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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr.1 (15. Januar 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0008
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Ableitungen dieser Zwei Formen sind der Bntzebär, der
Potzberg, also der pfälzische Brocken. Potzbach, vielleicht auch
Bosen, ein Strohbund (altfranzösisch dotsau) und Bosenbach.
Eine dritte Form ist Betz in den Zusammensetzungen Betze-
kümmerle, Betzeloch, der Ort, wo die Gespenster im Finstern
sitzen und der Betzenberg bei Kaiserslautern, dessen Gespenster
allerdings mit seinem alten Wahrzeichen, den drei Jungfern, den
drei einsamen, aus einer Wnrzel entsproßenen Fichten längst ver-
schwunden sind.
Daß bei allen drei Formen die (nicht ursprüngliche) Be-
deutung verhüllen, vermummen, znsammenbinden zu Grunde
liegt, ersieht man aus dem Ausdruck Bntzel für Hutzel, die
Frucht der Kiefer (Lambrecht), aus dem oben angeführten Potz
nnd aus dem sehr gebräuchlichen Ausdruck Betzel-Haube (Tarn-
kappe). Eine in der Vorderpfalz (Meckenheim, gebräuchliche Art
der Betzeln nennt man von ihrer Form Saumagen
Während uns dieses erste Schreckbild in das deutsche Alter-
tum führt, weisen uns die beiden andern zu unseren Nachbarn
im Westen.
Der Wulewux ist der Franzose, der auch seine energischeste
Forderung mit dem höflichen „voulss-voris" einleitet, selbst wenn
er sie mit dem Hinweis auf seinen blanken Säbel begleitet.
Diese stehende Eingangsformel seiner Forderungen ist sein Name
geworden.
Der Totenvogel ist der Kibitz. Wer den auf seinen nächt-
lichen Wanderungen hört, ist ein Kind des Todes. Sein Schrei
lautet „Kibi". Das Volk hörte darin den Zuruf der französischen
Wache ,,(Wi viv?,"? wie ein altes Volkslied sagt:
Bis daß kein Franzos
Sein Kiwi mehr schreit.
Und allerdings, wer bei Nacht und Nebel den Sanscu-
lotten zu nahe kam, mochte wohl für Leib und Leben zu fürchten
haben.

Schillcrftiftung.

Festschrift des Verwaltungsrates der deutschen Schiller
Stiftung zum 10. November 1884. Weimar 1884. Die hohe
Aufgabe dieser Stiftung besteht bekanntlich darin, die Pflicht der
Dankbarkeit an den bedürftigen Nachkommen unseres Geistes-
helden zu erfüllen. Sie besteht zur Zeit in einer Gesammtheit
von 23 Zweigstiftungen und verfügt zur Zeit über ein Ver-
mögen von M/2 Millionen Mark. In den Jahren 1863 69 er-
hielten je 93 Empfänger 39,800 Mark, während in der 5. Ver-
waltungsperiode 1880/82 je 181 Empfängern 51,000 Mark neu-
bewilligt wurden. Unter diesen Dichtern und Schriftstellern be-
gegnen uns so bedeutende Namen, daß man sich als deutscher
Mann wahrhaft schämen muß, daß Autoren wie R. Prutz,
Storch, R. Benedix, L. Schefer, Karl Töpfer, I. Mosen, H. Kurz
und viele Andere nur von einer potenzierten Art von Almosen
und nicht vom Ertrag ihrer Schriften leben können. Ta ist
ohne Zweifel etwas faul im Staate Dänemark! In der Pfalz
könnte bekanntlich ein Schriftsteller vom Reinertrag seiner noch
so zahlreichen Werke am — Hnngertuche sterben! Traurig
aber wahr! C. M.

M Besprechung eingegangene KchrMen, welche von pfäist scheu
Autoren herriihreu oder pfälzische Ktoffe behandeln.

