — Staehelin SRZ.3 178f.Die
bestechende Deutung der Anlage stammt von E. Ritterling (bei Steiner II 9f. Anm. 2—vgl. RE. 2. Reihe VI 2,2339 s. v.
Treveri). Für die Chronologie der Bauperioden dürfen wir von der noch ausstehenden Publikation von W. Reusch wesent-
liche Aufschlüsse erwarten. Vgl. dessen Vorbericht, Germania 33, 1955, 180—199. Die Grundrisse Abb. 6 ff. enthalten
eine Reihe der früher festgestellten Mauerzüge nicht. Deshalb können verbindliche Angaben über die relative Zeitstellung
einiger Mosaiken vorerst nicht gemacht werden.
4) s. vorige Anm.

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