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war Eigeuthum der Mörder. — So zerstreuten sich nun die
unglücklichen Speyerschen Einwohner nach allen Gegenden hin,
ohne daß oft der Vater etwas von seinem Kinde, oder das Weib
etwas von seinem Manne wußte. Viele mögen auf dieser un-
glücklichen Flucht umgekommeu sehn: denn man fand noch lange
nachher in dichten Hecken und verborgenen Höhlen Leichname
von Männern, Weibern nnd Kindern.
Der französische Hof gestattete wahrend des ganzen Krieges,
der bis zum Jahre 1697 sortwüthete, nicht, auch nur eine einzige
Hütte aus den Trümmern der Stadt zn erbanen. Einige tausend
Einwohner hatten sich darein ergeben, ans französischen Boden
zn wohnen. Die übrigen, welche dem Fener nnd Schwerdt glück-
lich entronnen waren, mußten zehn Jahre lang mit dem Bettel-
stäbe in der Hand als Flüchtlinge herum irren. Einige hatten
sich nach Durlach geflüchtet, und erlebten hier im folgenden
Jahre denselben schauderhaften Anblick, der sie von ihrer väter-
lichen Heimath vertrieben hatte. Ungeachtet der spähenden Auf-
passer hatten sich doch einige hundert Personen in Heidelberg
wieder versammlet. Darunter waren zwey Bürgermeister, einige
Mitglieder des Raths, der Bischof und mehrere Geistliche. Alle
hielten hier fest zusammen, berathschlagten sich über die Wieder-
herstellung des gemeinen Wesens, und arbeiteten tren und red-
lich, ein jeder in seinem Berufe. Von hier aber wurden sie im
Jahre 1693, ley der gänzlichen Verwüstung Heidelbergs, aber-
mals verscheucht, und vereinigten sich wieder in Frankfurt am
Mahn, wo sie eine wahrhaft brüderliche Ausnahme und Er-
leichterung ihres kläglichen Schicksals sanden.
Nach der Wiederherstellung des Friedens ward cs ihnen
verstattet, ihre kleine Republik wieder auszurichteu. Und dieß
thateu sic mit solchem Eifer, daß nach zehn Jahren der größte
Theil der Stadt wieder ausgebaut, und nach snnszig Jahren von
der fürchterlichen Verwüstung nichts mehr zn merken war. Die
Stadt zählte vor ihrer Einäscherung 788 bürgerliche Häuser,
22 öffentliche Gebäude, eiu großes Schloß, mehrere Klöster,
Kircheu uud Stifte. Tie Zahl der Bürger belief sich aus 400.
Jetzt hat Speyer au cilf hundeet Häuser uud au sie en hundert
Bürger. So bald können trene Vaterlandsliebe, ernstes männ-
liches Ausharren und ein redlicher Eifer die Spuren der Zer-
störung und des Verderbens verwischen.
Allerlei.
In pny bei taut er bürg slarb im Januar dieses Jahres Srei
Herr Valentin van Schwarz. Er war ein Enkel des am Ende nein
stoffenen Jahrhunderts im Schlößchen zu Berg, das nachher durch die
Republikaner zerstört wurde, verstorbenen Gencral-Seldmarschalls Freiherr
Alexander v Schwartz und ein Bruder des durch den Krimkrieg bekannten
russischen Generals von Schwartz, welcher 1812 den Zug nach Rußland
nütmachtc und dort in rnssische Dienste trat Kurfürst Max Josef von
Baiern erneuerte den 16 tlov. test) den Adelsbrief dieser Samilie v.
Schwartz Auch damals schon waren mehrere Generäle ans dieser ritter-
lichen Sannlie hervorgegangcn, wie in dem Adelsbriefe naher angegeben
ist. Der Heimgegangene Sreiherr Val. v. Schwartz, nahezu 8Ä Jahre alt,
war ein Mann von Eharakter, sehr nüchtern, ein treuer Sohn seiner
Kirche, würdig seiner Ahnen.
