„ES ist ja noch Alles da! Habt Ihr vielleicht sonst
einen Wunsch?"
„Ich muß Herben, Susanne; o mein Geld!"
„Seid doch ruhig, der Priester wird gleich kommen, ich
habe ihn rufen lassen."
„Er soll nicht kommen, nein, ich will keinen Priester!"
„Dann kommt ihr in die Hölle, wenn ihr sterbt."
„Hölle, Hölle! o weh ! — Gib mir den Schlüssel vom
Geldschrank, Susanne, schnell, schnell!"
„Ach Herr, wir wollen lieber beten!"
„Zuerst mache den Geldschrank auf und stelle ihn mir
vor das Bett, damit ich mich noch an dem Anblicke laben
kann!"
„Ja, Herr, ich will es schon hernach thun, aber jetzt
laßt unS beten."
„Ich will'S versuchen. Vater unser, der du bist im
Himmel, zukomme uns .... mein Geld! — Ich kann's
nicht mehr, Susanne!"
„Vielleicht ein Ave Maria?"
„Gegrüßet seist du Maria, Du bist voll der Gnaden
. . . heilige — Nein, nein, es geht nickt mehr."
„Herr, noch schnell die vollkommene Reue erwecken!" ...
„Herr damit, T . . . . l, gib mir meinen Schlüssel
wieder, mein Geld!" stöhnt er zum letzten Male, richtet sich
dann in die Höhe, die Hände nach dem Geldschrank streckend,
und fällt in's Kissen zurück.
Krampfhaft hält seine Rechte den Schlüssel fest-
noch ein leises Röcheln und seine schwarze Seele ist
entflohen.-
Als der Arzt und der Priester kamen, fanden sie eine
Leiche. Die Verwandten aber jubelten und freuten sich, daß
der „alte Geldkauz" ausgelebt u. die„ Augen zugekniffen" hatte.
So endete ein Geizhals, und so enden sie mehr oder
weniger alle.
Mutterland und) Mutterherz.
Wer bat mit zartem, freundlichen! Gemüthe
Vom ersten Hauche deines Lebens an
Dir Schutz erzeigt, dich überhäuft mit Bitte,
Als du noch Kind, als du gereift zum Mann?
Die Mutter ist's; erfüllt von edlem Triebe
Hat sie gesorgt für dich mit echter Liebe.
Wer lehrt'Aich falten zum'Gebet die Hände?
Wer ließ dich wandeln stets den Tugendpfad?
Wer war bestrebt ohn'^Unterlaß und Ende
Zu helfen ihrem Kind mit Rath und That?
Die Mutter'!die"zum sicheren'Meleite
Gott hat gestellt als Engel dir zur Seite.
Wer pflegte dein, wann krank du lagst darnieder?
Wer flößt dir Hoffnung ein, wenn du verzagt?
Wer hat den Sohn vertheidigt immer'wieder
Wenn Haß und Neid ihn hatten angeklagt?
Die Mutter stand in Leiden und Beschwerden
Mit mildem Trosteswort dir bei auf Erden.
O schätze hoch die treue Mutterliebe,
Das Edelste auf diesem Erdenrund;
Wenn dir hinieden sonst auch nichts verbliebe,
DieMutter nimmt .dich auf zu,ffeder'Stund;
Drückt bange Sorgen dich iMLeid! nnd^Schmerzen,
Du .findest Zuflucht stets beim,, Mutterherzen.
' -Al
ff d
c
dasselbe prüfend von allen Seiten, Nun, daS
c
Stöl
Li
Und ging so zu." " " " " §
Herr Boudiuot saß eines Vormittags in siw!j'
in der Rue St. Denis in .-
das lebhafte und lärmende Getriebe auf der
trat ein zwölfjähriger Knabe in den Laden,
keineswegs vertrauenerweckend war. Sein
verrieth sofort den Südländer. Sein Rock, E
rief er wüthend:
fortkommst! Hier ist weder für Bettler noch für
etwas zu holen." M
Mit verschmitztem Lächeln antwortete der
gebrochenem Französisch: „Ich will nicht betteln^
viel weniger stehlen, sondern ich möchte Ml
koteletten kaufen."
„So, das ist freilich etwas Anderes,"
Meister in freundlichem Tone, hackte
wünschte Fleisch ab und wickelte es in einen -E.
verrieth sofort den Südländer. Sein Rock,
riffene Uniform, war um die Taille mit einem
sammengehalten; auf dem Kopfe trug er einen s ist
zweifelhafter Farbe, unter welchem struppiges
quoll, und unter dem linken Arme hielt er
deckte Geige. Als Boudiuot den Jungen erbliü>^ "e
sterte sich sein Antlitz; er sprang vom Sff'btt ' >
indem er mit drohender Geberde nach der TY"
..Du infamer Bengel, wirst du sofort maÄ^», r,
l,>r„ kür N'
- <
. "d
Der betrogene Betrüger
Nach einem Vorgang aus jüngster Zeit crzÄ^-
Zwischen den ernsten Erzählungen hinein
eine kommen, welche weniger Ernst ist.
ist, daß sie einem passirt ist, der wohl verdient
ihm geschah, näbmlich der Schlächter Boudiuot,
sehr vermöglich, dabei aber auch entsprechend
wenig wählerisch in seinen Mitteln war, wenn es -
machen" galt. Er hatte schon manche Betrügerei^ §
gesckäfte u. dergl. im Stillen gemacht, ohne
irdische Gerechtigkeit gefaßt hätte — die fürchtete .
