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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 6.1889

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Nr. 9 (1. September 1889)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29791#0066
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— 66 —

Zum Kerzen war ihm gedrungen
Der zarten Minne Spiel;
Er dünkt sich wieder ein Mräblein,
Dem solches wohlgesiel
Da zischt übers Dal herüber
(kin Pfeil, von waldeswärts,
Und hat als Ziel gefunden
Das betrogene (valtenherz

Und unter den schneeigen Linnen
Der Alte den Geist verhaucht
G sagt mir, ihr Lüfte, wer hat wohl
Die kand in Lrevel getaucht?
Zhr Mipfel, trieb wohl die Duhle
Den launigen Mummenschanz,
Auf daß den Slug des Pfeiles
Geleitet der Lmnenglanz? —

Des Alten kerz war gebrochen
Die Liebenden schwelgten befreit.
So vieles bleibt ungerochen,
Mas laut zum Kimmel schreit.
Und wem die Dlum entsprießet,
Der wähnt als eigen sie ganz,
lindes ein Andrer genießet
Geheim ihren Duft und Glanz!

Eine ^cmderuM im Rcuübiandu

Don M. M. Xp.

(Lortsetzung )

A ach dem Aussterben des Geschlechtes derer von Dachsburg
l ß ging die Grafschaft an ein pfälzisches Geschlecht, die
Leininger, über; diese gaben den Besch im 17. Jahrhunderte
ans. Erst 1792 wurde Dagsburg von den Franzosen be-
setzt und t801 an sie abgetreten. Bis dahin hatte die
Grafschaft zum Elsaß gehört, jetzt gehört der Ort nebst Um-
gebung zum lothringischen Kreis Saarburg. Auf 16000 Hektaren
Land treffen 13000 Hektaren Wald im Gebiete der früheren
Grafschaft, die aus Tagsburg und vier umliegenden Orten be-
stand. Es gibt viele Sagemühlen in der Umgegend; die Dorf-
bewohner leben von Waldgcwerben und verfertigen Holzwaren.
Doch scheint es mit dem Wohlstände derselben nicht weit her
Zu sein. Das Gasthaus von Bour ist empfehlenswert; außer

Zweibrücker Tivolibier gab es da trefflicheu Rotwein von Vic
in Lothringen. Hier befand sich auch eine französische Familie
in der Sommerfrische. Ein heftiges Gewitter, das sich gegen
Abend entlud, nötigte mich in Dagsburg Zn übernachten. Tes
anderen Morgens verließ ich dieses echte Wasgaudors, das bald
darauf Anfangs Winter durch eine Feuersbrunst zum großen
Teile eingeüschert wurde. Auf dem sogenannten „Jägersteig"
kam ich durch prächtige Bestände von Edeltannen nach Engen-
thal, das aus vielen zerstreuten Häusern besteht und, wie der
Name sagt, in einem engen Thal liegt, welches durch das Flüß-
chen Massig belebt wird. In einem Seitcnthale, ganz in der
Nähe, liegt die vielbesuchte Sommerfrische Wangenburg am
Fusse der gleichnamigen Burgruine. Was gesunde Lust, malerische
Umgebung und schöne Waldspaziergünge betrifft, so kann sich Wan-
gcnburg mit manchen berühmten Sommerfrischen des Schwarz-
waldes Wohl messen. Ohne einzukehren, unternahm ich sofort
den Aufstieg aus den 963 Meter hohen Schneeberg. Der Fuß-
pfad, der hinaufführt, hat viele Ähnlichkeit mit dem Weg, der
von Bad Griesbach im badifchen Schwarzwalde zur „Zuflucht"
führt. Sobald man aus dem Tannenwalde herausgetretcn ist,
hat man den breiten, mit Heidekraut, Birken und verkrüppelten
Föhren bewachsenen Sattel vor sich, auf dem oben mächtige
Felsblöcke aufgetürmt sind. Von dieser windumbrausten Warte
aus hat man eine weite Aussicht über das Waldgebirge nach
der Richtung von Zabern, Pfalzburg und Saarburg, fowie gen
Westen nach der Lothringer Platte, auf der sich mehrere Seen
als Weiße, glänzende Punkte abhebcn; nach Süden ist die Aus-
sicht beschränkter. Auf dem Wege vom Schneeberge zu dem
unterhalb desselben auf der Südfeite gelegenen Forsthause Nideck
begegnete ich zwei Oberförstern, kräftigen Gestalten, von denen
der eine ein Preuße, der andere ein Baier war. Sie schienen
gut miteinander zu stehen. Das Ncbeneinandcrwirken von Be-
amten aus den verschiedenen deutschen Staaten in Diensten des

