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4. Kapitel
Die Mosaiken Kölns und des Rheinlandes
außerhalb des Trierer Gebietes
Aus dem im Jahre 50 n. Chr. zur Colonia Agrippinensis erhobenen römischen Köln sind
eine Reihe von frühen Mosaiken erhalten, die das aus Trier bekannte Material vorteilhaft
ergänzen. Der stilistisch älteste Fußboden1) stammt aus den Fundamenten eines 1849 beim
Neubau des westlichen Kreuzgangflügels der Kirche St. Maria im Kapitol entdeckten
Hauses. Die Mitte des 2,67 x 1,68 m großen Bodens bildet ein quadratisches Feld aus drei-
eckigen schwarzen Marmor- und weißen Kalksteinplatten. Die Umrahmung aus Mosaik-
steinchen — der Streifen der einen Langseite fehlt — besteht aus schwarz-weißen Schräg-
streifen, die beiderseits von einer schmalen Schachbrettborte eingefaßt sind. Diese Gattung
von Pavimenten von opus-sectile-Feldern mit Mosaikumrahmung, die A. Tschira2) mit dem
überlieferten „Lithostroton“ identifizierte, ist seit der Zeit Sullas gebräuchlich. Im 1. Jahr-
hundert finden sich derartige Böden besonders häufig im dritten Stil. Der Kölner Boden
wird deshalb wegen seiner engen Verwandtschaft mit den pompe] anischen Beispielen spä-
testens in das zweite Viertel des 1. Jahrhunderts zu datieren sein.
In demselben Gebäude wurde noch ein zweites Mosaik3) von 1,65 X 1,65 m Größe gefunden,
das in der Josephskapelle von St. Maria im Kapitol ausgelegt ist. Leider ist es seit 1936
abgedeckt und heute in der teilweise zerstörten Kirche nicht zugänglich. „Ein mit drei-
fachem Rande umgebenes Quadrat umschließt einen Kreis, in welchem schräg und nicht
genau in der Mitte ein kleines Quadrat von etwa 0,52m Seitenlange liegt. In dieses ist ein Kreis
eingezeichnet, der in Rot auf schwarzem Grunde das bekannte Amazonenschildmuster in
rankenartiger Verschlingung zeigt, während die Zwickel ein kleines Pflanzenornament ent-
halten. Den übrigen Raum des großen Kreises füllen regellos Dreiecke und Parallelogramme
von verschiedener Form und Größe (meist auf schwarzem Grunde). Die Zwickel des großen
Quadrats enthalten in den gegenüberliegenden Ecken (schwarz auf weißem Grunde) eine
Vase, aus der Ranken hervorwachsen, und ein Granatapfelornament.“
Zu diesen frühenBöden gehört auch das l,52x 1,10 m große Eckstück eines Schwarz-Weiß-
Mosaiks4) unbekannten Fundorts. Die Umrahmung besteht aus einem schwarzen Streifen
] ) Inv. Nr. M 20 — Inv. mos. I Nr. 1643 — Klinkenberg 244 — Die Beschreibungen geben den Zustand der Mosaiken
vor den Kriegszerstörungen wieder; das gleiche gilt für die Abbildungen. Erhalten sind heute nur stark beschädigte Reste,
die aus Raumgründen bislang nicht gesichtet werden konnten.
2) RM. 55, 1940, 33 — Pernice 147 f. — Das Kölner Stück hat große Ähnlichkeit mit einem Boden der Casa dell’ Orso
in Pompeji (Blake I Taf. 8, 3; zum Rahmenmuster vgl. a. a. O. 106). Die m. E. überzeugende Deutung des Begriffs „Li-
thostroton“ durch Tschira ist in neueren italienischen Arbeiten übersehen bzw. zu Unrecht angezweifelt worden ([F.
Fasolo-] G. Gullini, II santuario della Fortuna Primigenia a Palestrina [1953] 313ff. — ders., I mosaicidi Palestrina
[1956] 11 f. 51 ff. — G. Lugli, RendAccLinc. Ser. VIII 9, 1954, 74f. — D. Gioseffi, RendAccLinc. Ser. VIII 10, 1955,
576ff.). Zuletzt hat H. v. Heintze, Gymnasium 63,1956,537,betont, daß man an Tschiras Interpretation festhalten müsse.
3) Inv. mos. I Nr. 1644 — Klinkenberg 244f., dort die hier abgedruckte Beschreibung —- H. Rahtgens, S. Maria im
Kapitol zu Köln (1913) 3.
4) Inv. Nr. M 59 — Inv. mos. I Nr. 1668 — Klinkenberg 266 Nr. 1 b — W. v. Wersin-W. Müller-Grah, Das elementare
Ornament und seine Gesetzlichkeit1 Abb. 139.

Taf. 61, 1

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