Der Sonntagsöote.
UnierkaliMgsbellage zum „Mälzer Wksblaii".
Sonntag, de» 7. März. .1897.
Aas treue Kerz.
Was bangst du, Herz, was zagest du?
Wie suchest du so bang' nach Ruh'?
O ja, ein Her; dusmöchtest lieben,
Unkükeines ist dir Iren geblieben.
Doch schau nur hin zum Kreuzesstamm!
Das Herz vom süßen Gotteslam,
Für dich ist^es im Tod gebrochen,
Für dich mit einem Speer, durchstochen.
Wenn Alle auch verlassen dich,
Wenn schnöd' des Freundes Herze wich:
Nur Jesu Herz im ganzen Leben
Blieb dir die Liebe treu ergeben.
Drum fühlst du bitter und gar hart,
Wie dir ein.Herzeiuntreu ward.
So denk', wie einesidir geblieben,
, Das sollst du treu und ewig lieben.
Doch ach! dein' Herz, es ist so kalt,
Bon Liebesfcuer nicht durchwallt;
Den Menschenherzen mö.,t' erschlagen
lind Jesu Herze lassen klagen.
Und doch meint es dies Herz so gut,
Vergoß für dich sein letztes Blut,
Daß du die Sünde mochtest hassen
Und niemals treulos von ihm lassen.
O ja, aus ihm gar schon und mild
Der Born der Ruh' und Liebe quillt,
Aus dem die Seelen gerne trinken,
Um nicht in Nacht und Graus zu sinken.
So liebe doch dies'Fceundesherz,
O, liebe es in Freud' und Schmerz,
Bis einst vollendet deine Runde,
Bis daß dir schlägt die letzte Stunde.
tz Holt verkW die Seinen nicht.
Nger verlern galizischen Städtchen lag vor noch nicht
A'inemz ^ine Compagnie eines österreichischen'.Jnfanterie-
w Garnison. Das Regiment war polnischer
^>e>l uwi'i hatte sich auf den Kriegsschauplätzen in
"üo Ungarn namhaft ausgezeichnet. Der Comman
dant der Garnison, ein Hauptmann, hatte „von der Pieke
auf" gedient. Als Knabe hatte er von einem Pfarrer
tüchtigen Unterricht genossen. Dann besuchte er das Gym-
nasium in der Kreisstadt, welches von den um den Jugend-
unterricht hochverdienten Piaristen geleitet war, und er hätte
die Universität in Wien bezogen, wenn nicht die Revolution
ausgebrochen und er zum Militär genommen worden wäre.
Obwohl Ladislaus K. — so hieß der junge Soldat —
sich vor seiner Einberufung nichts zu Schulden hatte kommen
lassen, so hielt man ihn doch für ein ähnliches Bürschchen,
wie sie sich bei der 1848er Revolution so breit gemacht
hatten.
Es dauerte daher längere Zeit, ehe Ladislaus K.
avancirte. Da er aber ein braver, tüchtiger Soldat war,
welcher sich in Schlachten und Gefechten ausgezeichnet hatte,
so brachte er es doch endlich zum Lieutenant und später bis
zum Hauptmann, als welcher er in das erwähnte galizische
Städtchen als Garnisonscommandant versetzt wurde. Unter
den vielen vortrefflichen Eigenschaften, welche er besaß, war
die hervorragendste seine innige Religiösität. Er scheute
sich nicht in die Kirche zu gehen, niederzuknieen und zu dem
Schöpfer der Welten zu beten, er ging auch oft recht an-
dächtig zur hl Communion. Freilich gab es in seinem Re-
giments auch manche sog. „Aufgeklärte," die ihn mit ihren
Reden verfolgten; allein er kehrte sich nicht daran, und
ging, den Gottesfrieden und das Gottvertrauen in seiner
Brüst, die Wege, die ihm seine Mutter und seine braven
Lehrer vorgezeichnet hatten.
Seine Wohnuug schmückte er stets mit einem Kruzi-
fixe, und er unterließ es nie, Morgens und Abends ein
Gebet vor demselben zu verrichten. Hatte er im Schlachten-
gewühle, wo der Tod tausendfache Ernte hielt, Beweise
göttlichen Schutzes erhalten, und war er oft auf eine geradezu
wunderbare Weise aus einer drohenden Gefahr gerettet
w.rden, was er besonders der Fürb.tte der Himmelskönigin
zuschrieb, so hatte er, als er in dem galizischen Städtchen
als Garnisonscommandant sich befand, es erfahren, wie
Gott den Frommen schützt, den Frevler bestraft.
Der Hauptmann Pflegte, so oft unter Bl tz und Donner
ein Gewitter niederging, vor seinem Kruzifixe zwei geweihte
Kerzen anzuzünden. So hatte er es seit langer Zeit gethan,
und so that er es auch an einem Juliabende in dem galizi-
schen Städtchen, als ein furchtbares Ungewitter sich entlud.
Der Hauptmann hatte an diesem Abend einige Herren
aus dem Civilstand bei sich zu Gaste. Sie saßen im Hinter-
gründe des Zimmers an einem Tische und spielten Karten.
Da begann das Ungewitter, Blitz folgte auf Blitz, Donner
auf Donner. Der Hauptmann erzählte sofort den anwesen-
den Herren, daß er seit langer Zeit bei Ungewitter vor
dem Bildnisse des Gekreuzigten zwei geweihte Kerzen anzu-
zünden Pflege, und daß er es deshalb auch jetzt thun wolle.
Der Hauptmann legte die Karten nieder, und war im
Begriffe aufzustehen, um sich zu dem Fenster zu begeben,
wo auf einem Tischchen sich das Kruzifix befand. Einer
UnierkaliMgsbellage zum „Mälzer Wksblaii".
