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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 5 (15. Mai 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0033
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Monatsschrift


für heimatliche Litieratur und Kunst, Geschichte und Volkskunde.

Nr. 5.

Neustadt a/chart, fö. Mai.

1885.

Inhalt: Frühlingsahnung, Gedicht von P. A. Schiffmacher. — Der rote Handschuh, von Th. Winkler (Schluß). — Archäologisches I. und II-,
von vr. E. Meblis. - DnllweiUrs Waldrcchte in der 5. Haingeraidc. von Tcrd. Kubp. — Die Stadt Wonns, Vortrag von Ur. Weckerling (Fort-
setzung). — Kurze Freud', Gedicht von A. Lauterboru. — Zur Abwehr, von Ur. (5. W. Faber. — Litterarur. — Eingelaufenc Schrifleu. — Briefkasten. —
Pfalz. Schriftstcllerverein.

Arühlingsahnung.
Noch ruht die Flur. Die Bäume träumen

Von Blätterschmuck und Blütenpracht;
Im stillen Thal, auf Bergeshaldcu
Sind noch die Blumen nicht erwacht.
Allein wie ferner Glocken Tönen
Schon rauscht es durch den Winterwald,
Und wärmer schon durchflammt den Aether
Der Sonne siegende Gewalt. —
Neu-Ulm.

Noch schläft im Herzen mir die Freude,
Verhüllt von grauem Trauerkleid,
Und tief sind ihre süßen Blüten
Vom Wintersturm des Leids verschneit.
Doch zieht es wie ein leiser Schimmer-
Mir hin und wieder durch's Gemüt; —
Wer kann es deuten, kann nur sagen,
Ob noch ein Frühling mir erblüht?
P. A. Schiffmacher

Aer rote Kandschuli.
Von Theodar Winkler.
(Schluß.)
Eines Morgens war Meister Schnackelmeier eben dem Bette
entstiegen, und säst in Schlafrock und Pantoffeln, nichts arges
ahnend, bei seinem Blümchen-Kaffee, als mit einem mal brausten,
vor den Fenstern seiner Parterre-Wohnung, ein eigentümliches
höhnisches Gelächter erschallte.
Der Handschuhmacher reckt den Kops in die Höhe und
lauscht. Eine böse Ahnung durchkreuzt seine Seele. Da hört
er aufs neue lachen, lanter und toller. Er springt ans Fenster
und blickt hinaus. Himmel, welch ein Schauspiel! Gerechtigkeit,
welch ein Schimpf! O, das ist nur Zu deutlich, das ist nichts
weiter, als der hiruverwirrende, hcrzzerfressende Konkurrenz-

Neid, der ihm so mitspielen nnd — nicht mir den Handschuh
entführen, sondern auch noch einen alten, Zerlöcherten Cylinder-
hut an seine Stelle hängen konnte!
„Garliue! .... Agnes! .... Wilhelm! . . . ." Die ganze
Armee seines Hauses rief der Gefoppte zusammen.
„Was giebt's, Vater?"
„Ei Harr Jeses, süht'r denn uich? Habt 'r weder Dog'u
noch Ohr'n?"
„Was denn! Wie denn! Wo denn?"
„Schockschwerenot» noch ä mol ....! der Handschuh! der
Hut»! —"
Ratlos jagte Schuackelmeier im Zimmer umher.
„Wenn ich diese ruchlose Hand ranskriegc, die mir das
gedan, den Garaus mach' ich dem Karl!" eiferte er außer sich
vor Aerger, um gleich daraus wieder sciuc Familienangehörigen
 
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