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Guter Mach.
Rosenwangen, junge Tugend,
Trage nicht sie aus die Gasse,
Daß die Blüthe deiner Jugend
Nicht im Alltagslicht erblasse.
Maaren, die am Schaubrett lagen —
Klug verschmähet sie der Weise,
Und, die sonst noch darnach fragen
Wollen sie um halbe Preise.

„Ich kann nicht!"
Ob rS nicht ost unflr LrbenSglück ist, w-lcheS durch
diese drei Worte Schiffbruch leidet? Ich fürchte, daß in je
dem Menschenleben Stunden zu verzeichnen sind und zu den
dunkelsten darin gehören, die heraufbeschworen wurden durch
den eigensinnigen Ausruf: „Ich kann nicht!"
Schon in der Jugend sollte dem Menschen immer von
Neuem gesagt werden, daß ein fester Wille wohl die Unlust
überwindet, welche die Uebernahme schwerer Pflichten uns
einflößt. Die leere Entschuldigung: „Ich kann dies nicht
ausrichten", „ich kann das nicht essen", „ich kann diese
Arbeit nicht fertig bringen", müßte verstummen, wenn die
Antwort eriönt: „Du willst nicht, liebes Kind!" Auch hier
muß natürlich das Beispiel der Eltern ihre Lehre bekräf-
tigen.
Willensstärke überwindet vieles, vielleicht alles! Die
zarteste Frau wird willensstark, wenn sie am Lager des
schwerkranken Lieblings wacht. Käme ihr Kind verwildert,
bedeckt mit Wunden aus der Ferne zu ihr — sie würde es
aufnehmen, verbinden und pflegen. WaS nun die Mutter
für das geliebte Kind thut, sollten wir Menschen für alle
unsere Schwestern und Brüder thun können. Und doch sehen
wir so oft gesunde, kräftige Mädchen von einem schlimmen
Finger entsetzt sich abwenden, und bei der Forderung einer
unangenehmen Dienstleistung stammeln: „Ich kann das
nicht."
Wohl ist es schwer, Einen aufzunehmen, der uns un-
gewohnt ist; eine Bitte zu wagen, auf die ein abschlägiger
Bescheid fast gewiß folgt — aber „Ich kann nicht!" das
sind die rechten Worte, welche in solchen Stunden gesagt
werden. „Ich will, und Gott wird mir helfen", das müßte
das Wort sein, da- alsdann auf die Lippen tritt. Wie
auch der AuSgang sich gestalten möge, das Bewußtsein,
keine Schwäche gezeigt, sondern unsere Pflicht erfüllt zu
haben, wird uns emporheben über alles Leid. Wir sehen
dann immer mehr ein, wie festes, unbezwingliches Wollen
doch unendlich viel erreicht, wie kleinliches Zurückscheuen vor
allerhand unangenehmen Dingen für uns zum überwundenen
Standpunkt geworden. Mit Ueberzeugung bekennen wir:
„Der Wille, den Gott de» Menschen gegeben, ist auch in
dem Schwachen mächtig." Wo ein Wille ist, da ist ein
Weg.

Sonntag.
O Sonntag, stiller Gottesengel,
Du kommst in diese Welt voll Mängel,
Ein Bote unsres lieben Herrn,
Und bringst ihn uns: den heil'gen Frieden,
Den uns der Werktag nicht beschieden,
Und segnest Alle nur so gern.

Sprüche.
Es ist selten ein Schaden, es ist ein Nutzen dabei.

Besser durch Schaden klug, als durch Vorteil unklug.
Eine verlorene Schlacht ehrt ost mehr als eine gewon^"

Wer sich nicht M viel dünkt, ist viel mehr als er

Wenn Gott Appell hält, müssen auch Könige erschein^'
Wenn Gottes Posaune ertönt, dann schweigen
Trompeten.

Am Essen erkennt man den Blödsinnigen und ain "
Narren
ii
Bei den meisten Leuten ist immer der der beste, "
zuletzt gesprochen haben.
Es ist kein Unglück so groß, — man kann imM^'
Stockwerk darüber bauen.
Hüte dich, vor Kindern Schlechtes zu reden; kleine
auch Ohren.
Wir lernen die Wahrheit nicht blos durch den Verstoß
auch durch das Herz erkennen.
Halte nur daran fest: Wer läuft, hat Schuld;
Unrecht, und wer sich in Sünde und Schande gehn »
sich durch Frechheit aus dem Sumpfe zu ziehen.

AätM-Me.
Ich selbst bin schwarz, doch meinem Stofs eml
Der glatten Fläche blankes Feld,
Wenn sich die Hand recht kräftig auf mich "
Und mich ein knnstgeübter Jünger hält.
Doch gebe ich auch in des Volkes Munde,
Bei Streitigkeiten feindlicher Partei'n
Von ausgetheilten Hieben treulich Kunde,
Nun rathet gut, was ich wohl könnte sein-

Auflösung de8 Logogryph:
Uivi-S (Buch) — Uivrss.

Verantwortlicher Redakteur: KarlHuber M
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Druck und Verlag von Gebr. Huber t"
 
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