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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr.1 (15. Januar 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0001
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Monatsschrift
für heimatliche Litteratur und Kunst, Geschichte und Mol'kskunde.

Nr. 1.
Neustadt a/^art, H5. Januar.
1885.
Inhalt: Zur Jahreswende, Gedicht von M. Greif. — Zur Ringmauerfrage I., von vr. C. Mehlis. — Die Stadt Worms, Vortrag von Ur.
Weckerlina. — Die Ausgrabungen bei Obrigheim, von Hacker.—Das Museum in Speier von H. — Beiträge zu einem Pfälzer Idiotikon, .von Ur. C. W. Faber.
— Schillerstiftung, von C- M. — Zur Besprechung eingegangene Schriften. — Pfälzischer Schriftstellerverein. — Briefkasten-
Z it r Jahreswende.
Preis dem Starken in der Höhe,
Der von eh' das Schicksal lenkt,
Alles Glück und alles Wehe
Gnädig uns voraus bedenkt.
Ruhmgewaltig herrscht er morgen
Wie er heute hochgebeut,
Nichts besteht, das ihm verborgen,
Und kein Werk hat ihn gereut.
Lob und Preis und Ruhm und Ehre
Wird ihm ewig dargcbracht,
Jedes Licht im Stcrnenhecre
Schwebt getrost in seiner Macht.
Er bestimmt das Maß der Zeiten
Und er ordnet Jahr für Jahr.
Was die Monde vorbereiten,
Macht er Keinem offenbar.
M ü nche n.
Edler schuf er uns die Stirne
Als der niedern Kreatur,
Und die wandelnden Gestirne
Rühren uns den Busen nur.
Auch das stille Rund der Erde
Neigt sich ihm in Dankesschuld,
Daß er fort uns schirmen werde,
Hoffen wir von seiner Huld.
Martin Greif.

Zur Hlmgmaucrfrage.
i.
„Eine Ningmauerfvage?" werden viele unserer verehrten
Leser erstaunt fragen. „Was soll das bedeuten? Wir kennen
wohl eine Kongofrage, eine Bekleidungsfrage, eine Wohnungs-
frage, auch eine Frage an das Schicksal, aber eine Ringmauer-
frage?" „Jawohl, geehrter Leser, es ist keine Frage, es gibt
auch eine Ningmauersrage, welche ganz besonders an der linken
Seite des Mittelrheinthales, im Wasgau und im Hartgebirge
ihr Wesen treibt.
Jedem wohl, welcher dem mächtig emporragendcn Donners-
berg einen Besuch abgestattet hat, der den sagenumwobenen
Dracheufels im oberen Jsenachthale bestiegen hat, oder die Ein-
samkeit des Orensberges oberhalb Albersweiler gestört hat,
kennt die ringförmig angelegten, zusammengestürzten Wälle,
welche aus Bruchsteinen bestehen und die Kuppen dieser Berge
einfriedigen. Bald sind dieselben einfach, bald doppelt angelegt,

aber stets besitzen sie die Gestalt eines Ringes oder einer Ellipse,
und da das Ganze im unversehrten Zustande ohne Zweifel ein
manerartigcs Hindernis bildete, so hat man solchen Befestig
uugsanlagen oder Einfriedigungen den Namen: Ringwälle
oder Ringmauern gegeben, lind nun znr Frage. Die Ge-
lehrten streiten sich erstens um die ursprüngliche Konstruktion
dieser Wälle, Zweitens um den Zweck derselben.
Die einen stellen die Ansicht auf, diese Mauern wären ohne
Bindemittel und ohne hölzerne Einlagen nach Art der jetzigen
Trockenmauern konstruiert gewesen; die Gegenpartei, an deren
Spitze der bekannte Forscher Oberst von Cohausen steht, behauptet,
die rheinischen Steinwälle wären nach Art der gallischen
Mauern, welche Caesar ausführlich beschreibt (äs ball. VII
23) ursprünglich angelegt worden. Diese letztere Konstruktion
bestand ans einer Mischung von Holz, Steinen und Erde, wobei
ersteres der Masse der letzteren Richtung und Halt gab durch
regelmäßige Einlage von Langhölzern (tradss äirsetas) und
Querbalken (timd68 psi-xstunm), während die Steine die Zwischen-
 
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