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Der Sonntagsbote.
UkierkaliMgskeilage znm „Dfälzec Volkskitati".

Sonntag, de» 24. Oktober. 1897.

^i-ken wird

Wonika.
auf Niemanden zu erinnern, der meinen

Ser Rosenkranz.
ich fromm ein Ave je gesprochen,
Stell' ein duftend Röslein auf.
Ctz .^melwärts — von Engelshand gebrochen —
"kel trägt zu deinem Thron hinaus !
i^^'-ten reihet sich dann Ros' um Rose
8n k- Dust und wundersamem Glanz
stz .^uielsschönheit um die Makellose
bm ewig blüh'nden „Rosenkranz".
ich fromm ein Ave je gesprochen.
Zu Ew Jungfrau, gnadenvoll und rein,
und Zier in ihr Gewand gewoben
ächtend stets ein gülden Sternelein.
Ach!"'" ivill ich gläub'gen Sinnes allzeit Preisen
iiich eüe, dich nach Engels Mund
Ätw.^^elsrosen dir zu Füßen legen
er Liebe täglich Stund' um Stund'.
Üu-zr.,, ^öenstern, dir will ich freudig weben
Ätz ' Sternlein in dein schimmernd Kleid,
^uick°„ "ein Himmelsdust, du süße Rose,
bürd in alle Ewigkeit.

hä keiß wich
ganzem Herzen geliebt hätte. Was aber
tz Whleu. ^"ülrch an ihn zog, war seine Bereitwilligkeit,
ujchE verging auch selten ein Abend, an dem
« ^ite hätten. Sobald er den Hammer weg-
M sein ^r ein Schmied), sobald die Abendsuppe
sj bäte» -Pfeifchen angezündet war, setzten wir ihm
eine», ?,f'.ne Geschichte. So versammelten wir uns
' A r Dezemberabend, unser sieben oder acht
V ben des Großvaters. Dicker zäher Qualm
V Grieth »n« Fenstern, und das pfeifende Gekreise der
-tz Afuhr. N?. don weitem den Lastwagen, der unserm
M und fühlten uns alle so behaglich am war-
Blicken"^L ^svßvater musterte uns mit so wohl-
H 2" u stp,,/daß wir uns im Voraus aus die schönsten
die Pc'--wirklich legte der Großvater etwa nach
ützfM mich Effe weg; aber wir hatten uns verrechnet.
vers„» .fchdb fange nicht so sehr nach einem
U-az ""e heute," sagte er zur Großmutter.
Ar hent " ^nch ein! versetzte die Großmutter.
^Gnndp wbn Hund vor die Thür, und es ist eine
zu gehen."

Jndeß ließ meine Schwester sie nicht ausreden. Sie
forderte Geld, ließ sich ein Wolltuch um den Kopf legen und
flog mit dem Kruge davon. Die erste Viertelstunde war
mein Großvater guter Dinge, als sich aber die zweite Vier-
telstunde zu Ende neigte, fing er an, bange zu werden. Er
setzte seine Kappe auf und ging zur Stube hinaus, kam wie-
der und sprach halblaut für sich hin, wie er es immer zu
thun Pflegte, wenn ihm etwas im Kopfe lag.
Als endlich auch die dritte Viertelstunde vorüber war
und die Großmutter sagte: „Wo nur das Kind bleibt!"
rieb er sich die Stirn und blieb mitten in der Stube stehen,
als ob eine Kette vorgezogen wäre.
„Um Gottes willen!" rief er aus. „Sie muß durch
den Seiler Wald; es ist finster; sie hat sich verirrt; — sie
haben ihr zu trinken gegeben, und nun sitzt sie irgendwo im
Schnee und erfriert."
Der Ton, in welchem er sprach, und der Schein pro-
phetischer Gewißheit, der in feinen Worten lag, ergriff uns
Kinder so gewaltig, daß wir laut weinten.
„Hab' ich es nicht gesagt?" rief die Großmutter.
„Görge, Veit, Hannes (so hießen die Lehrlinge meines Groß-
vaters), die Laternen angezündet!"
Aber in demselben Augenblick trat meine Schwester in
die Stube und riß das Tuch vom Kopfe. Natürlich, daß
allen ein Stein vom Herzen fiel und wir, wie sie so frisch
und gesund vor uns stand, gar nicht begreifen konnten, wa-
rum wir geweint hatten.
„Nicht zum Ofen!" rief die Großmutter.
Aber der Großvater rief sie zu sich auf die Bank,
drückte ihren Kopf an seine Brust und gab nicht nach, bis
sie den ersten Trunk gethan hatte. Als der Krug die Runde
gemacht hatte, sprach die Großmutter:
„Aber sagt mir doch, warum Ihr gleich so ängstlich
thun könnt, daß einem das Herz im Leibe zittert?"
„Das will ich dir sagen," versetzte der Großvater.
„Es fiel mir eine Geschichte ein, an die ich nicht denken
kann, ohne traurig zu werden."
„Eine Geschichte!" riefen wir und rückten näher.
Der Großvater strich meiner Schwester die Haare aus
der Stirn, sah sie an und erzählte wie folgt:
„Ich arbeitete in meiner Jugend in dem Dorfe L., hart
unter dem Riesengbirge. In diesem Dorfe lebte eine arme
Witwe mit einer einzigen Tochter, die gerade so alt war,
als du, mein Kind. (Er meinte meine Schwester.) Auf
einmal wird die Mutter gichtkrank und kann sich nicht rühren.
Die Gemeinde nahm sich eine lange Zeit liebreich der Un-
glücklichen an; als aber die Krankheit ein ganzes Jahr dau-
erte, erkaltete der Eifer. Das 12jährige Mädchen (sie hieß
Monika) mußte am Ende von Haus zu Haus betteln und
von Brodkrummen und Pfennigen, die sie heimbrachte, der
Mutter selbst die Suppe kochen. O, ich sehe das arme
Kind noch immer, wie sie in unsere Werkstätte hineintrat
und seufzend in einem Winkel stand, Lis sie die Meisterin
 
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