2
kannte. Aber die Frau hatte auch üble Eigenschaften; sie war von Herrschsucht uv
Habgier erfüllt und übte deshalb auf ihren Gebieter, den ohnehin das Laster
Geizes schon in bedenklichem Grade umfing, nur verderblichen Einfluß aus.
- Frau Barbara hatte soeben längere Zeit auf den Bürgermeister eingesproch^
und ihm mit großer Zungenfertigkeit auseinandergesctzt, daß sie mit ihrem
in der Kirche nicht zufrieden sei; sie könne es nicht länger mit ansehen, wie sich
Frauen der vornehmen Bürger in den schönen Kirchcnstühlen breit machlsü'
obschon die Eheherren der Bürgerinnen für das Vorrecht eigener, abgeschlossener Sn/
nur ein Bettelgeld an die Kirche entrichteten.
Nein, es geht nicht, erwiderte Schönlaub,, die ganze Gemeinde brächte
gegen mich auf, wollte ich den Preis für die Kirchenstühle verdoppeln, wie ihr
heischt. Und wo bliebe der Vorteil davon für mich, den ihr so hervorhebetd
Mehrerträgnis der Kirchenstühle müßte doch dem Kirchenvermögen zugcführt werdcs^
Stört euch nicht an den: hochmütigen Benehmen der Weiber, sie dürfen euch /
doch nicht zu nahe treten.
O, selbst in der Kirche Weichen sie mir aus, die eingebildeten, alldahiesig^
Bürgersfrauen, fuhr Barbara jetzt erregt fort, sie rauschen an mir vorüber, rümpll^
die Nase und schließen sich selbstgefällig in ihren bevorzugten Plätzen ab. Gewiß,
ihr müßt die Preise dafür verdoppeln, noch besser verdreifachen, hört ihr Bürge^
meister! .Sind darüber die Leutchen etwa mißvergnügt, so mögen sie schelten ul^
klagen, soviel sic wollen. Müssen sie endlich den Geldbeutel weiter aufthun
sich die Plätze zu sichern, so wirb vielleicht doch für mich ein abgeschlossener Kirchen-
stuhl frei. Mitten unter der hochmütigen Gesellschaft, in der vordersten Nell/'
möchte ich ihn haben.
Schönlaub saß schweigend in seinem Lehnstuhl. Er überlegte, war aber scho^
halb gewonnen, doch zögerte er noch, seine Zustimmung zu äußern, denn er heg,^
in der That schwere Bedenken gegen eitlen Gewaltstreich, wie ihn die Wirtschaften^
- ihm ansinnen wollte.
Und dann, fuhr die Frau nun hartnäckig fort, nützen eure Kenntnisse und dll
guten Beziehungen, die ihr mit der Staatsregierung unterhaltet, doch der Stadt
soviel, daß es nicht mehr als recht und billig ist, wenn ihr dabei auch ein wenV
für euch selbst sorgt. Die Verwaltung der Stadtkirche ruht doch in eurer Hand
und ihr könnt es gewiß einrichten, daß beide Teile gut bei der Erhöhung der Stuhls
. gebühren fahren Ihr dürft dabei auch ein wenig an mich denken, da ich euch nut
der Führung der Wirtschaft doch gewiß Opfer bringe, während ich sonst mein Leben
ohne all den Ärger und Verdruß noch behaglich draußen in meinem Heimatdorf
genießen könnte.
Wenn euch soviel daran liegt, Barbara, sprach jetzt der Bürgermeister ent-
schlossen, so soll es auch so gehalten werden. Ohne daß die Hunde kläffen, wird es
Wohl nicht geschehen können, fügte er mit trockenem Lachen hinzu, aber beißen können
sie nicht, denn ich werde ihnen Maulkörbe anzulegen wissen.
Mit vergnügter Miene zog Frau Barbara ab. Der Bürgermeister blieb
sinnend im Sessel sitzen. Er überdachte in: Stillen, wie er seine Maßnahmen zur
Durchführung dieser unerhörten Willkür zu treffen habe. Befriedigt nickte er schließ-
lich; dann aber fesselte etwas anderes die Gedanken des Stadtoberhauptes, denn
seine Miene verfinsterte sich. Plötzlich stieß er zwischen den Zähnen hervor:
Dieser Goldschmied Traumann mag sich in acht nehmen,, er soll meine Hand
verspüren!
Bürgermeister Schönlaub der seit einer Reihe von Jahren an der Spitze der
Stadt und ihres drei Dörfer umfassenden Gebietes stand, war ein nicht gewöhnlicher
Mann. Seine außerordentlichen Fähigkeiten und seine hohe Bildung, die sich auf
alle gelehrten Gebiete erstreckte, hätten ihn: sogar eine höhere Stelle zugewicsen, als
dn des Stadtobcrhauptcs einer nicht mehr als mittelgroßen Stadt. Schönlaubs
kannte. Aber die Frau hatte auch üble Eigenschaften; sie war von Herrschsucht uv
Habgier erfüllt und übte deshalb auf ihren Gebieter, den ohnehin das Laster
Geizes schon in bedenklichem Grade umfing, nur verderblichen Einfluß aus.