Reiches bietet eine früher nicht vorhandene Gelegenheit dazu,
daß die einzelnen deutschen Stämme sich gegenseitig näher kennen
und schätzen lernen. Das Forsthaus Nideck liegt am oberen
! Ende des Thales, aus dem die Nideck zur Ebene abfließt, und
ist kulifscnartig auf 3 Seiten von Wald umrahmt, während auf
der Südfeite ein grüner Wiescnplan unmittelbar vor dem im
Schweizer Stile gebauten Hause sich ausbreitct. Ich habe noch
nicht leicht ein Forsthaus angetroffen, das so reizend ia frischem
Waldesdickichte versteckt und doch cut zugänglich liegt — ein
wahres Schmuckkästchen. Dem netten Äußeien entspricht ganz
das Innere. Ein hübsch eingerichtetes Wirtszimmer empfängt
den Gast nnd Küche und Keller ist Wohl bestellt Dank der Um-
sicht der Frau Försterin. Daß diese und ihr Mann aus Baiern
stammen, wird dem Fremden sofort klar, wenn er erfährt, daß
es allhier Münchener BUr in Flaschen gibt. Namentlich gefiel
mir noch die entschlossene Art und Weise, wie die Frau Försterin,
für die Ausbreitung des Deutschtums Antritt. Ihr Grund-
i satz, den sie fest durchführt, ist keinem Elsässer etwas zu ver-
; abreicheu, der etwas auf französisch verlangt, obwohl er deutsch
versteht. So hat sie schon manchen Französling gehörig an-
laufen lassen. Dieses wackere Beispiel verdiente allseitig nach-
geahmt zu werden. Eine kleine halbe Stunde vom Forsthause
entfernt, ist der sehenswerte Nidccker Wasserfall, den die Nideck
bildet, indem sie sich durch die kessclartige Verengung des Thal-
grundes brausend hinabstürzt. Nebenan im Gebüsch versteckt,
befindet sich der viereckige Turm der im 13. und 14. Jahr-
hunderte erbauten Burg. Wem wäre nicht diese dem Namen
nach fowie die daran geknüpfte Sage durch Adalberts von Chamisso
schönes Gedicht „Das Riesenspielzeug" von Kindheit auf bekannt?
Gedichte, wie dieses und so manches von Uhland, erschließen sich
schon dem Verständnisse des Knaben völlig und bilden ein un-
verlierbares, geistiges Besitztum für das ganze Leben. Am t3.
September in der Frühe verließ ich das gastliche Forsthaus, um
die Wanderung nach dem Donon fortzusehen — 6 Stunden für
geübte Fußgänger, wie mein Reiseführer schreibt. Lohnend
wurde die Wanderung sür mich, aber statt um 1 Uhr mittags
traf ich erst abends um 8 Uhr im Forsthause am Donon ein.
Das ging so zu. Nachdem ich auf deu Kamm des Gebirges
zurückgestiegen war, hielt ich, beständig auf dem durch Pfeile
bezeichneten Pfade marschierend, die südwestliche Hauptrichtung
mehrere Stunden richtig inne, bis ich mit einemmale an einer
nicht deutlich bezeichneten Wegkreuzung die Richtung verlor und,
wie ich zn spät merkte, bedeutend abkam, nämlich in nördlicher
Richtung. Doch war diese Irrfahrt auch halb und halb eine
freiwillige, indem ich meinem Hang zum Eindringen in des
Waldes tiefste Gründe zusehr nachgab. Um halb 3 Uhr nach-
mittags kam ich aus dem endlosen, dunklen Tannenforste her-
aus auf eine Blöße und sah zu meiner freudigen Überraschung
unter mir ein grünes Wiesenthal, durch welches sich eine Weiße
Landstraße hinschlüngelte. Unten traf ich zum Glück einige mit
Henmachen beschäftigte Leute; diese belehrten mich, daß die
Straße nach dem noch 5 Kilometer entfernten Albersweiler führe.
 
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