Mutter und Kind.
verschiedenen Lebensabschnitten denken, empfin-
Ab, und streben wir ganz verschieden; was dir als
iM daran hattest du als Jüngling kein Ge-
» U, und der abgelebte Greis näbrt wieder andere
K im rüstige Mann. Ein Gefühl jedoch gibt
^G^ueren wir nicht von der Wiege bis zum Grabe;
U bei» i?ung gM xz, die jhrilt die empfindsamste Jungfer
^uhen KriegSmanne. Vielleicht kommt dir das
»Zj^bundschaft", „Geschwister- oder Gattenliebe" in
^»rt V ^"S sind süßtönende Worte; aber eS gibt
Wer noch mehr beseligt, in welchem gleichsam ein
!v i^wel verborgen ist. Und dieses Wort, welches
.Aerbaren Eindruck auf Herz und Gemüth macht
? lanVT,: --„Mutter"; wer ergründet dieses Wort?
^! r» "och „Mutter" sagen können, find wir nicht
An unglücklich; ist aber unsere Mutter heimge-
ist „ .Erscheint uns alles öde und leer und fremd.
Anke,, Mutter längst im Grabe vermodert, das
»A ferne. krstirbt bei uns nicht und erweckt in uns bis zu
M. Ni i'kn Lebenstagen ein wehmüthigeS, wohlthuendeS
t»'ist«" Örtliches Vrrhältniß, als zwischen Mutter und
^nds zu finden. Die unvertilgbare Anhänglichkeit
v Re o»die Mutter, diese innige und innigste, auf-
Ntier, "Neigung hat ihre Haupiquelle in der Liebe der
k thut nicht die Mutter an ihrem Kinde?
An T^bstbewußtsein erwachtest, lagst du in den
Akk K A Mutier! Sie hatte dich mit Gefahr ihres
«^8. uw r- ^boren; sie entzog sich bereitwillig die
Atcst U.r dir zu reichen; an ihrer schützenden Hand
h « dir al ersten Schritte zum Gehen; warst du krank,
A di, ?ur Lebensgefahr, wer beschreibt die Unruhe und
1 langen Mutter um dich hatte? Kein Schlaf schloß
s>, Me Speise erquickte ihren Körper, wie rang
ber-i? Himmel! Unter heißen Thränen erklärte
A, i>ei„, Aär dich zu sterben. Dein Wehr war ihr
i' ,AnlAoreude war ihre Freude. Alle ihre Gedanken
sä ^ö?gen sich auf dich ; begehre sie noch länger
Ad, noch Oschatz es nur, um noch länger bei dir zu
A Liehe "8" für dich arbeiten und sorgen zu können,
kt ?Mutter hat gar keine Grenzen. Verglich ein
As Wohlthaten mit schnödem Undank, geräth
ikl« och entehrt es den elterlichen Namen durch Ber
V^elle ^Haten; der Vater verstößt es vielleicht von
UlAdqrsi'e. Hauses, Mutter aber kann ihres Kindes
ihr Herz von ihm abwenden. ES ist
«^iüer AAS um jede Liebe; eine zartere, mächtigere,
dsz fAEve als die Mutterliebe gibt eS jedoch nicht,
ja ob das Mutterherz von Gott weicher
W^ter u-VÄes andere Herz, oder ob daS Band, wel-
vereinigt, stärker ist, als jedes andere
:-Ache, mit bleibe dahingestellt; allein daS ist
^^Ebe einer Mutter kann sich keine an-
Kind ^un Liebe Gegenliebe erweckt, so fühlt
Eik ! der ^^unwiderstehlicher Gewalt zur Mutter hin-
ez df, «!>kann eS alles offenbaren, und nicht
sirenn»» m als Sachwalterin und Fürsprecherin
E^e>e/E"g^uter an. ES gibt kein zarteers, innigeres,
»nd Kind^hältniß, als das Berhältniß zwischen
Kinaus und Hinein.
Ein doppelt Antlitz hat das Leben:
Eins schaut vom eignen Herd hinaus;
Es muß der Blick in's Weite streben,
Ihm ist zu eng das stille Haus;
Muß finden auf dem Markt der Welt
Arbeit, die taugt und Gott gefällt.
Und weil es Andre muß umfassen,
Das Eigne opfern und verlassen.
Doch in des Hauses liebe Schranken
Das andre Antlitz sei gekehrt!
Sieh' wie die Reben es umranken
Und Epheu von den Wänden zehrt!
Lern' draus: des Hauses stille Kraft
Jst's, die des Lebens Früchte schafft.
Sei fleißig, deinen Herd zu pflegen
Und ernte dann beglückt den Segen.
Meöer Hlück und Zufriedenheit.
Das ganze Glück oder Unglück deS Menschen stammt
aus dem Vergleiche der Vergangenheit mit der Gegenwart.