- Frau Barbara hatte soeben längere Zeit auf den Bürgermeister eingesproch^
und ihm mit großer Zungenfertigkeit auseinandergesctzt, daß sie mit ihrem
in der Kirche nicht zufrieden sei; sie könne es nicht länger mit ansehen, wie sich
Frauen der vornehmen Bürger in den schönen Kirchcnstühlen breit machlsü'
obschon die Eheherren der Bürgerinnen für das Vorrecht eigener, abgeschlossener Sn/
nur ein Bettelgeld an die Kirche entrichteten.
Nein, es geht nicht, erwiderte Schönlaub,, die ganze Gemeinde brächte
gegen mich auf, wollte ich den Preis für die Kirchenstühle verdoppeln, wie ihr
heischt. Und wo bliebe der Vorteil davon für mich, den ihr so hervorhebetd
Mehrerträgnis der Kirchenstühle müßte doch dem Kirchenvermögen zugcführt werdcs^
Stört euch nicht an den: hochmütigen Benehmen der Weiber, sie dürfen euch /
doch nicht zu nahe treten.
O, selbst in der Kirche Weichen sie mir aus, die eingebildeten, alldahiesig^
Bürgersfrauen, fuhr Barbara jetzt erregt fort, sie rauschen an mir vorüber, rümpll^
die Nase und schließen sich selbstgefällig in ihren bevorzugten Plätzen ab. Gewiß,
ihr müßt die Preise dafür verdoppeln, noch besser verdreifachen, hört ihr Bürge^
meister! .Sind darüber die Leutchen etwa mißvergnügt, so mögen sie schelten ul^
klagen, soviel sic wollen. Müssen sie endlich den Geldbeutel weiter aufthun
sich die Plätze zu sichern, so wirb vielleicht doch für mich ein abgeschlossener Kirchen-
stuhl frei. Mitten unter der hochmütigen Gesellschaft, in der vordersten Nell/'
möchte ich ihn haben.
Schönlaub saß schweigend in seinem Lehnstuhl. Er überlegte, war aber scho^
halb gewonnen, doch zögerte er noch, seine Zustimmung zu äußern, denn er heg,^
in der That schwere Bedenken gegen eitlen Gewaltstreich, wie ihn die Wirtschaften^
- ihm ansinnen wollte.
Und dann, fuhr die Frau nun hartnäckig fort, nützen eure Kenntnisse und dll
guten Beziehungen, die ihr mit der Staatsregierung unterhaltet, doch der Stadt
soviel, daß es nicht mehr als recht und billig ist, wenn ihr dabei auch ein wenV
für euch selbst sorgt. Die Verwaltung der Stadtkirche ruht doch in eurer Hand
und ihr könnt es gewiß einrichten, daß beide Teile gut bei der Erhöhung der Stuhls
. gebühren fahren Ihr dürft dabei auch ein wenig an mich denken, da ich euch nut
der Führung der Wirtschaft doch gewiß Opfer bringe, während ich sonst mein Leben
ohne all den Ärger und Verdruß noch behaglich draußen in meinem Heimatdorf
genießen könnte.
Wenn euch soviel daran liegt, Barbara, sprach jetzt der Bürgermeister ent-
schlossen, so soll es auch so gehalten werden. Ohne daß die Hunde kläffen, wird es
Wohl nicht geschehen können, fügte er mit trockenem Lachen hinzu, aber beißen können
sie nicht, denn ich werde ihnen Maulkörbe anzulegen wissen.
Mit vergnügter Miene zog Frau Barbara ab. Der Bürgermeister blieb
sinnend im Sessel sitzen. Er überdachte in: Stillen, wie er seine Maßnahmen zur
Durchführung dieser unerhörten Willkür zu treffen habe. Befriedigt nickte er schließ-
lich; dann aber fesselte etwas anderes die Gedanken des Stadtoberhauptes, denn
seine Miene verfinsterte sich. Plötzlich stieß er zwischen den Zähnen hervor:
Dieser Goldschmied Traumann mag sich in acht nehmen,, er soll meine Hand
verspüren!
Bürgermeister Schönlaub der seit einer Reihe von Jahren an der Spitze der
Stadt und ihres drei Dörfer umfassenden Gebietes stand, war ein nicht gewöhnlicher
Mann. Seine außerordentlichen Fähigkeiten und seine hohe Bildung, die sich auf
alle gelehrten Gebiete erstreckte, hätten ihn: sogar eine höhere Stelle zugewicsen, als
dn des Stadtobcrhauptcs einer nicht mehr als mittelgroßen Stadt. Schönlaubs