nicht die ewige. Nun aber sollte eines Tages'
Krug, der so lange zum Brunnen gegangen war, i
nes Vormittags in si.'Ä S
Paris und blickte gleE,
stitz
.er
>
i Ui
ff
'k
ckte Fleisch ab und wickelte es in einen
Der Junge streckte die Hand nach den Kon" st »l
„Halt mein Bürschchen!" rief Boudinot
sechzehn Sous, und dann die Ware!" , s
Der Bursche kehrte alle seine Taschen
halber^ Kamm und andere werthlose Gegenstände,^
ii?'
loren!" klagte er in herrzerreißendem Tone. lle j
lieber, guter Herr, haben Sie doch Erbarmen w'l > «dj,
" ' .. «ilN
- und Silvermünzen;
nicht. Mit wachsendem
„erst sechzehn Sous, und dann die Ware!"
— - - - —
sich allerhand in demselben, wie verschiedene
kein Geld. Endlich begann er laut zu weine"
jammern. Asti
„O, ich Unglücklicher, ich habe daS ganze
loren!" klagte er in herrzerreißendem Tone. "
l'..:._. ... S'.. ..I, i/.. .
Unser dicker Fleischermeister hatte nur Siu"
ständniß für Gold« und Silbermünzen; Mstlel „
barmen kannte er l""
er der Taschenrevision zugeschaut, und als er
Gewißheit erlangte, daß der kleine Schlingel kew
saß, herrschte er' ihn an : „st §
„Packe dich zum Teufel, oder soll ich dir
machen, du abscheulicher Taugenichts!" .
Der Kleine schluchzte noch lauter; es hätte^.^
erbarmen mögen. „Was soll ich nun beginnen!
er. Wenn ich meinem Vater kein Frühstück
schlägt er mich todt. O mein guter Herr, borge?
doch die sechzehn Sous, nach einer Stunde brEM M;
das Geld, und inzwischen lasse ich ihnen du
Pfand."
Meister Boidinot nahm das Instrument
einen Wunsch?"
„Ich muß Herben, Susanne; o mein Geld!"
„Seid doch ruhig, der Priester wird gleich kommen, ich
habe ihn rufen lassen."
„Er soll nicht kommen, nein, ich will keinen Priester!"
„Dann kommt ihr in die Hölle, wenn ihr sterbt."
„Hölle, Hölle! o weh ! — Gib mir den Schlüssel vom
Geldschrank, Susanne, schnell, schnell!"
„Ach Herr, wir wollen lieber beten!"
„Zuerst mache den Geldschrank auf und stelle ihn mir
vor das Bett, damit ich mich noch an dem Anblicke laben
kann!"
„Ja, Herr, ich will es schon hernach thun, aber jetzt
laßt unS beten."
„Ich will'S versuchen. Vater unser, der du bist im
Himmel, zukomme uns .... mein Geld! — Ich kann's
nicht mehr, Susanne!"
„Vielleicht ein Ave Maria?"
„Gegrüßet seist du Maria, Du bist voll der Gnaden
. . . heilige — Nein, nein, es geht nickt mehr."
„Herr, noch schnell die vollkommene Reue erwecken!" ...
„Herr damit, T . . . . l, gib mir meinen Schlüssel
wieder, mein Geld!" stöhnt er zum letzten Male, richtet sich
dann in die Höhe, die Hände nach dem Geldschrank streckend,
und fällt in's Kissen zurück.
Krampfhaft hält seine Rechte den Schlüssel fest-
noch ein leises Röcheln und seine schwarze Seele ist
entflohen.-
Als der Arzt und der Priester kamen, fanden sie eine
Leiche. Die Verwandten aber jubelten und freuten sich, daß
der „alte Geldkauz" ausgelebt u. die„ Augen zugekniffen" hatte.
So endete ein Geizhals, und so enden sie mehr oder
weniger alle.
Mutterland und) Mutterherz.
Wer bat mit zartem, freundlichen! Gemüthe
Vom ersten Hauche deines Lebens an
Dir Schutz erzeigt, dich überhäuft mit Bitte,
Als du noch Kind, als du gereift zum Mann?
Die Mutter ist's; erfüllt von edlem Triebe
Hat sie gesorgt für dich mit echter Liebe.
Wer lehrt'Aich falten zum'Gebet die Hände?
Wer ließ dich wandeln stets den Tugendpfad?
Wer war bestrebt ohn'^Unterlaß und Ende
Zu helfen ihrem Kind mit Rath und That?
Die Mutter'!die"zum sicheren'Meleite
Gott hat gestellt als Engel dir zur Seite.
Wer pflegte dein, wann krank du lagst darnieder?
Wer flößt dir Hoffnung ein, wenn du verzagt?
Wer hat den Sohn vertheidigt immer'wieder
Wenn Haß und Neid ihn hatten angeklagt?
Die Mutter stand in Leiden und Beschwerden
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O schätze hoch die treue Mutterliebe,
Das Edelste auf diesem Erdenrund;
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DieMutter nimmt .dich auf zu,ffeder'Stund;
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Der Bursche kehrte alle seine Taschen
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