Der Tag der Iff. Dnrlnna (4 Dez.) wurde bisher seit langer Zeit von
den Bergleuten feierlich begangen, da diese die hl. Barbara als Schutz-
patronin Verehrer'. In der Artillerie und bei der Ingenieurwasse bürgert
sich nun allmälig der Gebrauch ein. gleichfalls jenen Tag zu feiern und
die HI. Barbara als Schutzpatronin zu wählen. Merkwürdiger Meise
kommt dieser Gebrauch sogar in der preußischen Armee auf, wo doch die
protestantischen Traditionen und das protestantische Gefühl der meisten
Vorgesetzten, des obersten Kriegsherrn und der meist protestantischen
Soldaten, sollte man meinen, sich dagegen sträuben würden. Das ist aber
nicht der Sall. sondern das Sest der hl Barbara wird unseres Missens
gerade in der deutschen Reichsarmee feierlich begangen und diese Seier
von oben begünstigt Bei der Artillerie und den Pionieren der italienischen
Armee ist dieser Tag ein großer Seiertag Die hl. Barbara gilt schon
seit Urzeiten als Patronin der Bergleute und Seuerwerker und auf den
französischen Kriegsschiffen heißt die Pulverkammer bekanntlich St. Barbe.
(Das Sest der hl. Barbara wurde am Sonntag den S. Dez. in St. Ingbert
von der ganzen Knappschaft durch große Parade in beiden Kirchen feier-
lieh begangen )
Zvejflnirg. In der Glasmalerei der Herren Gebrüder Gtt hier ist
ein neues prachtvoll ausgeführtes Senster für die Stiftskirche in Meißen-
bilrg angefertigt worden; welches nach den Zeichnungen des Malers
Seuerstein in München die Verkündigung Mariä zeigt. Dieses Senster,
welches als Gegenstück des von Hans v. Mackenheim im 1Z. Jahrhundert
jener Kirche gewidmeten Sensters dienen wird und bereits in einer Seiten-
.kapelle der Stiftskirche eingesetzt wurde, ist von dem Bezirkspräsidenten
v Stichaner und dessen Gemahlin zum Andenken an deren Aufenthalt in
Meißenburg der Kirche geschenkt worden. Unten an den Seiten des in §
schönster Sarbenpracht erscheinenden Sensters ist das Mappen des Beznks-
präsidenten v. Stichaner und die Inschrift sichtbar: .Josef v. Stichaner,
Kreisdircktor von Meißenburg von 1872—1886° und links dasselbe
Mappen mit der Inschrift „Srau v. Stichaner geb. Jordan". Das Senster
ist eine neue Zierde der alt-ehrwürdigen, schönen Stiftskirche in Meißcn-
burg und gibt den Verfertigern, den Glasmalern Gebrüder Gtt. das beste
Zeugnis für der/n vollendete Kunst vom Befinden des Herrn Bezirks-
präsidenten v Stichaner ist leider nichts Günstiges zu melden Er wird
wahrscheinlich zunächst auf ein Jahr Urlaub erhalten.
Am 6. Februar a. c. verstarb in seiner Vaterstadt
Zweibrücken im 79. Lebensjahre der auch weit über die
Grenze unserer Psalz bekannte Dichter
Herr Karl Joseph Schuler, qu. k. Landrichter.
Seine Poesien, aus die wir noch in diesen Blättern
zu sprechen kommen, sichern ihn: einen Ehrenplatz unter
den psälzischen Dichtergenossen, und wir bedauern auf-
richtig den Heimgang des Freundes, dessen edle Herzens-
regungen sich so schön in seinen Versen widerspiegeln.
Er ruhe im Frieden!
!>ic Redaktion.
lllsi
in Heidelberg
sind vollständige ungebundene Exemplare der
Urkundlichen Geschichte
der Bürgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gancn,
Grafschaften nnd Herrschaften der Bayerischen Pfalz
von
I. G. Lehmann
ö Lände in 10 Lieferungen für den Betrag von 12 Mark
zu beziehen.
Avon Ernst Earlebactp AntiquanatA
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hüll, Llr. N. Neustadt a. d. H.
