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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 3 (15. März 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0024
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24 .

Stab aus, Stab aus, dem Muter gcheu die Agcu aus,
Veilchen, Märzenblumeu, holeu wir den Sommer,
Ri, ro, ra, der Sommertag ist da.
Steigt der Fuchs in's Hinkelhaus, holt die Eier all' raus,
Mir eins, dir eins, andern Kindern auch eins.
Das Liedel ist gesungen, der Kreuzer ist verdient,
lind wer mir noch ein Kreuzer gibt, dem sing' ich noch ein Lied.
Wenn die Kinder nichts erhielten, wird gesungen:
Wüst Haus, wüst Haus, der Teufel guckt zum Fenster raus.
Wir haben hier eine alte Frnhlingsprozcss io n ans der
Pfalz vorliegen. Wenn die Zeichena m Brnnhildisstnhl dieselbe Ge-
stalt wie diese Stabe zeigen, so beweist dies den Zusammenhang
dieser Felszeichen mit der Feier der wiederkehrenden Sonne.
Auch die au diesem merkwürdige!: Felseu angebrachten Rosse
hängen mit dem Sonnenkult unserer Vorfahren zusammen.
V > o C. M.

Neustadt. (Vortrag.*) Im „Protestantischen Verein der Pfalz"
hielt am 2. März Hr. Stadtpfarrer Schück von Heidelberg einen Vortrag
über „Angra Pequena und die evaug. H eid eumi ss io u". Der
Saal war besucht. Bei dem Worte „Angra Pequena", begann Redner, ver-
setze sich unsere Phantasie in die fernen, weiten Räume nicht blos au der
Küste des Atlantischen, sondern auch des Stillen Oceans, und ferner lege
man sich die Frage vor, wie es in 50, in 100 Jahren an jenen Küsten,
über denen jetzt die deutsche Flagge wehe, aussehen werde. Auf das
Gebiet der Politik erklärte Redner nicht eingehen zu wollen, betonte indessen-
daß man von den Kolonisations-Unternehmungen nur Gutes und Vorteil-
haftes erwarte. Es liege jedoch ans der Hand, daß vor Allem erst Afrika
civilisiert werden müsse, ehe der Verkehr mit den dortigen Stämmen ma-
terielle Vorteile bringen könne. In dieser Ansicht begegnen sich Alle, die
Afrika bereist haben, so z. B. Stanley, Chavanne, Schweinfurth. In grauen-
voller Weise huldigen die Eingebornen im Innern Afrikas dem Canniba-
lismus; damit geht Hand in Hand eine erschreckende Geringschä.ung des
Menschenlebens. Fortwährend Krieg, fortwährend Menschenschlächtereien,
fortwährend Blutvergießen — das ist die Signatur des Lebens der afri-
kanischen Völkerstämme! Ebenso entsittlichend wirken auch die Polygamie
und die Sklaverei, sowie die Menschenopfer, letztere besonders in den König-
reichen Dahomey und Aschanti. In den Gegenden, wo Angra Pequena
liegt, herrschen ähnliche Verhältnisse, wenn auch nicht in so erschreckendem
Maßstabe. Von der Wildheit der Afrikaner hat das Hinschlachten des
Deutschen Pantenins ein entsetzliches Beispiel geliefert. Aus allem diesem
gehe hervor, daß die Civilisation Afrikas unsere dringendste und notwen-
digste Aufgabe fein müsse - eher werden wir aus unseren Kolonisanons-
Unternehmnngen keinen Nutzen ziehen können. Und wenn wir Afrika civi-
lisieren, sorgen wir auch zugleich für die höheren Interessen und die Ehre
des deutschen Namens. Ist es denn aber überhaupt möglich, Afrika zu
civilisieren? Redner glaubte diese Frage entschieden bejahen zu dürfen.
Auch in dem jetzt so civilisierten Europa hat früher, wie Virchow u. Andere
behaupten, der Cannibalismus geherrscht — ferner gehe die Bildungs-
fähigkeit des Negers aus der Thatsache hervor, daß gegenwärtig viele
Negerstudenten mit Erfolg auf deutschen und amerikanischen Universitäten
studieren. Die Thatsache könne schließlich nicht geleugnet werden, daß jeder
Mensch, einerlei welchen Stammes, bildungsfähig sei. Mit kriegerischen
Machtmitteln das Civilisationswerk zu unternehmen, sei im Hinblick auf die
jüngsten Vorfälle im ägyptischen Sudan nicht rätlich — der Handel wirke
freilich auch civilisierend, sei aber zu sehr mit Eigennutz verbunden. Redner
verlas einige Stellen aus einem Buch Richard Oberländer?, in welchen
darauf hingewiesen wird, daß das Civilisationswerk des Mssionärs dem-

Anmerk. Die Redaktion ist bereit, kurze Referate über wichtigere Vorträge zu
bringen, welche in der Pfalz gehalten wurden. Die verehrlichen Vorstände wissenschaft-
licher und gewerblicher Vereine eriuchen wir um freundliche Einsendung solcher Referate.