Sonntag, de» 7. März. .1897.
Aas treue Kerz.
Was bangst du, Herz, was zagest du?
Wie suchest du so bang' nach Ruh'?
O ja, ein Her; dusmöchtest lieben,
Unkükeines ist dir Iren geblieben.
Doch schau nur hin zum Kreuzesstamm!
Das Herz vom süßen Gotteslam,
Für dich ist^es im Tod gebrochen,
Für dich mit einem Speer, durchstochen.
Wenn Alle auch verlassen dich,
Wenn schnöd' des Freundes Herze wich:
Nur Jesu Herz im ganzen Leben
Blieb dir die Liebe treu ergeben.
Drum fühlst du bitter und gar hart,
Wie dir ein.Herzeiuntreu ward.
So denk', wie einesidir geblieben,
, Das sollst du treu und ewig lieben.
Doch ach! dein' Herz, es ist so kalt,
Bon Liebesfcuer nicht durchwallt;
Den Menschenherzen mö.,t' erschlagen
lind Jesu Herze lassen klagen.
Und doch meint es dies Herz so gut,
Vergoß für dich sein letztes Blut,
Daß du die Sünde mochtest hassen
Und niemals treulos von ihm lassen.
O ja, aus ihm gar schon und mild
Der Born der Ruh' und Liebe quillt,
Aus dem die Seelen gerne trinken,
Um nicht in Nacht und Graus zu sinken.
So liebe doch dies'Fceundesherz,
O, liebe es in Freud' und Schmerz,
Bis einst vollendet deine Runde,
Bis daß dir schlägt die letzte Stunde.
tz Holt verkW die Seinen nicht.
Nger verlern galizischen Städtchen lag vor noch nicht
A'inemz ^ine Compagnie eines österreichischen'.Jnfanterie-
w Garnison. Das Regiment war polnischer
^>e>l uwi'i hatte sich auf den Kriegsschauplätzen in
"üo Ungarn namhaft ausgezeichnet. Der Comman
dant der Garnison, ein Hauptmann, hatte „von der Pieke
auf" gedient. Als Knabe hatte er von einem Pfarrer
tüchtigen Unterricht genossen. Dann besuchte er das Gym-
nasium in der Kreisstadt, welches von den um den Jugend-
unterricht hochverdienten Piaristen geleitet war, und er hätte
die Universität in Wien bezogen, wenn nicht die Revolution
ausgebrochen und er zum Militär genommen worden wäre.
Obwohl Ladislaus K. — so hieß der junge Soldat —
sich vor seiner Einberufung nichts zu Schulden hatte kommen
lassen, so hielt man ihn doch für ein ähnliches Bürschchen,
wie sie sich bei der 1848er Revolution so breit gemacht
hatten.
Es dauerte daher längere Zeit, ehe Ladislaus K.
avancirte. Da er aber ein braver, tüchtiger Soldat war,
welcher sich in Schlachten und Gefechten ausgezeichnet hatte,
so brachte er es doch endlich zum Lieutenant und später bis
zum Hauptmann, als welcher er in das erwähnte galizische
Städtchen als Garnisonscommandant versetzt wurde. Unter
den vielen vortrefflichen Eigenschaften, welche er besaß, war
die hervorragendste seine innige Religiösität. Er scheute
sich nicht in die Kirche zu gehen, niederzuknieen und zu dem
Schöpfer der Welten zu beten, er ging auch oft recht an-
dächtig zur hl Communion. Freilich gab es in seinem Re-
giments auch manche sog. „Aufgeklärte," die ihn mit ihren
Reden verfolgten; allein er kehrte sich nicht daran, und
ging, den Gottesfrieden und das Gottvertrauen in seiner
Brüst, die Wege, die ihm seine Mutter und seine braven
Lehrer vorgezeichnet hatten.
Seine Wohnuug schmückte er stets mit einem Kruzi-
fixe, und er unterließ es nie, Morgens und Abends ein
Gebet vor demselben zu verrichten. Hatte er im Schlachten-
gewühle, wo der Tod tausendfache Ernte hielt, Beweise
göttlichen Schutzes erhalten, und war er oft auf eine geradezu
wunderbare Weise aus einer drohenden Gefahr gerettet
w.rden, was er besonders der Fürb.tte der Himmelskönigin
zuschrieb, so hatte er, als er in dem galizischen Städtchen
als Garnisonscommandant sich befand, es erfahren, wie
Gott den Frommen schützt, den Frevler bestraft.
Der Hauptmann Pflegte, so oft unter Bl tz und Donner
ein Gewitter niederging, vor seinem Kruzifixe zwei geweihte
Kerzen anzuzünden. So hatte er es seit langer Zeit gethan,
und so that er es auch an einem Juliabende in dem galizi-
schen Städtchen, als ein furchtbares Ungewitter sich entlud.
Der Hauptmann hatte an diesem Abend einige Herren
aus dem Civilstand bei sich zu Gaste. Sie saßen im Hinter-
gründe des Zimmers an einem Tische und spielten Karten.
Da begann das Ungewitter, Blitz folgte auf Blitz, Donner
auf Donner. Der Hauptmann erzählte sofort den anwesen-
den Herren, daß er seit langer Zeit bei Ungewitter vor
dem Bildnisse des Gekreuzigten zwei geweihte Kerzen anzu-
zünden Pflege, und daß er es deshalb auch jetzt thun wolle.
Der Hauptmann legte die Karten nieder, und war im
Begriffe aufzustehen, um sich zu dem Fenster zu begeben,
wo auf einem Tischchen sich das Kruzifix befand. Einer