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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 2 (15. Februar 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0009
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onatsschrist
für heimatliche Littcratur und Kunst, Geschichte und Dol'Kskunde.


Nr.

-)

Neustadt a'chart, HZ. Februar.

1885.

Inhalt: Mir ist es oft, Gedicht von Emil Walther. — Berwartstein im Wasgau, von Joh. Hüll. — Ein Wappenstcin der Hartenburg, von Karl
Emich, Graf zu Leiningen-Wcsterburg. — Zur Ringmauerfrage II-, von Ur. C. Mehlis. — Die Wappen der pfälzischen Rittergeschlechter, von Th.
Gümbel. — Die Regierungspräsidenten der Pfalz von 1816—1884, von Ur. Schmitt. — Die Stadt Worms, Vortrag von Ur. Weckerling. (Fortsetzung.)
— Zwei Episoden ans dem deutschen Befreiungskriege, von Gärtner. — Pfälzischer Schriftstellerverein. — Briefkasten.

Wir ist es oft —

Mir ist es oft, als ging ich wieder,
Recht still und selig im Gemüt,
An deiner Seite durch den Frühling,
Der rings so wonnig klingt nnd blüht.
Chemnitz.

Tie ganze Welt liegt selbstvergessen
In einem Traum voll goldner Lust,
Und dieser Traum auch webt und blühet
So wunderbar in unsrer Brust.

Kein einzig Wörtlein wird gesprochen;
Doch, was das Herz so wonnig bang
Dnrchbebt, das weht und klagt und jubelt
Rings die Natur in Dust und Klang.
Emil Walther.

Aerwartstein im Wasgau.
Von Johannes Ult.
Südlich vom Lin delbvon iier Forsthause gelangte ich
durch Vorderweidenthal in ^Stunden nach Erlenbach.
Reizend liegt das Dörfchen in einem Seitenthale, Zu Füßen
eines nicht gar hohen, sanft aussteigendcn, leicht bewaldeten
Bergkegcls. Auf demselben erhebt sich ein gigantischer Felsen, der
die interessanten Ruinen der Burg Berwartstein trägt.
In allen Zungen hat Vater Rhein schon seine Sänger
gesunden, Reisende aller Weltgegenden haben vom Dampfboote
aus die Schönheiten seiner Ufer skizziert und zu Hause mit Zeich-
nungen und Beschreibungen ihrer Vorgänger ausgemalt, um in
den allgemeinen Chor von des Nheinlandes Schöne und Pracht
mit einzustimmen. Was Wunder, daß der gebildete Deutsche,
er mag in einem Gaue des großen Vaterlandes wohnen, wo er
will, heute vom Rheine mehr erzählen kann, als von seiner
näheren Umgebung. Wieder andere glauben und wissen nicht,
daß es Gegenden giebt, die, vom Tritte der Neisebeschreiber noch
unberührt, jenen vom Rheine nicht allein nicht nachstehen, son-
dern dieselben häufig in mehrfacher Hinsicht übertreffen. Anch

unscrm Wasgaue mangelt nicht die großartige Berg- und Thal-
natur in wechselnder Mannigfaltigkeit der Formen, nicht die
Zahl zerstörter Felsenburgen, die Fernsicht in die Ebenen und
finstern Schluchten. Manches findet sich hier, was am Rheine
vergeblich gesucht werden dürfte, und es bleibt eine alte Ge-
wohnheit der Touristen, immer nur nach jenen Orten zu pilgern,
die von andern schon besucht oder gefunden. Auf derselben
Stelle wieder zu schauen, was schon so oft gepriesen, ist Mode.
Wie wäre denn es möglich, daß jährlich Tausende von Reisenden
immer den Rhein als ersehntes Ziel erwählen, dort den hohen
Naturgenuß allein zu finden und zu genießen hoffen? Erlenbach
mit seiner Burg und Umgebung mag deshalb Jenen empfohlen
sein, die au uichts Höheres, als den Nheiu glauben.
Beim Eintritte ins Dorf schaute mir links an der Straße
ein nettes Wirtshaus entgegen, in welches ich, um etwas aus-
zuruheu, mich verfügte. Nach einer kurzen Raft stieg ich, mit
Zurücklassung meines Neisebündels, den Hügel nach der genann-
ten Burg Berwartstein oder Bärbelstein hinan. Einen
lieblicheren Waldspaziergang habe ich auf meinen weiten Wan-
derungen durch die Pfalz noch nicht augetroffen! Durch schönes
 
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