Truck und Verlag von H. K a y s e r in Kaiserslautern.
war Eigeuthum der Mörder. — So zerstreuten sich nun die
unglücklichen Speyerschen Einwohner nach allen Gegenden hin,
ohne daß oft der Vater etwas von seinem Kinde, oder das Weib
etwas von seinem Manne wußte. Viele mögen auf dieser un-
glücklichen Flucht umgekommeu sehn: denn man fand noch lange
nachher in dichten Hecken und verborgenen Höhlen Leichname
von Männern, Weibern nnd Kindern.
Der französische Hof gestattete wahrend des ganzen Krieges,
der bis zum Jahre 1697 sortwüthete, nicht, auch nur eine einzige
Hütte aus den Trümmern der Stadt zn erbanen. Einige tausend
Einwohner hatten sich darein ergeben, ans französischen Boden
zn wohnen. Die übrigen, welche dem Fener nnd Schwerdt glück-
lich entronnen waren, mußten zehn Jahre lang mit dem Bettel-
stäbe in der Hand als Flüchtlinge herum irren. Einige hatten
sich nach Durlach geflüchtet, und erlebten hier im folgenden
Jahre denselben schauderhaften Anblick, der sie von ihrer väter-
lichen Heimath vertrieben hatte. Ungeachtet der spähenden Auf-
passer hatten sich doch einige hundert Personen in Heidelberg
wieder versammlet. Darunter waren zwey Bürgermeister, einige
Mitglieder des Raths, der Bischof und mehrere Geistliche. Alle
hielten hier fest zusammen, berathschlagten sich über die Wieder-
herstellung des gemeinen Wesens, und arbeiteten tren und red-
lich, ein jeder in seinem Berufe. Von hier aber wurden sie im
Jahre 1693, ley der gänzlichen Verwüstung Heidelbergs, aber-
mals verscheucht, und vereinigten sich wieder in Frankfurt am
Mahn, wo sie eine wahrhaft brüderliche Ausnahme und Er-
leichterung ihres kläglichen Schicksals sanden.
Nach der Wiederherstellung des Friedens ward cs ihnen
verstattet, ihre kleine Republik wieder auszurichteu. Und dieß
thateu sic mit solchem Eifer, daß nach zehn Jahren der größte
Theil der Stadt wieder ausgebaut, und nach snnszig Jahren von
der fürchterlichen Verwüstung nichts mehr zn merken war. Die
Stadt zählte vor ihrer Einäscherung 788 bürgerliche Häuser,
22 öffentliche Gebäude, eiu großes Schloß, mehrere Klöster,
Kircheu uud Stifte. Tie Zahl der Bürger belief sich aus 400.
Jetzt hat Speyer au cilf hundeet Häuser uud au sie en hundert
Bürger. So bald können trene Vaterlandsliebe, ernstes männ-
liches Ausharren und ein redlicher Eifer die Spuren der Zer-
störung und des Verderbens verwischen.
Allerlei.
In pny bei taut er bürg slarb im Januar dieses Jahres Srei
Herr Valentin van Schwarz. Er war ein Enkel des am Ende nein
stoffenen Jahrhunderts im Schlößchen zu Berg, das nachher durch die
Republikaner zerstört wurde, verstorbenen Gencral-Seldmarschalls Freiherr
Alexander v Schwartz und ein Bruder des durch den Krimkrieg bekannten
russischen Generals von Schwartz, welcher 1812 den Zug nach Rußland
nütmachtc und dort in rnssische Dienste trat Kurfürst Max Josef von
Baiern erneuerte den 16 tlov. test) den Adelsbrief dieser Samilie v.
Schwartz Auch damals schon waren mehrere Generäle ans dieser ritter-
lichen Sannlie hervorgegangcn, wie in dem Adelsbriefe naher angegeben
ist. Der Heimgegangene Sreiherr Val. v. Schwartz, nahezu 8Ä Jahre alt,
war ein Mann von Eharakter, sehr nüchtern, ein treuer Sohn seiner
Kirche, würdig seiner Ahnen.
