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Exkurs III
Technisches

Wenn in diesem Zusammenhang auch auf verschiedene technische Fragen eingegangen
wird, muß darauf hingewiesen werden, daß auf Grund fehlender Autopsie vieler Mosaiken
nur bedingte Feststellungen getroffen werden können. Immerhin ist das zur Verfügung
stehende Material reichhaltig genug, um für die Beurteilung strittiger Fragen neue Gesichts-
punkte zu liefern1).
Zunächst einmal ist die Auffindung von Mosaikwerkstätten2) interessant, die v. Wil-
mowsky bei seinen Untersuchungen im Dom zu Trier festgestellt hat. Wie die Entdeckung
eines Schmelzofens im nördlichen Seitenschiff und zahlreiche dabei gefundene Abfälle und
Reste von Rohmaterialien ergaben, hat die Herstellung der Glaswürfel innerhalb des Ge-
bäudes stattgefunden. Die Masse wurde in flache Kuchen geschmolzen, dann in schmale
Streifen zerteilt und diese zu Mosaiksteinchen gespalten. Entsprechend ging die Herstellung
der Marmorwürfel vor sich. Mit einer Säge wurden die Platten zerteilt und dann mit einem
Meißel zu Mosaiksteinchen zerkleinert. Die Würfel aus gebranntem Ton sind dagegen aus
Gefäßscherben hergestellt worden. Zur Anbringung der Mosaiken an den Wänden über-
gehend, teilt v. Wilmowsky folgende Beobachtungen mit3): Auf einer Schicht von flüchtig
geglättetem Mörtel wurden horizontale Platten einer zweiten Mörtelschicht angebracht, die
mehrere Zoll stark war. Auf diese hatte man einen aus Kalk und Öl angemachten Kitt auf-
getragen, in dem die Mosaiksteinchen eingebettet waren. Daraus folgert v. Wilmowsky mit
Recht, daß die Wandmosaiken zunächst in einzelnen Platten gearbeitet wurden, um dann
als fertige Teile auf der unteren Mörtelschicht angebracht zu werden. Der aus dem Befund
eindeutig rekonstruierbare Arbeitsvorgang setzt eine große Genauigkeit bei der Herstellung
der einzelnen Teile voraus. Diese scheint uns nur bei einem negativen Setzverfahren gewähr-
leistet. Material zur Herstellung von Fußbodenmosaiken fand sich in der Villa von Ancy
(Soissons)4). Auf einem als Amboß dienenden Quaderstein lagen bei der Aufdeckung noch
einige schwarze und weiße Steine, die zu Mosaikwürfeln gespalten werden sollten; daneben
lag ein Haufen weiterer, z. T. schon fertig zugerichteter Mosaiksteine5). Außerdem wurde
ein großer Steinblock gefunden, in dessen Vertiefung auf der Oberseite Mörtel für die
x) In dem nach Beginn des Druckes erschienenen Buch F. Fremersdorfs, Das römische Haus mit dem Dionysos-Mosaik
vor dem Südportal des Kölner Domes (1956) hat H. Schoppa die Technik dieses Mosaiks behandelt. Er unterscheidet
(S. 70ff.) vier Handwerker bei den Hauptbildfeldern und erörtert auch eingehend die Setztechnik (S. 76ff.). Die unab-
hängig gewonnenen, im wesentlichen gleichen Ergebnisse bieten interessante Ergänzungen zu den hier vorgetragenen
Beobachtungen.
2) v. Wilmowsky, Der Dom zu Trier (1874) 23 ff.—vgl.oben S. 20 f. über Glasfunde in der Villa von Leudersdorf und aus
dem Tempelbezirk im Altbachtal.
3) Die nach dem Kriege von Th. Kempf unternommenen Untersuchungen haben weitere Klärung dieser technischen
Details gebracht (persönliche Mitteilung).
4) Album Caranda (1889) Taf. 86f. mit erläuterndem Text. — Der Hinweis auf diesen Fund wird H. Stern verdankt.
5) a. a. O. Taf. 86, 1 bzw. 86, 2.

Taf. 60

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