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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 6 (15. Juni 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0041
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Nr. 6.

1885.

Inhalt: Sonntagmorgen im Walde, Gedicht von Johannes Hüll. — Des Schulmeisters Töchterlein, Erzählung von I. Cordius. — Die Wappen der
pfälzischen Rittergeschlechter, von Th. Gümbel. — Römische Spuren bei Landstuhl, von Or. Paul Wisliceuus. — Die Stadt Worms, Vortrag vou
Or. Weckerling (Fortsetzung). — Die Kredenburg bei Maikammer, von Eduard Bloch. — Briefkasten. — Allerlei. — Pfälz. Schriftstellerverein.

Sonntagmorgen im Walde.

Heut' ist des Herren Ruhetag! —
Der Dörfler lungert weich den Bug,
Das Roß steht feiernd im Verschlag,
Und bei der Egge träumt der Pflug.
Mit Freundesblick der Morgenstrahl
Schaut nach dem stillen Waldesgrund';
Mit Friedenspalmen durch das Thal
Die Engel ziehn' auf ihrer Rund'.
Zum Herzen spricht der Glockenton,
Der fernher durch die Halde bricht;
Es grast ein Reh mit Weib und Sohu
Im Thale, und ich stör' es nicht.

Des Waldes Schweigen bricht kein Beil,
Das gern am Holze kühlt den Mut;
Am Fels der Schlägel ruht und Keil,
Verraucht ist ihre Zornesglut.
Mir dünkt das Flüstern sanfter hier
Der Buchen, als am Werketag,
Und zärtlicher erscheinet mir
Der Tnrtel Ruf und Liebesklag'. —
Da weckt ein Schuß deu frommen Wald
Aus seiner Morgeuandacht auf
Und trifft das Reh zum Sterben bald,
Das zitternd reckt den schlanken Lauf.

Doch eh' fein Auge trüb und blind
Und sich im Todeskampfe dreht,
Schaut thräneud es nach Weib und Kind,
Bis endlich still das Herz ihm steht. —
Das Waldthal zürnt und rauscht entweiht,
Darin Natur iu Andacht lag,
Und Mord besteckt die Einsamkeit,-
Und Sonntag ist's und Ruhetag! —
Johannes Hiill.

Des Schulmeisters Töchterlein.
Erzählung von I. Cordius.
Nachdruck verboten.
I.
In dem kleinen Städtchen K. im Herzogtum Zweibrücken
läutete es zu Mittag. Es war an einem schönen Junitage des
Jahres 1722. Viele schienen auf die grellen Töne der Mittags-
glocke gewartet zu haben: denn mochten sie vorher auch noch so
beschäftigt gewesen sein, sie ließen sofort von der Arbeit ab und
eilten heimwärts. Aus dem Hause des reichen — und einzigen —

Tuchmachers drängten sich die Arbeiter in dichtem Schwarme.
Neben dem alten Gebäude sollte noch ein neues, größeres auf-
geführt werden, und zahlreiche Maurer waren daran, den Bau
seinem Ende entgegenznführen. Einige von diesen fleißigen
Leuten hatten eben von dem Gerüste, auf dem sie standen, Steine
aufgehoben, um sie auf die vor ihnen aufsteigende Mauer aufzu-
setzen, da ließ die Glocke ihre schrille Stimme erschallen, und
Ruck! — die Steine lagen wieder an ihrem alten Platze. Äie
Maurer zogen ihre Wämser an, welche sie, der großen Hitze
wegen abgelegt hatten, und einige setzten auch noch ihre Pfeifen
in Brand, und fort ging es zur dampfenden Mittagsschüssel.

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