1897.
Sonntag, Verl 24 Januar.
Der Tod bringt Rabe deinem Harm,
Die dir das Leben nie vergönnte,
Halt aus; es ist kein Mensch so arm,
Daß er nicht endlich sterben könnte.
Der Sonntagsbote
UnierkaltMgsbeilage zum „Mälzer Volksblati".
Emst wirst du schlummern.
Ob Nachts auch thrcinenseucht dein Psühl,
und heiß die ruhelosen Lider,
^inst wirst du schlummern sanft und kühl,
und keine Sorge weckt dich wieder.
Vergehe nicht in Angst und Qual,
Es eilt die Stunde, dich zu retten:
Vier Bretter nur braucht's, dünn und schmal,
Ein müdes Menschenherz zu betten,
Und du auch findest eine Hand,
- r Augen saust dir zuzudrücken,
,zent^ einer Blume, einem Band
ngstb Dir deinen Sarg noch auszuschmücken,
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würde mancher sein lebenlang nicht beten lernen. Wenn
nur das Kind in seiner Weise sich bewußt wird, daß es mit
Gott redet, wer wollte dann behaupten, daß es nicht bete?
Die kalten Gebetsformeln des gelehrten Pharisärs können
sich bis zur lichten Höhe des Jenseits nicht emporschwingen,
aber das Gebet der „Unmündigen und Säuglinge" dringt
durch die Wolken und klingt über den Sternen wie Lobgesang
vor Gottes Thron.
Religion und Gebet, stets unzertrennlich miteinander
verknüpft, sind bei dem Kinde eins. Sobald also der Sinn
für das Religiöse in dem Kinde geweckt werden kann, —
und dies kann schon sehr früh geschehen — muß auch die
Anleitung zum Gebete beginnen. Die Lippen der Eltern
sind die Blätter, von denen das Kind liest, und ihr Gesichts-
ausdruck sagt ihm, daß es etwas Außergewöhnliches, etwas
Großes und Heiliges thut. Mit der fortschreitenden Ent-
wicklung der Spräche müssen auch kurze Erklärungen hinzu-
treten. Wenn die Eltern es nur verstehen, die Kleinen in
kindlicher Weise von der Allmacht und Güte Gottes, von
der Liebe des Jesukindes und seinem späteren Leiden zu
erzählen, wenn sie überhaupt selbst vom lebendigen Glauben
durchdrungen sind, und wenn über dem Leben und Wesen
im Hause der Geist echter Religiösität schwebt, so sind die
Anknüpfungspunkte für die verständliche Erklärung kleiner
Gebete leicht gefunden. Wer es ernst meint mit der heiligen
Sache des Gebetes, wird auch der deutlichen Aussprache
und ehrerbietigen Haltung des Kindes die gebührende Be-
achtung schenken. Was soll später aus den Kinsern werden,
mannhafter Reliaian « Nenn sie ihre ersten religiösen Handlungen schon gleichgültig,
mannhafter NeUgwn,^ sagt nachlässig und gewohnheitsmäßig verrichten?
Mit dem sechsten Jahre des Kindes greift auch hier
l die Schule unterstützend ein; aber gewissenhafte Eltern
werden ihr die angenehme Arbeit nicht allein überlassen.
Das wenigste, was die Eltern thun könnten, wäre die
Beschaffung eines eigens für die Kinder verfaßten Gebet-
büchleins. Die Gebetbücher für Lrwachsene enthalten durch-
gängig unverständliche, selbst umpassende Gebete für Kinder,
während die hier gemeinten kleinen Gebetbücher sich me stens
dem kindlichen Verständnis und Gefühl unbequemen.
.Ausübung der Morgen-, Abend- und
Tischgebete können ja nur fre — I.. * -d
Bittgebet bei besonderen Ereignissen muß in den meisten
Fällen von ihnen angeregt werden.
Das „willst du beten, so geh' in dein Kämmerlein" soll
gewiß nicht die feige Menschenfurcht begünstigen, welche das
richten ^ute des wohlfeilen Gespöttes wegen verbirgt: aber es
ilNiB diese Stimm- ? .^gesprochenen Mnve vc» sagt doch auch, daß das alte Mütterlein, welches in der
ße?-kehren verstehen: wir können sie auch entlegentsten Kirchenecke im Bewußtsein seiner Unwürdigkeit
.fiUnd ihre e-mskk Bedauern lttiks liegen im Staube kniet, ungleich tiefer den Geist des Gebetes er-
uGinen AWw?a und Gleichgültigen faßt hat, als jene herrschsüchtige Matrone, welche in den
ste sagen: Mit dem Beten- obersten Kirchenstühlen sitzt und dabei denkt: „O Gott, ich
,"3 Beistand den Inhalt dei - - Leute." Und
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Jas HeSet.
ß, d.E?une Männer von .
K- »die nie zufriedener mit ihrer Andacht sind, als
VeiE "och einen fernen Nachhall ihrer kindlichen Gefühle
a. ^d^vehmen und feiern konnten." Auch in dem einen
ard Leser mag schon der Wunsch aufgestiegen sein:
ili iE Vs?, einmal wieder so demütig, so vertrauensvoll
eld E g beten wie in den Tagen der Kindheit. Ja,
hier H - wachsens betet noch immer auch das fromme
lenaLMn, das er einst auf dem Schoße seiner Mutter gelernt
mtzM^aus folgt schon, daß die ersten Gebete und reli-
jungen sich unverlierbar der Seele einprägen, und recht gut dem kirMMfen
—^>^uh gehegte echte Frömmigkeit veredelnd, anregend Ueber die praktische Ausübung d Morgen
It. tz» ms M-r- L-b-n hiuübngi-ist. .^ung g-, -.- E»-n. »nd !
gethcm."