Ist es ihm früher besser gegangen als jetzt, so hält er sich
für unglücklich; geht eS ihm dagegen jetzt besser als in der
Vergangenheit, so sagt er, er sei glücklich. Nichts ist ge-
wöhnlicher in unseren Tagen, als Klagen der Unzufriedenen
zu hören. Fast Niemand ist mit seinem Schicksale, seinem
Stande, mit seinen gegenwärtigen äußeren Umständen zu.
frieden. So selten als der Edelstein in dem Schachte des
Gebirges oder die Perle in der Tiefe des Meeres gefunden
wird, so selten findet man einen wahrhaft Zufriedene». Mit
sich selbst, mit feinen Schwachheiten, Fehlern und Sünden
ist jeder gleich zufrieden, mit feinem Stand und Schicksale
selten Jemand. Die meisten Menschen, ja man kann sagen
fast alle, erwarten die Besserung der Zustände von außen
her: aber Niemand will einsehen, daß die Menschen zuerst
sich bessern müssen, wenn auch ihre äußeren Umstände besser
werden sollen. — So ging eS auch den Juden. Sie er-
warteten einen Messias, der ihre äußere Lage und ihre po-
litische Stellung zu den anderen Völkern umgestalten, ver-
besseren sollte. Sie träumten, von dem Messias zu einem
mächtigen Volke erhoben zu werden, welches in Wohlleben und
Nichtsthun seine Zeit hinbringen könnte: darum verkannte«
auch die Meisten den wirklichen Messias, Jesus Christus,
welcher Sinnesänderung und Besserung des Herzens ver-
langte ; darum wurden sie den Römern zur Beute und ver-
loren auch das noch, was sie bis dahin besessen, ihre Hei-
math und ihr Vaterland. WaS für traurige Zeiten hatten
die ersten Christen zu bestehen! Der Apostel rief ihnen zu:
„Schicket euch in die Zeit, denn eS ist eine böje Zeit!" —
Gute Zeiten versprechen, das kann jeder Schwätzer,
ab sie besser machen, das ist wohl ein Bischen schwerer.
— Was hört man nicht heutzutage oft die Klagen: „DaS
ist eine schlechte Zeit; eS ist gar nicht mehr -um Auskommen.
AIS wir noch jünger waren, da war es doch besser." Den
Menschen, die solche Reden immer im Munde führen, denen
fehlt eS am Nachdenken. Warum war eS denn besser, als
wir noch jünger waren? Darum, weil der Kreis, in dem
wir uns bewegten, nicht so groß war als der, in dem wir
uns heute bewegten. Wir waren damals noch nicht so be-
verschiedenen Lebensabschnitten denken, empfin-
Ab, und streben wir ganz verschieden; was dir als
iM daran hattest du als Jüngling kein Ge-
» U, und der abgelebte Greis näbrt wieder andere
K im rüstige Mann. Ein Gefühl jedoch gibt
^G^ueren wir nicht von der Wiege bis zum Grabe;
U bei» i?ung gM xz, die jhrilt die empfindsamste Jungfer
^uhen KriegSmanne. Vielleicht kommt dir das
»Zj^bundschaft", „Geschwister- oder Gattenliebe" in
^»rt V ^"S sind süßtönende Worte; aber eS gibt
Wer noch mehr beseligt, in welchem gleichsam ein
!v i^wel verborgen ist. Und dieses Wort, welches
.Aerbaren Eindruck auf Herz und Gemüth macht
? lanVT,: --„Mutter"; wer ergründet dieses Wort?
^! r» "och „Mutter" sagen können, find wir nicht
An unglücklich; ist aber unsere Mutter heimge-
ist „ .Erscheint uns alles öde und leer und fremd.
Anke,, Mutter längst im Grabe vermodert, das
»A ferne. krstirbt bei uns nicht und erweckt in uns bis zu
M. Ni i'kn Lebenstagen ein wehmüthigeS, wohlthuendeS
t»'ist«" Örtliches Vrrhältniß, als zwischen Mutter und
^nds zu finden. Die unvertilgbare Anhänglichkeit
v Re o»die Mutter, diese innige und innigste, auf-
Ntier, "Neigung hat ihre Haupiquelle in der Liebe der
k thut nicht die Mutter an ihrem Kinde?