jenigen des Kaufmanns vorhergehen müsse. Redner warnte davor, über die
Heidcnmissionäre abfällig zu urteilen. Der Abgeordnete Bamberger dürfe
das Verdienst beanspruchen, auf den abscheulichen Sklavenhandel in der
Südsee hingewiesen zu haben — auch hier werde das Missionswerk gute
Früchte bringen und bessere Dienste leisten als die Consuln. Unsere Civili-
satiou und Cultnr ruht auf dem Christenthnm — diese Grundlage müsse
auch dem Civilisationswerk in Afrika gegeben werden. In diesem Sinne
haben sich auch Stanley und Nholfs ausgesprochen und die Verdienste der
Missionäre, die bereits in Afrika thätig, rückhaltlos anerkannt. Wörmann
hat gesagt, es könnten gar nicht genug Missionäre und Lehrer nach Afrika
gesandt werden. Der Vortragende erzählte dann eine interessante Episode
ans der Missionsgeschichte Angra Pequenas. In jenem Ländergebict be-
stehen jetzt 17 evangelische Missionen, die von der rheinischen (barmener)
Missionsgesellschaft gegründet sind und die erfreulichsten Ergebnisse auf-
weisen. Die Kaufleute seien der Ansicht, daß sie an jener Küste gar nicht
existiren könnten, wenn keine Missionäre vorhanden wären. Wenn wir
civilisiren wollen — und das wollen wir ja! — so müssen wir auch Mis-
sionäre nach Afrika senden; damit sorgen wir nicht nur für unsere materiellen
Interessen, sondern anch für die Ausbreitung des Christentums. Den
englischen Missionären dürfe man das Missionswerk nicht überlassen; hätten
wir z. V. unsere deutschen Missionäre nicht in Westafrika gehabt, sondern
nur englische, so wären die deutschen Gebietserwerbungen dort gewiß nicht
so glatt verlaufen. — Die Mission, wie sie bis jetzt bei uns bestehe, liege
freilich in den Händen des Pietismus, aber nur deßhalb, weil Andere
die Sache preisgegeben haben. Ein anderer, nicht pietistischer Verein sei
aber jetzt gegründet worden: nämlich der Allgemeine evangelische
protestantische Missionsvercin, der sich in Deutschland und der
Schweiz bereits weit ansgebreitet und dem fast alle freisinnigen Pro-
testanten angehören. Redner forderte dringend auf, diesem Verein bei-
zutreten.

Z3 riefkasten.

H. I- Sch. in N. Bezüglich der gewünschten Einbanddecke werden
wir sehen, was zu machen ist.
H. H. L. in Sp. Eines oder das andere der uns gütigst einge-
sandten G. kann, wenn der Vorrat vergriffen, Verwendung finden. Keines-
falls aber Nr. 2, das schon sonstwo zum Abdrucke gelangte.
An die verehrlichen Mitarbeiter. Undeutliche und unleserliche
Manuscripte, sowie nachträgliches Einschaltcn von Wörtern und ganzen Sätzen
in dem Korrektur-Abzug erschweren die Arbeit des Setzers, für welche
Aenderungen er Vergütung zu beanspruchen berechtigt ist. Wer aber über-
nimmt letztere? Darum bitten wir um gut geschriebene Einsendungen.
H. Jnsp. G. zu Herschberg. Manuskript dankend erhalten. Der
Betrag pro 1. Quartal des Museums unter Kreuzbandsendnng beträgt
1 Mk. 10 Pfg. Derselbe wolle direkt an die Expedition zu Neustadt
gesandt werden.
H. v r. Schm, zu Edenkobe n. Besten Dank und herzlichen Gruß!
H. Biblioth. vr. W. zu Heidelberg. Geben Sie denn gar kein
„historisches" Lebenszeichen von sich? — Sie haben solche doch in Aus-
sicht gestellt!

N r L L e.
Die Redaktionen derjenigen Pfalz. Blätter, die ein Tanschexemplar
des „Museum" erhalten, werden freundlich ersucht, die dem Museum vor-
gedruckte „Inhaltsangabe" in ihren Blättern wiedcrzngcben.

Berichtigung.
In Nr. 2 des Museums, Seite 10, Zeile 5 von unten, soll es heißen:
„des orleans'schen Krieges" statt „dreißigjährigen".

Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal. Abonncemntspreis: 1 Mark vierteljährig. "NC
Anzeigen: die vicrgespaltene Zeile oder deren Raum 10 Pfg.
Heransgegebcn und verlegt vom Verein pfälzischer Schriftsteller: 1. Vorstand vr. Mehlis.
Für die Redaktion veranlwortlich: Joh. Hüll, Neustadt a. d. H.

Druck und Expedition Aktiendruckerei Neustadt a. d. H.
 
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