AA' f.srr, lehre uns beten," sagten ehedem die Jünger zu
Mlichen Meister. Lehre uns beten, das ist auch
.blickt' < Sprache, welche die kleinen Kinder an ihre
ße 7-> , Väter, die Stellvertreter des göttlichen Kinder-
^nchten. Die ausgesprochenen Feinde des Gebetes sagt doch auch,
Stimme nicht verstehen; wir können sie auch entleaentsten K
ße -«ehren und müssen sie mit Bedauern links liegen im l- ...
stA; o «hre Halbbrüder, die Lauen und Gleichgültigen faßt hat, als jene
'M Ausweg, indem sie sagen: Mit dem Beten- obersten Kirchenstift
noch Zeit, bis der Verstand den Inhalt der ft....
Zuständig ersaht. Ja, penn's darauf allein ankäme, wenn
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Fällen von ihnen angeregt werden.
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gewiß nicht die feige
Gute des wohlfeilen Gespöttes wegen verbirgt
' " Müiti-rlein. wel
egentflen - .
Staube kniet, ungleich tiefer den Geist des .
faßl har, als jene he^schsüchtig" m
obersten Kirchenstühlen sitzt und dabei denkt:
danke dir, daß ich nicht bin wie die andern Leute."
heute noch der göttliche Heiland in menschlicher Hülle
Sonntag, Verl 24 Januar.
Der Tod bringt Rabe deinem Harm,
Die dir das Leben nie vergönnte,
Halt aus; es ist kein Mensch so arm,
Daß er nicht endlich sterben könnte.
Der Sonntagsbote
UnierkaltMgsbeilage zum „Mälzer Volksblati".
Emst wirst du schlummern.
Ob Nachts auch thrcinenseucht dein Psühl,
und heiß die ruhelosen Lider,
^inst wirst du schlummern sanft und kühl,
und keine Sorge weckt dich wieder.
Vergehe nicht in Angst und Qual,
Es eilt die Stunde, dich zu retten:
Vier Bretter nur braucht's, dünn und schmal,
Ein müdes Menschenherz zu betten,
Und du auch findest eine Hand,
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würde mancher sein lebenlang nicht beten lernen. Wenn
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Gott redet, wer wollte dann behaupten, daß es nicht bete?
Die kalten Gebetsformeln des gelehrten Pharisärs können
sich bis zur lichten Höhe des Jenseits nicht emporschwingen,
aber das Gebet der „Unmündigen und Säuglinge" dringt
durch die Wolken und klingt über den Sternen wie Lobgesang
vor Gottes Thron.
Religion und Gebet, stets unzertrennlich miteinander
verknüpft, sind bei dem Kinde eins. Sobald also der Sinn
für das Religiöse in dem Kinde geweckt werden kann, —
und dies kann schon sehr früh geschehen — muß auch die
Anleitung zum Gebete beginnen. Die Lippen der Eltern
sind die Blätter, von denen das Kind liest, und ihr Gesichts-
ausdruck sagt ihm, daß es etwas Außergewöhnliches, etwas
Großes und Heiliges thut. Mit der fortschreitenden Ent-
wicklung der Spräche müssen auch kurze Erklärungen hinzu-
treten. Wenn die Eltern es nur verstehen, die Kleinen in
kindlicher Weise von der Allmacht und Güte Gottes, von
der Liebe des Jesukindes und seinem späteren Leiden zu
erzählen, wenn sie überhaupt selbst vom lebendigen Glauben
durchdrungen sind, und wenn über dem Leben und Wesen
im Hause der Geist echter Religiösität schwebt, so sind die
Anknüpfungspunkte für die verständliche Erklärung kleiner
Gebete leicht gefunden. Wer es ernst meint mit der heiligen
Sache des Gebetes, wird auch der deutlichen Aussprache
und ehrerbietigen Haltung des Kindes die gebührende Be-
achtung schenken. Was soll später aus den Kinsern werden,
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Mit dem sechsten Jahre des Kindes greift auch hier
l die Schule unterstützend ein; aber gewissenhafte Eltern
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büchleins. Die Gebetbücher für Lrwachsene enthalten durch-
gängig unverständliche, selbst umpassende Gebete für Kinder,
während die hier gemeinten kleinen Gebetbücher sich me stens
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.Ausübung der Morgen-, Abend- und
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Das „willst du beten, so geh' in dein Kämmerlein" soll
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ße?-kehren verstehen: wir können sie auch entlegentsten Kirchenecke im Bewußtsein seiner Unwürdigkeit
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ili iE Vs?, einmal wieder so demütig, so vertrauensvoll
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hier H - wachsens betet noch immer auch das fromme
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mtzM^aus folgt schon, daß die ersten Gebete und reli-
jungen sich unverlierbar der Seele einprägen, und recht gut dem kirMMfen
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^nchten. Die ausgesprochenen Feinde des Gebetes sagt doch auch,
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heute noch der göttliche Heiland in menschlicher Hülle