An T^bstbewußtsein erwachtest, lagst du in den
Akk K A Mutier! Sie hatte dich mit Gefahr ihres
«^8. uw r- ^boren; sie entzog sich bereitwillig die
Atcst U.r dir zu reichen; an ihrer schützenden Hand
h « dir al ersten Schritte zum Gehen; warst du krank,
A di, ?ur Lebensgefahr, wer beschreibt die Unruhe und
1 langen Mutter um dich hatte? Kein Schlaf schloß
s>, Me Speise erquickte ihren Körper, wie rang
ber-i? Himmel! Unter heißen Thränen erklärte
A, i>ei„, Aär dich zu sterben. Dein Wehr war ihr
i' ,AnlAoreude war ihre Freude. Alle ihre Gedanken
sä ^ö?gen sich auf dich ; begehre sie noch länger
Ad, noch Oschatz es nur, um noch länger bei dir zu
A Liehe "8" für dich arbeiten und sorgen zu können,
kt ?Mutter hat gar keine Grenzen. Verglich ein
As Wohlthaten mit schnödem Undank, geräth
ikl« och entehrt es den elterlichen Namen durch Ber
V^elle ^Haten; der Vater verstößt es vielleicht von
UlAdqrsi'e. Hauses, Mutter aber kann ihres Kindes
ihr Herz von ihm abwenden. ES ist
«^iüer AAS um jede Liebe; eine zartere, mächtigere,
dsz fAEve als die Mutterliebe gibt eS jedoch nicht,
ja ob das Mutterherz von Gott weicher
W^ter u-VÄes andere Herz, oder ob daS Band, wel-
vereinigt, stärker ist, als jedes andere
:-Ache, mit bleibe dahingestellt; allein daS ist
^^Ebe einer Mutter kann sich keine an-
Kind ^un Liebe Gegenliebe erweckt, so fühlt
Eik ! der ^^unwiderstehlicher Gewalt zur Mutter hin-
ez df, «!>kann eS alles offenbaren, und nicht
sirenn»» m als Sachwalterin und Fürsprecherin
E^e>e/E"g^uter an. ES gibt kein zarteers, innigeres,
»nd Kind^hältniß, als das Berhältniß zwischen
Kinaus und Hinein.
Ein doppelt Antlitz hat das Leben:
Eins schaut vom eignen Herd hinaus;
Es muß der Blick in's Weite streben,
Ihm ist zu eng das stille Haus;
Muß finden auf dem Markt der Welt
Arbeit, die taugt und Gott gefällt.
Und weil es Andre muß umfassen,
Das Eigne opfern und verlassen.
Doch in des Hauses liebe Schranken
Das andre Antlitz sei gekehrt!
Sieh' wie die Reben es umranken
Und Epheu von den Wänden zehrt!
Lern' draus: des Hauses stille Kraft
Jst's, die des Lebens Früchte schafft.
Sei fleißig, deinen Herd zu pflegen
Und ernte dann beglückt den Segen.
Meöer Hlück und Zufriedenheit.
Das ganze Glück oder Unglück deS Menschen stammt
aus dem Vergleiche der Vergangenheit mit der Gegenwart.
Ist es ihm früher besser gegangen als jetzt, so hält er sich
für unglücklich; geht eS ihm dagegen jetzt besser als in der
Vergangenheit, so sagt er, er sei glücklich. Nichts ist ge-
wöhnlicher in unseren Tagen, als Klagen der Unzufriedenen
zu hören. Fast Niemand ist mit seinem Schicksale, seinem
Stande, mit seinen gegenwärtigen äußeren Umständen zu.
frieden. So selten als der Edelstein in dem Schachte des
Gebirges oder die Perle in der Tiefe des Meeres gefunden
wird, so selten findet man einen wahrhaft Zufriedene». Mit
sich selbst, mit feinen Schwachheiten, Fehlern und Sünden
ist jeder gleich zufrieden, mit feinem Stand und Schicksale
selten Jemand. Die meisten Menschen, ja man kann sagen
fast alle, erwarten die Besserung der Zustände von außen
her: aber Niemand will einsehen, daß die Menschen zuerst
sich bessern müssen, wenn auch ihre äußeren Umstände besser
werden sollen. — So ging eS auch den Juden. Sie er-
warteten einen Messias, der ihre äußere Lage und ihre po-
litische Stellung zu den anderen Völkern umgestalten, ver-
besseren sollte. Sie träumten, von dem Messias zu einem
mächtigen Volke erhoben zu werden, welches in Wohlleben und
Nichtsthun seine Zeit hinbringen könnte: darum verkannte«
auch die Meisten den wirklichen Messias, Jesus Christus,
welcher Sinnesänderung und Besserung des Herzens ver-
langte ; darum wurden sie den Römern zur Beute und ver-
loren auch das noch, was sie bis dahin besessen, ihre Hei-
math und ihr Vaterland. WaS für traurige Zeiten hatten
die ersten Christen zu bestehen! Der Apostel rief ihnen zu:
„Schicket euch in die Zeit, denn eS ist eine böje Zeit!" —
Gute Zeiten versprechen, das kann jeder Schwätzer,
ab sie besser machen, das ist wohl ein Bischen schwerer.
— Was hört man nicht heutzutage oft die Klagen: „DaS
ist eine schlechte Zeit; eS ist gar nicht mehr -um Auskommen.
AIS wir noch jünger waren, da war es doch besser." Den
Menschen, die solche Reden immer im Munde führen, denen
fehlt eS am Nachdenken. Warum war eS denn besser, als
wir noch jünger waren? Darum, weil der Kreis, in dem
wir uns bewegten, nicht so groß war als der, in dem wir
uns heute bewegten. Wir waren damals noch nicht so be-