Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

DOI Heft:
Nr.1 (15. Januar 1885)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0002
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

räume Zwischen den Balken ausfüllten, und die Erde —
— dem ganzen Bau nach rückwärts ein Widerlager verlieh.
Sind nun solche Mischanlagen nach Caesar für Gallien nicht
zu leugnen und nach den Abbildungen der Ooluuruu Nrujunu
den Dakern nicht abzusprccheu, so ist doch die Frage, ob wir
eine solche oder eine einfachere Konstruktion für die rheinischen
und südwestdeutschen Steinwülle anzunehmen haben. — Eine
Reihe von Beobachtungen nun, welche Verfasser dieser Zeilen
mit IN. E. Jäger am Ringwall auf dem Drachenfels machte
und ferner an bisher unbeschriebenen Anlagen im Hunsrück und
an der Nahe vervollständigte, dürften für die Entscheidung dieser
Streitfrage nicht ohne Belang sein.
In erster Linie geben wir Hrn. IN. E. Jäger aus Speyer
das Wort, welcher als kenntnisreicher Ingenieur folgende Be-
merkungen über den Drachens els bei Dürkheim in der
„Palatina" Nr. 97 vom 14. August 1884 macht:
„Herr Prof. IN. C. Mehlis von Dürkheim nahm am Sams-
tag den 9. August einige Ausgrabungen auf dem Drachenfels vor,
die leider nicht von dem gewünschten Erfolge begleitet waren.
Immerhin fanden sich doch einige interessante Gegenstände. Es
wurden fünf Gröber geöffnet, die aber sämtlich ohne Skelette
waren. Doch fanden sich in ihnen einige Scherben von Töpfen,
dann eine schwere Waffe, wohl ein Jagdspecr aus der Zeit der
Völkerwanderung, ein Meißel und ein großer eiserner Haken,
sämtliche Gegenstände derart verrostet, daß schon dadurch ihr
Alter auf viele Jahrhuuderte zurück sich datieren ließ. Jedenfalls
war der Dracheufels von uralten Zeiten her ein wichtiger Punkt
in der Völkergeschichte. Kelten und Gallier, Römer und Deutsche
batten von ihm Besitz ergriffen und ihre Stellungen hier ver-
teidigt. Sehr interessant ist vor Allem die Steinmauer,
welche auf dem Gipfel des Berges die Seiten deckte, welche
nicht durch Felsabstürze geschützt waren. Mau kann dort noch
mit großer Deutlichkeit wahruehmeu, daß diese Mauer, wenn
auch aus Bruchsteinen ohne Mörtel, so doch mit großer Ueber-
leguug gebaut war, besonders mit Benützung der vorhandenen
Terrainverhältnisse. Höchst wahrscheinlich bestand die Mauer ans
einer Straße in der Mitte, neben welcher zu beiden Seiten
nach Innen und Außen eine Brüstung herlief, die mit
Zinnen versehen war, so daß der Verteidiger Schutz gegen die
feindlichen Geschosse und zugleich Gelegenheit fand, seine Waffen
gegen die austürmenden Feinde auszuwerfen. Im Laufe der
Jahrhuuderte sind diese Zinnen wie die Mauer selbst allerdings
gänzlich zerfallen, der steile Abfall der Außenseite ist bei nasser
Witterung vielfach abgerutscht und die Steine haben sich in
ihrem natürlichen Böschungswinkel angeschüttet. Sehr deutlich
sind noch an gewissen Stellen besondere Basteien zu bemerken,
welche wichtige Punkte, wie die Eingänge, deckten, so daß die
Befestigung hier doppelt war oder seitliche Deckung hatte.
Der Naturfreund findet auf dem Dracheufels herrliche
Genüße. Der Weg zu ihm führt von allen Seiten durch die
schönsten Waldungen und die Aussicht ist die lohnendste in der
ganzen mittleren Pfalz. Vom eigentlichen Drachen- und noch
mehr vom Westerfels schweift der Blick weithin in die Wald-
und Berglandschaft und die ganze innere Pfalz liegt hier tief
unten und weithin aufgerollt zu unfern Füßen. Der Rundblick
beginnt mit der Nheinebene am Weinbiet bei Neustadt, über die
große Kalmit hiuweg schauen wir dann zur Wegelnburg, weiter
in die Gegend von Johanniskreuz uud Kaiserslautern sowie Zum
Königs- uud Potzberg; groß uud hochaufgerichtct blickt der Rotheu-
fels bei Kreuznach zu uns herüber und endlich schließt der ge-

