Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1897.

lr. 30


Der Sonntagsbote.
UnikrlialiMgsbeilage zum „Mälzer Aolksblatt".

Jesus spricht zum Sünder.
Zu strähn nicht, vom ew'gen Tod zu retten,
Die irrend schreiten in dem Weltgetruve,
Komm ich zu dir, entflammt von heißer Lreve,
Mit Lust durch wandelnd deiner Bannung Statten.
Als einz'ger Sohn des großen Weltengottes
Ließ ich zurück des Himmels lichte Hohen.
Am auszubürden mir der Menschheit WeiM,^
Und stets «Wer zu sein ein Ziel des Spottes.
. Ich sah dein Leid. Ich suhlt'Erbarmen,
Als unaushörlich dich der Hölle Banden
> Mit sinsterm Truge sester stets umwanden,
Bis du Versalien ihren Schreckens armen.
Ta ich dich liebte, eh' die Welt erschassen,
» Aus Liebe dich im Dasein ließ erstehen.
t Wie könnt ich da in stummem Gleichmut sehen,
H Wie meinen Odem mir man wollt' entrüsten.
Ich ward dir gleich, der niedrigste von allen!
* Die Demut lehrte ich, den Feind zu neben,
sj In Kreuz und Leid, Entsagung sich zu üben
E Und dennoch mußte ich am Kreuze sallen!
Dies könnt aus Liebe ich sür dich vollbringen,
l Und sord're dieses nur von dir zum Lohne,
Nicht leichthin preiszugeben sene Krone,
Die dir am Kreuz mein Herzblut hals errang -
Og, Hältst Einkehr du und suchest sene Gnaden,
t Die ich dir schenkte, treulich zu behüten,
Bis vor mein Antlitz ich dich laß entbieten.
Dann will auch dich zum Hochzertsmahl tch laden.

Sonntag, den 25. Juli-
— Wer würde alsdann dienen, arbeiten, gehorchen wollen?
Gott hat deshalb die zeitlichen Güter ungleich vertheilt —
ganz nach seinem heiligen Wohlgefallen; denn er ist Herr,
ihm ist alles unterworfen und ihm muß Jeder ohne Aus-
nahme sich unterwerfen. Daraus folgt nothwendig, daß alle
zeitlichen Güter, mögen sie wie immer heißen, eine pure
freie Gabe Gottes sind, die er deshalb auch zu jeder Stunde
geben und nehmen kann. Mein Christ! Wenn du jvon
Gott mit zeitlichen Gütern gesegnet bist, schätze sie hoch, nicht
weil sie zeitliche Güter, sondern weil sie Gaben Gottes
sind, denn:
1. Die zeitlichen Güter verschönern und
erleichtern dir das Leben. — Ach! Wie viele
schmachten in der größten Armuth und leiden bittern, lange
andauernden Mangel selbst am Allernothwendigsten. Hat
dich der freigebige Gott mit Glücksgütern bedacht, so daß
du genug, ja überflüssiges Brod, bequeme Wohnung, gute
Kleidung, ein ergiebiges Gewerbe, ausreichendes Einkommen,
schöne Einrichtung rc. hast, welch eine Wohlthat, und wie
wirst du sie vergelten! O, wie wird der Arme oft so hart
behandelt, verachtet, mißhandelt, herumgeschleppt und du
kannst ruhig in deinem Hause sitzen und das, was Gott dir
gegeben, in Frieden genießen.
2. Die zeitlichen Güter ermöglichen dir
ein christliches, verdienstliches Leben. Wer
kann mehr Liebeswerke verrichten, als derjenige, der mit
zeitlichen Gütern gesegnet ist? Wenn du reich bist, so bilde
dir ja nicht em, Gott habe dich deßhalb mit zeitlichen
Gütern gesegnet, daß du gute Tage habest, reichliche Mahl-
zeiten haltest und dein Herz an den Mammon hängest.
Nein! Nein! Das war nicht die Absicht Gottes; vielmehr
hat er dich deßhalb bereichert, damit du im Stande wärest,
den Armen und Bedürftigen Gutes zu erweisen, die Hung-
rigen zu speisen, die Durstigen zu tränken, die Nackten zu
kleiden und dem allgemeinen Wohl nützlicher zu werden.
Oder sage mir: Wer soll der Noth und Armuty unter die
Arme greifen, wenn die Bemittelten und Reichen es nicht
thun?
3. Die zeitlichen Güter dienen dir zu
einem heiligen und gottseligen Leben. Große
Noth, bittere Armuth, Verachtung und Hintansetzung führen
gar leicht zur Sünde. Denn was wagt man nicht oft, um
i sein Brod sich zu erringen und aus der bittersten Armuth
" Gott»- ' herauszukommen? Was thut man nicht oft um des täglichen
>geordnl>^ Weisheit hat auf Erden verschiedene Stände Brodes willen? Dagegen gewährt dir dein gutes Aus-
O'schiedpn^ ""d. nicht blos die geistigen Talente sind sehr kommen einen merklichen Vorschub zur Gottseligkeit und
"en °^theilt, sondern auch die zeitlichen Güter. Die Heiligkeit, vorausgesetzt, daß du deine Glücksgüter nicht mi-
nderen die Anderen arm; Einige werden zu hohen mäßig liebst, nicht unrechtmäßig erworben und nicht zum
7. z der Andere leben in Niedrigkeit. Aber gerade Bösen verwendet habest. Du kannst ungehindeter als der
: arüLts^ -Verkeilung der zeitlichen Güter leuchtet Arme der Frömmigkeit und des Gottesdienstes obliegen; dein
zeitki/s hervor. Denn wenn alle Menschen Beispiel wird unter den Armen Nachahmung finden, und so
»Men .Ern, äußerer Stellung rc. einander voll- bist du im Stande, Vieles für die Ehre Gottes und znm
gleich wären, wie könnte dann die Welt bestehen? WachSthum des heiligen Glaubens zu thun. Was soll ich

Aie zeitlichen Hüter.
Gottes Weisheit hat auf Erden '
- - -- - «-7. -"in.;.

lind .-ich' di-And°im °-m;,EmiS- w-,dm M h°hm
»»Vesten erhoben, Andere leben in
 
Annotationen