1) Do. I. H. Albers: König Dagobert in Geschichte, Legende und Sage
2. Auflage. Verlag von H. Kayser, Kaiserslautern 1884.
2) Fritz Claus. Gedichte und Sagen. Verlag der Jäger'schen Buch¬
druckerei. Speyer 1884.
3) Di-. W. H arst er: Die Verfassungskämpfe in Speyer während des Mittel¬
alters. Separatabdruck aus der Zeitschrift für die Geschichte des Ober-
rheins. XXXVIII. Band. Karlsruhe 1884.
4) Paul Joseph: Die Münzen der gräflichen und fürstlichen Häuser
Leiningen. Mit 2 Tafeln und Abbildungen. Wien 1884.
5) Dr. Adolf Koch: Hermann von Salza, Meister des deutschen Ordens.
Leipzig. Duucker und Humblot. 1885.
Ausführliche Besprechungen dieser und nachfolgender, der Redaktion
eingelieferten pfälzischen Publikationen werden in den nächsten Nummern
des „Pfälzischen Museum's" erfolgen.

pfälzischer Schriftstelkervcrein.

In der letzten Generalversammlung zu Neustadt am 20. Dezember
stand auf der Tagesordnung die Gründung eines G arantief 0 n ds für
das „Pfälzische Museum". Nach Mitteilung von Dr. Mehlis, v. Vangerow,
Dr. Schmitt beträgt derselbe, Dank den reichlichen Spenden einer Reihe von
HH. Gönnern des Vereins zu Amorbach, Deidesheim, Dürkheim
Edenkoben, Mußbach, Neustadt, Karlsruhe, Rotenburg bei
Fulda, Sp eier, ca. 350 Mark. Die Versammlung beschloß, trotz dem un-
günstigen Resultate des 1. Jahres das „Pfälzische Museum" auch im
2. Jahrgang aufrecht zu halten, zum Redakteur wurde wegen Wegzuges
des bisherigen Redakteurs v. Vangerow von Speyer Johannes Hüll er-
nannt. Die Mitherausgabe besorgt der jeweilige Vereinsvorstand; das Blatt
soll, wie bisher, in monatlicher Ausgabe zu Neustadt in der dortigen
Aktiendruckerei erscheinen. An die Stelle des wegen Ueberlastung von
der Redaktionskommission zurücktretenden Di-. Leyser trat Dr. Schmitt-Eden-
koben. Herrn von Vangerow wurde wegen seiner bisherigen Dienstleistung
und Frau (Gilardone zu Speyer wegen der generösen Behandlung des
Defizits der Dank der Versammlung ausgesprochen. — Die vorliegenden
Rechnungen über das „Pfälzische Museum" wurden von einer Kommission
geprüft. — Die restierendcn Exemplare des Museums nimmt der Rechner
Vollmar zu Billigheim in Verwahrung und kommt die Einzelnummer
auf 20 Pfg. zu stehen.
I. A. der 1. Vereinsvorstand: Di-, Mehlis.

Briefkasten.
Herrn Prof. H. in Speyer. Allerdings, das Abonnement bei der
Post oder bei der Expedition zu Neustadt ist die schnellste und für den
Verein einträglichste Bezugsquelle des Museums.
Herrn Prof. F. in Mühlhausen. Fortsetzung Ihrer linguistischen
Studien immer angenehm-
Herr Rat Ehr. in Heidelberg. Wir müssen nach dem Grundsätze
arbeiten, jedem Freunde von Kunst und Litteratur eine Gabe zu bringen —
und es sind die gerügten Früchte doch nicht die schlechtesten?
Herr Jnspekt. G. in Herschberg. Besten Dank und Gruß! Ihr Auf-
satz erscheint in Nro. 2. Ersuchen um baldige Fortsetzung.
Herr M. in Frankenthal. Bedauern! Für unsere Zwecke leider
nicht verwendbar. _

Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal. Abonuemeutspreis: 1 Mark vierteljährig. "WC
Anzeigen: die viergespalteuc Zeile oder deren Raum 10 Pfg.

Herausgegebcn und verlegt vom Verein pfälzischer Schriftsteller: 1. Vorstand Dr. Mehlis.
Für die Redaktion verantwortlich: Joh. Hüll, Neustadt a. d. H.

Druck und Expedition: Aktiendruckerei Neustadt a. d. H.
 
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