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und nach ihr benannt zu werden pflegen: die Reihe der zwölf
Apostel und die der klugen und törichten Jungfrauen, «dem
mittelalterlichen Christen das Sinnbild seines Verhältnisses
zum Werk und zur Person des Erlösers», angeführt durch die
allegorischen Gestalten der Kirche und Synagoge.
Auf ihre künstlerische Bedeutung ist wiederholt hingewiesen'
worden. Daß sie keinen Vergleich zu scheuen brauchen, be-
weist die Abbildung bei Dehio1, die zwei der Jungfrauen neben
weibliche Heilige (Barbara, Katharina, Agnes) vom Memorien-
portal des Mainzer Domes stellt. Sie behaupten sich durchaus
neben jenen, mit denen sie, bei einer weniger weichen Form-
gebung, dasselbe Streben nach lebendiger Wirkung, die gleiche
«mehr menschlich anmutige als kirchlich feierliche Auffassung»
verbindet. Ja, man möchte sagen, die Feinheit ihrer schlanken
Figürchen, der Liebreiz ihrer Züge tritt gerade bei der Gegen-
überstellung erst recht in die Erscheinung.
Lange Jahre hindurch haben sie auf den Brüstungen der
Chorfenster im Katharinenchore gestanden, viel zu hoch über
den Häuptern der Beschauer, um viel Beachtung zu finden..
Heute sind sie, durch geschickte Restauration von einer ent-
stellenden grauen Oelfarbenschicht befreit und in einer beson-
deren Halle des neugestalteten Lübecker Museums aufgestellt,,
zu neuen Ehren gekommen. Von diesen W erken haben die
Frauengestalten und unter ihnen wieder die törichten Jung-
frauen die meiste Bewunderung erregt. Es erübrigt sich
Schäfers warmen Worten zu ihrem Preise2 viel hinzuzu-
setzen.
1 Dehio u. v. Bezold, die Denkmäler der Deutschen Bildhauerkunst
15. Jahrh., Taf. 1.
2 K. Schaefer, im 29.—31. Jahresbericht des Vereins von Kunstfreun-
den in Lübeck, Lübeck 1912, dort auch Abb.
Abbildungen des größten Teiles des Zyklus, auch der Apostel, bei
Goldschmidt, a. a. 0. Taf. 10.

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