großen Teiles unseres weiteren Vaterlandes geboten ist. Und
dieses Werk null, vou Professor Di-. A. Hilgard in Heidelberg
in mehrjähriger rastloser Arbeit mit peinlichster Sorgfalt und
Gewissenhaftigkeit zustande gebracht, schenkt, wie bekannt, der
Mann, den längst schon jeder Pfälzer mit Stolz zu neunen ge-
wohnt ist, Herr Heinrich Hilgard (Villard) in Berlin,
dem historischen Vereine der Pfalz für seine Mitglieder. Wir
können es uns nicht versagen, die schlichten und doch von so
hoher Denknngsweise zengenden Worte hier wiederzngeben, die
der edle Spender seinem Geschenke als Widmung voran-
geschickt hat:
„Es gewährt mir eine ganz besondere Geuugthuung, dem
historischen Vereine der Pfalz dieses vollendete Werk
! für seine Mitglieder zu überreichen. Ich bitte dieselben, das
Buch entgegcnzunehmen als Beweis des lebhaften Anteiles, den
ich an den Bestrebungen des Vereins nehme. Ich darf wohl
die Hoffnung aussprechen, daß die Gabe als Antrieb zu neuen
Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte unseres Heimat-
landes wirken und dadurch zum Gedeihen des Vereins beitragen
möge. — Ich begrüßte mit Freuden die Gelegenheit, durch diese
Sammlung die Erhaltung der urkundlichen Geschichte meiner
Vaterstadt Spei er zu sichern. Möge ihre Vergangenheit damit
für alle Zeiten der Vergessenheit entrissen fein! — Bei der
Zusammenstellung des urkundlichen Materials wurde nach Mög-
lichkeit gestrebt, das Werk nach Inhalt wie nach der äußern
Form den Anforderungen der Zeit entsprechend zu gestalten.
Möge daher die Arbeit eine ihrer guten Absicht entsprechende
freundliche Aufnahme und wohlwollende Beurteilung finden."
Dieser Wunsch wird — des sind wir gewiß — freudigen
Wiederhall finden, nicht bloß bei dem berufsmäßigen Forscher,
dem hier eine neue, reiche Quelle erschlossen wird, sondern bei
jedem, dem nicht im geschäftigen Treiben des Tages der Sinn
für dasjenige ganz abhanden gekommen ist, was ans den ehernen
Tafeln der Geschichte so ehrfnrchtgebietend zu uns spricht.
Unter den Erwerbungen des historischen Vereines
während der letzten vier Monate ragen besonders die prä-
historischen Fundgegenstände hervor. So sind es beispiels-
weise nicht weniger als 6 Steinwerkzenge ans 5 verschiedenen
Fundorten, welche der Sammlung des Vereines eine sehr er-
wünschte Bereicherung brachten. Das erste ist ein fast walzen-
förmiges, bei 11,5 mn Länge, 13 ovi im Umfang messendes Beil
von dem Schenker, Herrn Brauereibesitzer Ritter in Franken-
stein , beim Graben eines Bierkellers in einer Felsenspalte ea.
10 in unter der Erde gefunden, das zweite ein eben so langes,
aber weniger dickes, gefunden zu Donsieders und geschenkt von
Studiosus Lickt eig, ein besonders schön erhaltenes, vollkommen
glattes Exemplar von 18,4 ein Länge, hinten in eine scharfe
Spitze auslausend, dagegen an der Schneide 7,3 ein breit, ge-
funden in Neuhofen, schenkte Herr Pfarrer Scherer dahier;
endlich fügte Herr Einnehmer Leonhard in Kirchheim a. Eck
zu den beiden früher übersandten noch drei weitere Steinwerk-
zeuge, nämlich einen Meißel und das Bruchstück eines Beiles
ans Kitchheim und ein bei 14 ein Länge und 6 ein Breite
wiederum eine beträchtliche Dicke zeigendes Beil ans der Ge-
markung von Bobenheim. Dazu kamen noch ein Stück ver-
steinertes Holz*), ein künstlich ausgehöhlter Stein, 10 Bruchstücke
von rohen Thongefäßen, ein Stierhorn und verschiedene Brnch-
Dingc solcher Art gehören nicht in ein historisches) sondern in
ein naturwissenschaftliches Museum. D- Sp.-N.