waltige Rücken des Donuersberges die Rundschau über die Berg-
landschaft, an welche sich dann das Mainzer Becken mit seiner
lachenden Ebene anschließt. Es ist, zumal bei Hellem Wetter,
wie der Herbst es meist uns bringt, fürwahr ein höchst
lohnender Ausflug. Dank den vielen Wegweisern, welche der
Drachenfelsclub ringsum, sowohl in der Richtung von Dürkheim
wie von Lambrecht-Weidenthal her gesetzt hat und die er mit
großer Sorgfalt unterhält, ist der Weg auch leicht zu finden
und sei somit jedem Freund von heimathlicher Natur uud Ge-
schichte empfohlen."
Gelegentlich einer Studienreise im fernen Westen, an der
romantischen Nahe, wo von der Höhe seltsame Felszacken und
gezinnte Burgen grüßen, stieß Verfasser im Herbst 1883 auf
zwei bisher in der Litteratnr u nbekauute alte Befestigungs-
anlagen.
Die erste derselben liegt an der Straße, welche von
Birkenfeld aus über den Hochwald au der Mosel nach Neu-
magen, Schweich und Trier führt. Die Führerrolle dorthin
hatte Herr IN. Back aus Birkeufeld. Oestlich von dieser Route
oberhalb dem uahen Orte Börfiuk erstreckt sich von Nordost
nach Südwest ein nach drei Seiten steil abfallender Vergkegel,
dessen Seitcnwüude von rauhen Quarzitblöcken bedeckt sind. Der
Rand des Plateaus ist vou einem Riugwalle eingefaßt, dessen
jetzige Konfiguration der Form der prähistorischen Wälle von
Otzenhausen und Dürkheim entspricht. Zusammeugestürzt
bildet der Durchschnitt des Steinwalles ein gleichschenkeliges
Dreieck mit breiter Basis. Die äußere Gestalt des Walles ist
die einer unregelmäßigen Ellipse, deren kleinerer Durchmesser
vou West nach Oft gerichteter 110 in, deren größerer vou Nord
nach Süd gehender ca. 160 nr beträgt; der Umfang mißt ca.
500 in.
Die Dimensionen des Walles sind am stärksten im Süd-
westen der unten vorüberziehenden Straße zu. Dort hat das
Steingerassel. eine Höhe vou 4 in bei einer Basisbreite vou
15 in. Im Westen uud Osten sinkt die Wallhöhe auf 2 in,
während sie in: Nordosten, wo der Bergrücken in fast gleicher
Erhebung herauzieht, auf 3^ in ansteigt. Hier liegt auch der
2 m breite und 8 in lange Eingang in die Umwallung, geschützt
durch einen vorgelagerten breiten Graben. Wie am Dürkhcimer
Walle und den Tauuuswälleu sind in der Nähe gelagerte Fels-
massen in die Befestigung mit hereingezogeu. Vou Funden
hier oben ist zu Birkeufeld uur eine aus Achat bestehende ovale
Reibschale bekannt, wie solche zur Römerzeit uud vorher gebräuch-
lich wareu. Im Nordosten schließt sich ein Terraiuabschnitt an,
der unter dem Namen „Saustübel" bekannt ist, d. h. „Saustall"
vou 8 tat) ul um abzuleiten.
Nam e und Befestigungsart vom Vorkastell deuten
darauf hin, daß wir auch in diesem hochgelegenen „Kastell"
einen geschützten Rückzugsplatz der eingeborenen Bevölkerung zur
Zeit hochgehendcr Völkerwogen zu erblicken haben. Bemerkens-
wert ist, daß an der Ostseite die wichtige Römerstraße vorben
führt, welche an der Nahe bei Frauenberg ausgeht und über
Rinzenberg, Börfink, Königsfeld nach Trier zieht?) Was die
Konstruktion dieses Walles angelangt, so war dieser als
Trockenmauer in derselben Weise ursprünglich gebildet,
wie jetzt noch Trockenmanern in der Gegend von Otzenhausen
und Dürkheim aus einfach gestoßenen Bruchsteinen zusammeu-
*) Anmerk. Vgl. über diese Römerstraße F. W. Schmidt in den
„Bonner Jahrbücher" 1861, Heft 3t, S. 206—208 und des Verfassers
archäologische Karte der Pfalz, in „Studien" VIII. Abteilung 1881.
 
Annotationen