Der Tag der Iff. Dnrlnna (4 Dez.) wurde bisher seit langer Zeit von
den Bergleuten feierlich begangen, da diese die hl. Barbara als Schutz-
patronin Verehrer'. In der Artillerie und bei der Ingenieurwasse bürgert
sich nun allmälig der Gebrauch ein. gleichfalls jenen Tag zu feiern und
die HI. Barbara als Schutzpatronin zu wählen. Merkwürdiger Meise
kommt dieser Gebrauch sogar in der preußischen Armee auf, wo doch die
protestantischen Traditionen und das protestantische Gefühl der meisten
Vorgesetzten, des obersten Kriegsherrn und der meist protestantischen
Soldaten, sollte man meinen, sich dagegen sträuben würden. Das ist aber
nicht der Sall. sondern das Sest der hl Barbara wird unseres Missens
gerade in der deutschen Reichsarmee feierlich begangen und diese Seier
von oben begünstigt Bei der Artillerie und den Pionieren der italienischen
Armee ist dieser Tag ein großer Seiertag Die hl. Barbara gilt schon
seit Urzeiten als Patronin der Bergleute und Seuerwerker und auf den
französischen Kriegsschiffen heißt die Pulverkammer bekanntlich St. Barbe.
(Das Sest der hl. Barbara wurde am Sonntag den S. Dez. in St. Ingbert
von der ganzen Knappschaft durch große Parade in beiden Kirchen feier-
lieh begangen )
Zvejflnirg. In der Glasmalerei der Herren Gebrüder Gtt hier ist
ein neues prachtvoll ausgeführtes Senster für die Stiftskirche in Meißen-
bilrg angefertigt worden; welches nach den Zeichnungen des Malers
Seuerstein in München die Verkündigung Mariä zeigt. Dieses Senster,
welches als Gegenstück des von Hans v. Mackenheim im 1Z. Jahrhundert
jener Kirche gewidmeten Sensters dienen wird und bereits in einer Seiten-
.kapelle der Stiftskirche eingesetzt wurde, ist von dem Bezirkspräsidenten
v Stichaner und dessen Gemahlin zum Andenken an deren Aufenthalt in
Meißenburg der Kirche geschenkt worden. Unten an den Seiten des in §
schönster Sarbenpracht erscheinenden Sensters ist das Mappen des Beznks-
präsidenten v. Stichaner und die Inschrift sichtbar: .Josef v. Stichaner,
Kreisdircktor von Meißenburg von 1872—1886° und links dasselbe
Mappen mit der Inschrift „Srau v. Stichaner geb. Jordan". Das Senster
ist eine neue Zierde der alt-ehrwürdigen, schönen Stiftskirche in Meißcn-
burg und gibt den Verfertigern, den Glasmalern Gebrüder Gtt. das beste
Zeugnis für der/n vollendete Kunst vom Befinden des Herrn Bezirks-
präsidenten v Stichaner ist leider nichts Günstiges zu melden Er wird
wahrscheinlich zunächst auf ein Jahr Urlaub erhalten.
Am 6. Februar a. c. verstarb in seiner Vaterstadt
Zweibrücken im 79. Lebensjahre der auch weit über die
Grenze unserer Psalz bekannte Dichter
Herr Karl Joseph Schuler, qu. k. Landrichter.
Seine Poesien, aus die wir noch in diesen Blättern
zu sprechen kommen, sichern ihn: einen Ehrenplatz unter
den psälzischen Dichtergenossen, und wir bedauern auf-
richtig den Heimgang des Freundes, dessen edle Herzens-
regungen sich so schön in seinen Versen widerspiegeln.
Er ruhe im Frieden!
!>ic Redaktion.
lllsi
in Heidelberg
sind vollständige ungebundene Exemplare der
Urkundlichen Geschichte
der Bürgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gancn,
Grafschaften nnd Herrschaften der Bayerischen Pfalz
von
I. G. Lehmann
ö Lände in 10 Lieferungen für den Betrag von 12 Mark
zu beziehen.
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