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Jer Sonntagsöote.
Unierlmliungskeilagö zum „Mälzer Aotksklaii".
22. Sonntag, de« 3«. Mai. 1897.


Enryklica
Ä. KeMgKett "Aapst Leo's XllI
KUS Anlaß des Mngstsestes.
unsere ehrwürdigen Brüder die Patriarchen, Pri-
' Erzbischöfe, Bischöfe und die übrigen mit dem
Aschen Stuhle verbundenen Ordinarien.
Leo XIII., Papst.

Ehrwürdige Brüder, Gruß und Apostolischen Segen!
göttliche Mission an das menschliche Geschlecht,
Christus von seinem Vater erhalten und in heiliger
^r/rledigt hat, hat als letztes Ziel die Seligkeit der
kiAn im Schooße der göttlichen Glorie im Auge, als
i, Ziel aber, schon in diesem Leben, den Besitz und
Gewährung der göttlichen Gnade durch die Menschen,
im Himmel zur voüen Entfalltung kommen soll,
^dt der Erlöser selbst ohne Unterlaß und mit
Wohlwollen die Menschen aller Zungen und jeder
s^Etät ein, sich im Schooße seiner Kirche zu vereinigen:
ip Zu mir, ich bin das Leben; ich bin der gute
Hi ^b.doch hat der Erlöser in seiner tiefen Weisheit
ikü^Won nicht in eigener Person allerorten auf der
tzi vAenden wollen, sondern nachdem er das Werk von
aler empfangen, hat er es dem heiligen Geiste
°"en, damit dieser es kröne.
ist tröstlich, sich der Worte zu erinnern, wie Christus
Punkte, die Erde zu verlassen, inmitten seiner
sprach: „Es ist gut für euch, daß ich hingehe;
"icht hingehe, so wird der Tröster nicht zu euch
Wenn ich dagegen hingehe, so werde ich ihn euch
(Joh. XVI. 7.) Mit diesen Worten hat Christus

die denkbar beste Begründung seines Hinganges und seiner
Rückkehr zum Vater gegeben, nämlich die Vortheile, die
für die Jünger aus der Herabkunst des heiligen Geistes sich
ergeben. Zugleich hat er gezeigt, daß der heilige Geist
durch ihn ebenso wie durch den Vater gesendet ist, daß er
von ihm ebenso wie vom Vater ausgeht, und daß er als
Tröster und Lehrer das durch den Sohn während seines
sterblichen Lebens vollbrachte Werk zum Abschluß bringen
werde. Thatsächlich war die endliche Vollendung des Er-
lösungswerkes durch Beschluß der Vorsehung der vielfältigen
Kraft dieses Geistes Vorbehalten, der seit Erschaffung der
Welt „die Himmel schmückte" (Job XXVI, 13) und „die
Sphäre des Weltalls erfüllte" (Weish. I, 7).
Wir waren immer bestrebt, mit Hilfe Christi, des Er-
halters der Menschen, des Fürsten der Hirten und Wächters
unserer Seelen, die Beispiele nachzuahmen, die er Uns ge-
geben hat. Wir haben Uns mit Hingebung dem Amte ge-
widmet, das er den Aposteln und insbesondere dem Petrus
anvertraut hat, ihm, „dessen Würde selbst bei einem un-
würdigen Nachfolger nicht nachläßt" (Iwo N. sor. II m
aimiv. ass. 8uao). In dieser Ueberzeugung wollten Wir,
daß alle während Unseres schon so langen Pontificates
unternommenen und fortgesetzten Arbeiten auf zwei Haupt-
ziele sich bezögen: an erster Stelle auf die Wiederherstellung
des christlichen Lebens in der bürgerlichen Gesellschaft wie
in der Familie, sowohl bei den Fürsten wie bei den Völkern
— denn für keinen Menschen gibt es echtes Leben, das nicht
von Christus sich herleitete; an zweiter Stelle auf die
Wiedervereinigung aller Derjenigen, die, sei es im Glauben,
sei es im Gehorsam, von der Kirche getrennt sind. Denn
ganz gewiß liegt es in der Absicht Christi, sie alle in einer
einzigen Heerde unter einem einzigen Hirten zu vereinigen.
Heute, da wir das Ende Unseres Lebens immer näher
kommen sehen, empfinden Wir noch lebhafter als sonst das
Verlangen, dem Heiligen Geiste, der ja lebenspendende Liebe
ist, das Werk Unseres Apostelamtes, wie Wir dasselbe bis-
her fortgeführt haben, zu empfehlen, damit dieser Geist es
befruchten und diese Früchte zur Reife bringen möge. Und
damit noch mehr und bessere Früchte gezeitigt werden,
möchten Wir denn auch jetzt um die Zeit des Pfingstfestes,
das Wort an euch richten, um zu euch zu reden von der
Gegenwart und wunderbaren Kraft des Hl. Geistes, um
euch daran zu erinnern, wie mannigfache glückselige Wirk-
ungen er, dank dem wunderbaren Reichtum seiner hohen
Gaben, sowohl in der Kirche im Allgemeinen wie auch in
jeder einzelnen Seele ausübt. Daraus entspringt — was
Wir aus's Innigste wünschen — daß der Glaube an das
erhabene Geheimniß der Dreieinigkeit in den Geistern er-
halten und neu belebt wird und daß vor allem sich mehre
und ausbreite die fromme Liebe zum göttlichen Geist, dem
ein jeder an erster Stelle zu danken hat allemale, wenn es
ihm zu Theil wird, auf dem Wege der Wahrheit und
Gerechtigkeit zu wandeln. Denn, wie der hl. Basilius sagt,
wer wird wohl leugnen, daß die Gnaden, die den Menschen
 
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