stücke von Hirschgeweihen, sämtlich ans dem Fnndgebiet, welches
die bekannten zwei prähistorischen Skelette zum Vorschein ge-
bracht hat. — Von Herrn gu. Oberförster Wanzel in Kirch-
heimbolanden erhielt der Verein eine schlauchförmige Urne gleich
den beiden in der Göhring'schen Sammlung befindlichen und
das untere Teil einer zweiten, ein wulstförmiges Schüsselchen,
sowie zwei eiserne Messer von hohem Alter. — Eine besonders
erfreuliche Erwerbung aber verdanken wir der Vermittlung des
Herrn Buchhalters Fi s chb a ch von hier, nämlich diejenige eines
Bronzedolches von 24 em Länge und 3,5 em Breite, einer Fibel
ans demselben Metall von 15 em Länge und 6 em Höhe, deren
Nadel durch den Körper eines Vogels mit spitzem Schnabel und
breitem Schweife geht in der Weise, daß der Vogel sich bequem
hin und herschieben läßt, eines 8,5 um langen und 2,5 em breiten
Gürtelhakens und 8 roter Achatperlen, sämtlich einem Felsen-
grabe des Kaukasus entnommen und vortrefflich zur Vergleichung
mit den unserem heimischen Boden angehörigen prähistorischen
Funden sich eignend. — Wir fügen hiezu noch die Ausbeute
zweier von dem Konservator des Vereins, Professor Din W.
H arst er, in Verbindung mit Herrn Bezirksingcnicur Göhring
in Kaiserslautern vom 27. bis 29. August aufgedeckten prä-
historischen Tumult von 24 und 20 m Durchmesser bei Potzbach
in der Nähe von Otterberg, von welchen der erstere zusammen
18 Bronzeringe, nämlich 2 Halsreife, 3 massive Fnßreife, zu
welchen Herr qu. Oberförster Zahn in Otterberg noch einen
ganz gleichen, früher von ihm gefundenen fügte, und 13 Arm-
ringe, der andere außer Thonfragmenten nichts geliefert hat.
Aermer war die abgelaufene Periode an römischen Fund-
objekten. Es sind dies ein sehr zierlich gearbeiteter römischer
Schreibgriffel au^ Bronze, in der kleinen Himmelsgasse dahier
nebst 2 Münzen von Antoninus Pius und Gratianus gefunden
und von Herrn Mangold dem Museum übergeben, ein Teil
eines römischen Stuhlfußes aus Bronze von Herrn Fischbach
und wiederum eine Anzahl Scherben von Terrasigillata-Gefüßen,
ein Ziegelbruchstück mit dem Stempel der XXII. Legion und
10 Töpferstempel mit den Namen Animo, Attilius, Augustinus,
Cobnertns, Geminus, Janinus, Otonius, Quartus, Stabilis
und einem Zweifelhasten von Herrn Hanptlehrer Pfeiffer in
Rheinzabern.
Die neuere Zeit ist vertreten durch einen ornamentierten
Renaissaneekrug, die Gnßsorin einer die hl. Jungfrau mit dem
Leichqam Christi darstellenden Gtuppe und einen auf Pergament
geschriebenen Kaufbrief von 1771, wobei oie Bürgermeister Joh.
Heinrich Welch und Joh. Karl Alex. Holtzmann sowie der
gesamte Speierer Stadtrat als Zeugen fungierten, mit an-
hängendem großem Stadtsiegel, sämtlich Geschenke des Herrn
Maurermeisters Graf. Ferner ist zu erwähnen ein Steprer
Lehrbrief „auf Hannsen Grundtner, Mühll-Junger, Lauttend,"
vom Jahr 1650, Geschenk des Herrn Ludwig Weltz, eine von
dem Speierer Stadtbnchdrncker Lndw. Beruh. Frieder. Gegel
1767 gedruckte Bibel, Geschenk von Frl. Poehn, und anderes
dergleichen. — Besonders dankenswert aber war die durch hohe
Kgl. Kreisregierung angeordnete Ueberweisnng einer Sammlung
von mehr als 300 verschiedenen Siegelabdrücken 124 pfälzischer
Gemeinden, worunter besonders Kaiserslautern durch Zahl und
geschmackvolle Anordnung der Abdrücke hervorragt, dreier sarbiger
Wappenabbildnngen von Westheim und Kirchheimbolanden,
endlich 54 älterer Originalsiegelstöcke von 36 verschiedenen Ge-
meinden. — Eine interessante Erwerbung haben schließlich noch
die letzten Tage gebracht, nämlich die eines Originalbrieses des