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dischen Kunst vom Jahrhundertbeginn die geistige Heimat
unseres Meisters zu suchen haben, tritt zurück, daß wir über
Namen, Lebensschicksale und Wirkungsort vor der Hand keine
sicheren Aufschlüsse gewinnen können. Die engen Berührungen
mit der Burgkirchenplastik berechtigen dazu, Beziehungen zu
Lübeck als Kunststätte über die bloße Aeußerlichkeit hinaus,
daß die Werke auf den Lübecker Kunstmarkt gebracht wurden,
anzunehmen. Aber wie wir der minutiösen Steinhauertechnik,,
die er nicht in Lübeck erwerben konnte, sondern dorthin mit-
bringen mußte, entnehmen dürfen, daß der Schöpfer unserer
Reliefs als fertiger Meister einzog, so wird auch sein Aufent-
halt dort schwerlich von langer Dauer gewesen sein. Ein Meister
von dieser ausgeprägten Eigenart hätte, wenn er wirklich in
Lübeck seßhaft gewesen wäre, stärkere Spuren in dem Kunst-
schaffen der Hansestadt hinterlassen müssen. Wir finden aber,
daß die rein malerische Richtung in der Reliefplastik, die unser
Meister bereits im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts ein-
schlägt und mit der er seiner Zeit vorauseilt, — ob man sie
für segensreich erachten will oder nicht, bleibt dabei vollstän-
dig gleichgültig — auch in Lübeck erst am Ende des. Jahr-
hunderts neue Blüten treibt
Weitere Aufschlüsse könnte man nun von der Erscheinung
des zweiten Meisters, um den sich die unseren Reliefs ver-
wandten Werke in Westfalen gruppieren ließen, erhoffen. Es
muß, wenn auch der Verkündigungsengel aus der Stiftskirche
zu Vreden einen Zusammenhang zwischen dem Schöpfer der
oben angeführten bedeutenden Glockenreliefs und der west-
fälischen Werkstatt zweifellos dartat, unentschieden bleiben, ob
wir ein Recht haben, den Leiter dieser Werkstatt mit dem
1 Vgl. das bereits S. 106 Anm. 1 erwähnte Kreuzigungsrelief in der
Brömbsen-Kapelle (Jakobikirche) und die vier Reliefs mit Szenen aus der
Leidensgeschichte im Chorumgange der Marienkirche (Bau- und Kunst-
denkmäler II, S. 307 ff., dort auch Abb.)

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